Etwa 2,5 Stunden täglich beträgt im Normalfall die durchschnittliche Wegezeit der Beschäftigten in Grande São Paulo. Bei der heutigen Verkehrsdichte und einem hohen Anteil von Schwerlastverkehr brachte auch die Einrichtung großer Ring- und Umgehungsstraßen entlang des Rio Tietê im Norden und des Rio Pinheiros im Westen der Stadt mit der völligen Versiegelung der überschwemmungsgefährdeten Uferbereiche keine spürbare Entlastung mehr. Eine Verbesserung der Verkehrssituation soll der Rodoanel bringen. Die Fertigstellung der neuen Ringstraße, die etwa 30 Kilometer vom Zentrum entfernt liegt, ist für 2016 geplant. Der Rodoanel wird dann alle Fernverkehrsstraßen miteinander verbinden, um eine Entlastung der inneren Ringstraßen (Marginal Pinheiros und Marginal Tietê) vom Schwerlastfernverkehr zu erreichen. Der erste 32 Kilometer lange Bauabschnitt im Westen São Paulos wurde am 11. Oktober 2002 fertiggestellt. Die Einweihung des zweiten 61 Kilometer langen Bauabschnitts im Süden der Stadt erfolgte am 1. April 2010.
Unter besten Bedingungen dauert die Fahrt mit dem Taxi vom Flughafen São Paulo-Guarulhos zum Stadtzentrum etwa eine Stunde, in der Hauptverkehrszeit kann die Fahrt leicht über zwei Stunden dauern.
1997 wurde der „Wechsel der Kraftfahrzeuge“ (rodízio municipal de veículos de São Paulo) zur Verringerung des Kfz-Aufkommens in den Stoßzeiten in den zentralen Stadtteilen eingeführt. Zwischen 07:00 und 10:00 Uhr sowie zwischen 17:00 und 20:00 Uhr an allen Werktagen dürfen alle Kraftfahrzeuge mit zwei bestimmten Endnummern des Kennzeichens nicht das erweiterte Stadtzentrum befahren (montags beispielsweise betrifft dieses Verbot alle Fahrzeuge mit den Endnummern 1 und 2). Dadurch wird das Fahrzeugaufkommen etwas verringert.
Vermögende Bürger fliegen oft mit dem Hubschrauber, um dem Stau auf der Straße zu entgehen. 450 Helikopter sind offiziell zugelassen, zahlreiche Hochhäuser besitzen einen Landeplatz. Nach Angaben der Stadtverwaltung liegt São Paulo beim Hubschrauberverkehr weltweit auf Platz zwei.
Öffentlicher Nahverkehr
Am 24. März 1872 eröffnete die erste Maultierstraßenbahn. Die ersten elektrischen Straßenbahnen fuhren am 17. Februar 1900 in der Stadt. Der Betrieb wurde am 18. September 1968 eingestellt. Am 22. April 1949 wurde der Trolleybusbetrieb eingerichtet. Aus Deutschland wurden hierzu 50 Trolleybusse des Typs ÜHIIIs beschafft. Das Omnibusnetz ist wegen der Größe São Paulos und der Anzahl der Fahrgäste ständig überlastet. Weite Teile der Stadt sind noch nicht ausreichend erschlossen. Die Omnibusse bewegen sich überwiegend auf Vorzugsspuren mit großem zeitlichen Vorteil im Vergleich zum Autoverkehr. Sie sind allerdings in der Hauptverkehrszeit überfüllt.
Insgesamt benutzen pro Tag mehr als drei Millionen Passagiere einen Omnibus und etwa 2,5 Millionen die U-Bahn. 37 Prozent der Bevölkerung fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln. 42 Prozent benutzen einen PKW, um zur Arbeit zu gelangen. Die Busse befördern 73 % der Passagiere des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).
Die am 14. September 1974 eröffnete Metrô São Paulo – drei Linien mit einer Gesamtstreckenlänge von 49 Kilometern – transportiert etwa 22 Prozent, die Vorortbahnen etwa fünf Prozent der Passagiere im ÖPNV. Die Region hat ein umfassendes Programm zur Erweiterung des Angebotes aufgelegt. So sind zwei Linien, sowie die Verlängerung der Linie 4 zurzeit im Bau. Die U-Bahn ist technisch auf hervorragendem Stand und gilt als sicher. Teilweise fahren die Züge im Abstand von 100 Sekunden. Damit nimmt die Metro in São Paulo nach Paris und Moskau, wo teilweise im 90 und 95 Sekundenabstand gefahren wird, in diesem technischen Bereich weltweit eine Spitzenstellung ein.
Die CPTM bietet einen der S-Bahn ähnlichen Personennahverkehr auf sechs Linien mit zahlreichen Umsteigemöglichkeiten zur Metrô an. In den kommenden Jahren sollen 160 km Bahnstrecken, die bisher fast ausschließlich für den Güterverkehr benutzt werden, für den S-Bahn-Verkehr eröffnet werden.
2014 soll der erste Abschnitt der neuen Einschienenbahn eröffnet werden. Im Endausbau soll 2015 eine Streckenlänge von 27 km im automatisierten Betrieb befahren werden. 54 Fahrzeuge werden 18 Stationen bedienen.
Medien
Die Medien in São Paulo und landesweit sind im Besitz einiger weniger Organisationen. Die Konzerne, denen die beiden größten Fernsehsender gehören, „O Globo“ und „Manchete“ kontrollieren auch einige der bedeutendsten Tageszeitungen und Zeitschriften São Paulos. O Globo, das weltweit viertgrößte private Fernsehunternehmen – nach CBS, NBC und ABC in den USA – gehörte, bis zu seinem Tod am 6. August 2003, dem Dollar-Milliardär Roberto Marinho, einer Person mit großem politischen Einfluss.
90 Prozent der Einwohner São Paulos verfügen über einen Fernseher. Die Fernsehsender orientieren sich am nordamerikanischen Vorbild und bevorzugen überwiegend Unterhaltungssendungen und Spielfilme, die hohe Einschaltquoten und Werbeeinnahmen versprechen. Fernsehgebühren werden nicht erhoben.
Das Kabelfernsehen setzt sich in der Stadt immer weiter durch und enthält alle großen nationalen Fernsehsender (Globo, Record, Bandeirantes, Rede TV, TV Cultura) aber auch die Programme von ESPN (Sportkanal), CNN (Nachrichtensender), RAI (Radiotelevisione Italiana), Deutsche Welle, TV5 Monde (französischsprachiger Fernsehsender), NHK (Nippon Hōsō Kyōkai, „Japanische Rundfunkgesellschaft“), TVE (Televisión Española) und MTV sowie alle wichtigen Rundfunkstationen. Dazu gehören unter anderem Rádio CBN (Central Brasileira de Noticias), Jovem Pan, Radiobrás, Rádio Eldorado, Nove de Julho und Rádio Católica.
Eine große Bedeutung in São Paulo haben auch die Printmedien. Deren Niveau ist verhältnismäßig hoch, da sich die Presse vorwiegend an die oberen und mittleren Einkommensschichten richtet. Zeitungen wie der „O Estado de S. Paulo“, „Folha de São Paulo“ und das „Jornal do Brasil“ sowie die politischen Magazine „Istoé“ und „Veja“ brauchen den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Daneben kann man in der Stadt auch zahllose Zeitschriften, die der Regenbogenpresse zugerechnet werden, kaufen. Brasilien hat natürlich ein großes Boulevardblatt, die Zeitung „O Povo na Rua“ (Das Volk auf der Straße), die vorwiegend von den Menschen der unteren Einkommensschichten São Paulos gelesen wird.
Seit 2007 gilt in São Paulo ein Werbeverbot in der Öffentlichkeit. Bürgermeister Gilberto Kassab verbot fast alle Werbeschilder per Gesetz. Erlaubt sind auf einer Fassade von bis zu zehn Metern Höhe 1,5 Quadratmeter Werbung, auf einer Fläche bis zu 100 Quadratmetern darf sie höchstens vier Quadratmeter ausmachen. Für jeden illegalen Quadratmeter werden umgerechnet 370 Euro Bußgeld fällig. Von dem Verbot sind auch Hinweisschilder auf Geschäfte, Hotels und Restaurants betroffen.
SOS-Kinderdörfer
In der Nähe von São Paulo befinden sich drei SOS-Kinderdörfer:
SOS-Kinderdorf Poá (35 Kilometer, 1968 eröffnet)
Kapazität: Heim für bis zu 140 Kinder, Einrichtung für bis zu 18 Jugendliche, Ganztagsbetreuung für bis zu 200 Vorschulkinder
SOS-Kinderdorf São Bernardo do Campo (35 Kilometer, Riacho Grande, 1970 eröffnet)
Kapazität: Heim für bis zu 81 Kinder, Einrichtung für bis zu 24 Jugendliche, Ganztagsbetreuung für bis zu 165 Vorschulkinder
SOS-Kinderdorf Rio Bonito (1980 eröffnet)
Kapazität: Heim für bis zu 108 Kinder, Ganztagsbetreuung für bis zu 440 Vorschulkinder, Grundschule
Bildung
São Paulo