Die Deutschen lagerten an einem Flusse, die Römer aber mangelten des Wassers. Als sie nun murrten, zeigte Marius auf die Feinde hin und sagte: „Dort ist welches zu holen!“
Viele Haufen seiner Soldaten zogen nun, bewaffnet, zu dem Flusse. Die Ambronen machten die Vorhut der Teutonen – sie hatten das Ufer besetzt, und eine große Zahl derselben badete sich im Strome, denn sie dachten an keinen Angriff, weil Marius so lange gezaudert hatte, und sie zu fürchten schien. Jetzt entspann sich aber ein Kampf, der bald allgemein wurde.
Wütend drangen die Ambronen über den Fluß, doch die Römer verstärkten sich mit jedem Augenblick, und die Deutschen gerieten nach langem, blutigem Widerstand in eine wilde Flucht. Die Römer setzten ihnen nach bis zu ihrer Wagenburg.
Jetzt stürzten – mit furchtbarem Geschrei – die Deutschen Weiber hervor, trieben die Ihrigen mit Hohnworten ins Gefecht zurück, und stellten sich selbst dem Feind entgegen; der, ob dieser Erscheinung, zu stutzen anfing.
Mit starker Hand entrissen die Deutschen Frauen römischen Soldaten Schild und Schwert, und empfingen die Todeswunde in die zarte Brust. Das Treffen dauerte bis in die Nacht und blieb unentschieden. Die Römer zogen sich in ihr Lager zurück. Unendliches Zagen ergriff sie.
Dass die Weiber der Deutschen mit wahrem Löwenmut sich in den Kampf gestürzt, und das wankende Gefecht wieder hergestellt, musste sie gewaltig erschüttern. Und war ihre Kriegskunst schon an der Vorhut der Teutonen gescheitert, wie durften sie hoffen, die gesamte Macht zu überwältigen? Die tiefe nächtliche Stille vermehrte noch das ängstliche Besorgnis, und jeden Augenblick fürchteten die Römer einen Angriff.
Plötzlich, wie ein Orkan sich um Mitternacht erhebt, erscholl jetzt der Deutsche Kriegsgesang und hallte von den Bergen zurück. Selbst Marius erblasste; er befahl seinen Kriegern, das Geschrei der Feinde nachzuahmen.
Sie taten es wohl, aber nur schwach, da ihre Stimmen bebten. Die Deutschen verließen indes ihr Lager nicht, und versäumten sogar den folgenden Tag, wodurch ihre Feinde wieder Fassung gewannen, und der römische Feldherr Zeit hatte, den Plan zur Schlacht anzuordnen.
Diese geschah Tags darauf; die Römer hatten den Vorteil der Stellung, und als vollends ein feindlicher Hinterhalt den Deutschen in den Rücken kam, war ihre Niederlage unvermeidlich und allgemein. Eine große Zahl blieb auf der Wahlstatt, und viele wurden gefangen.
Mit den Gebeinen der Erschlagenen sollen nachher die Massilier ihre Weinberge eingefasst haben.
Unter den Gefangenen befand sich auch Teutobach, der Heerführer der Teutonen nebst vielen Deutschen Frauen.
Als sie vor den Marius gebracht wurden, sprachen diese zu dem Römer: „Wir wollen frei sein und Vestalinnen werden, oder sterben.“ (Als Vestalin bezeichnet man eine römische Priesterin der Göttin Vesta).
Der trotzige Feldherr gebot jedoch, im stolzen Grimm seines Herzens, sie gefangen zu halten, damit sie in Rom seinen Triumph schmückten. Sie wollten aber diese Schmach nicht über sich kommen lassen, und töteten sich in der Nacht.
Die Kimbern, welche unterdessen auf der andern Seite der Alpen, in Italien einzubrechen suchten, wurden anfänglich vom Glück begünstigt. Katulus floh vor ihnen bis an die Etsch zurück, und auch dort trieben sie den Römer aus seinen Schanzen, und wollten nun die Ankunft der Teutonen abwarten, deren Niederlage ihnen unbekannt war.
Dadurch gewann Marius Zeit, zum Heere des Katulus zu stoßen.
Die Kimbern boten jetzt den Römern noch einmal friedliche Nachbarschaft an und verlangten Ländereien. Allein jene erzählten ihnen mit Hohn die Niederlage ihrer Genossen, und ließen zum Wahrzeichen die gefangenen Häuptlinge vorführen.
Da sagte Bojorik zum Marius: „So entscheide dann das Schwert, wer fortan der Herr dieses Landes sei. Wähle den Tag und den Ort, wo wir kämpfen wollen als rechtliche Männer.“
Der römische Feldherr war jedoch zu schlau, um in ein so offenes Begehren zu willigen; allein den Kampf nahm er an, und benutzte einen Tag, da zuerst der Nebel und später die Sonne und der Staub den Kimbern nachteilig waren.
Die Schlacht währte lange und blutig, wie kaum eine.
Das vorderste Glied des kimberischen Heeres war mit Ketten vereint, damit keiner von dem andern sich trennen mochte. Hundertvierzigtausend kimberische Männer sollen auf dem Platz geblieben, und sechzigtausend Mann gefangen worden sein. So logen die Römer in ihren Berichten und Geschichtsbüchern. Bojorik sank unter den letzten der Seinigen, nachdem er wie ein Löwe gestritten, und fiel auf einen Hügel von Leichen, die sein Arm gehäuft hatte.
Auch die kimberischen Weiber mischten sich in die Reihen der Ihrigen, und neben dem Gatten lag die tote Gattin, neben dem Jüngling die Braut.
Die, derer das Schwert schonte, zogen sich in die Wagenburg zurück, und verlangten von den Römern, dass man ihnen ihre Freiheit lasse und ihren Gottesdienst. Aber weder das Flehen der Schönheit und des Unglücks, noch das Geschrei der Kinder vermochte die Eisrinde um das Herz des Marius zu schmelzen. Tod oder Sklaverei lautete seine Antwort.
Die Frauen aber wählten den Tod für sich und ihre Kleinen. Viele fanden ihn im Handgemenge mit den Römern, und die andern schnitten das Geflecht der langen blonden Locken ab, und erwürgten sich mit den eigenen Haaren.
Selbst die kimberischen Hunde scheuten die Sklaverei der Römer; sie verteidigten wütend die Hütten ihrer Herrn, die diese auf Wagen mit sich führten, und mussten alle getötet werden.
So endigte dieser unglückliche Kriegszug der Teutonen und Kimbern.
Ausgerottet waren aber darum diese beiden Völkerschaften keineswegs. Kimbern findet man später wieder in der Geschichte, auf der Halbinsel am Ausflusse der Elbe in das Meer, und andere zogen nach Belgien, wo sie sich am Rheine niederließen.
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