Sinja und die Zaubergeige. Andreas Milanowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Milanowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783742769084
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hat jetzt geantwortet?“, fragte Sinja ungläubig.

      „Warum fragst du mich das? Das weißt du doch selbst viel besser. Was hast du ihr denn geschickt, Sinja?“

      „Hab´ ich etwas geschickt?“

      Sinja konnte mit Gamanziels wirrer Fragerei nichts anfangen.

      „Ich habe nichts geschickt!“

      „Okay, lassen wir das erstmal.

      Zumindest weiß die Königin jetzt, dass wir am Leben sind und auf dem Weg. Ich hoffe, diese Nachricht beruhigt sie ein wenig.“

      „Lasst uns dann mal langsam weiter ziehen“, schaltete sich Ferendiano ein.

      Er hatte die ganze Zeit über still neben den beiden gesessen und zugehört.

      Jetzt drängte er zum Aufbruch.

      18 `Jambus´, der Einsiedler

      So setzten die drei ihren Weg fort, der Elf, die Elfin und eine nachdenkliche Sinja, der das Bild der Königin nicht aus dem Kopf gehen wollte. Sie liefen noch eine Weile am Fluss entlang. Ein leichter Marsch durch flaches Gelände.

      „Wie schön, wieder mal hier zu sein bei dem alten Brummbären“, rief Ferendiano freudig aus, als sie wenig später um eine Baumgruppe aus dunklen, tannenartigen Gewächsen bogen und den Eingang zur `Fermata´ erblickten. Ein hölzerner Torbogen überspannte den gesamten schmalen Zugang zur Halbinsel. Auf dem Querbalken stand, in einem Liniensystem aus fünf Notenlinien ein Rhythmus geschrieben. Achtel-Viertel-Achtel-Viertel.

      Die beiden Holzpfosten, auf denen der Bogen ruhte, waren jeweils mit einem Symbol gekennzeichnet, das aussah, wie ein Auge, ein nach unten offener Viertelkreis mit einem Punkt darin.

      „Was ist das für eine Melodie die da oben auf dem Torbogen steht und was sind das hier für seltsame Zeichen?“ wollte Sinja wissen und deutete auf die Pfosten.

      „Die Zeichen sind sogenannte Fermaten, Haltebögen, die gleichen, die du aus der Musik kennst."

      "Ah!", rief Sinja, "irgendwie kamen mir die Dinger bekannt vor. Ich wußte nur nicht mehr, woher. Und warum wurden diese Zeichen hier in die Pfosten geritzt?“ "

      "Das Gelände hier war nicht immer eine Einsiedelei", fuhr Ferendiano fort.

      "In der alten Zeit, bevor die Moroks das Land unsicher machten, kamen oft Wanderer hierher um sich auszuruhen und eine Pause zu machen. Aus dieser Zeit sind die Fermaten. Sie bedeuten, dass du hier so lange halten und pausieren kannst, wie du willst. Daher heißt die Einsiedelei auch heute noch `Fermata´, obwohl schon lange niemand mehr kommt um hier zu rasten.“

      „….und die Melodie?“

      „….ist keine.“, antwortete Ferendiano, „es geht nur um den Rhythmus.

      Ta-tam-ta-tam, das ist ein Jambus und von diesem Rhythmus hat der Herr des Hauses seinen Namen. Kennst du diesen Rhythmus irgendwoher, ta-tam-ta-tam?“

      „Na ja, hört sich an wie Herzklopfen, oder was meinst du?“

      „Genau! Und wenn du den Alten genauer kennen lernst, weißt du auch, warum er sich nach diesem Rhythmus nennt. Er ist am Anfang vielleicht ein wenig rau, aber gib ihm eine Chance.

      Er ist ein Einsiedler und lebt normalerweise alleine. Hier kommt nur selten jemand vorbei.

      Deswegen ist er es nicht gewöhnt, mit Leuten zu tun zu haben, schon gar nicht mit vielen.

      „Na, ich bin gespannt“, sagte Sinja.

      „Dann lasst uns mal gucken, ob wir den Herrn des Hauses irgendwo entdecken.“

      Sie benötigten all ihre Kräfte, um das massive Holztor zu bewegen, welches das Gelände der Einsiedelei vom Rest der Welt trennte. Es war am Boden mit Gras verwachsen und von Efeu überwuchert. Es knirschte und knackte, bewegte sich aber zunächst keinen Millimeter.

      Das Holz steckte im Boden fest, als wäre das Tor jahrelang nicht geöffnet worden. Nach einigem Rütteln und Drücken liess es sich schließlich unter Quietschen und Knarren soweit aufschieben, dass die drei an einer Seite durchschlüpfen konnten. Der Weg zur `Fermata´war ebenfalls mit Gras und Gestrüpp bedeckt und so kaum noch auffindbar. Links und rechts standen einige der dunklen Bäume. Vögel zwitscherten in den Ästen ein leises Lied.

      Sinja hatte das Gefühl, als läge ein Geheimnis, ein unsichtberer Nebel über diesem Anwesen.

      Sie gingen weiter und kamen auf einen großen freien Platz in dessen Mitte eine Feuerstelle mit Drehspieß angelegt war, die aber schon lange niemand mehr benutzt hatte. Der Spieß war verrostet und die Holzbänke und Tische, die um den Feuerplatz herumstanden, völlig verwittert und teilweise morsch. Der gesamte Platz sah aus, als seien hier früher wilde Feste gefeiert worden, doch das war sicher schon einige Zeit her. Im hinteren Bereich des weiten Geländes stand, hinter einigen Bäumen versteckt ein steinernes Gebäude, das aussah wie eine alte, große Berghütte. Das Holzdach war mit dicken Steinen befestigt und dicht bemoost. Aus der Mitte des Hauses ragte ein gewaltiger Schornstein in die Höhe, aus dem eine dünne Rauchfahne nach oben stieg. Das einzige Zeichen, dass hier jemand wohnte. Eine Kuh muhte im Stall.

      „Hallo?“, rief Ferendiano vorsichtig…..

      Der Ruf verhallte und mischte sich mit dem Rauschen und Plätschern des Flusses, das hier deutlich zu hören war.

      „Hallo, Jambus. Bist du da?!“

      Aus einer Ecke hinter dem Haus hörte man das Scheppern einer leeren Milchkanne und das Meckern einer Ziege. Eine schwere Tür schlug quietschend ins Schloss.

      Nach einer Zeit, die Sinja vorkam wie zwei Ewigkeiten, schleppte sich von dort ein alter Mann an der Hauswand entlang, zwei Eimer voll Milch in den schwieligen, kräftigen Händen.

      Er hatte graues, schulterlanges, Zottelhaar und ein ebenso graues, ungepflegtes Gewächs um sein Kinn herum, das man als Bart gerade so durchgehen lassen konnte. Er trug einen alten, zerschlissenen, blau- grauen Wollpullover, in dem noch Reste von Stroh steckten über seinem runden Bauch und eine Jeans mit durchgescheuerten Knien, die von einem viel zu langen Gürtel zusammengehalten wurde. Das Ende des Gürtels hing nach vorne über die Hose.

      Der Alte beachtete die Ankömmlinge nicht und trug seine Eimer ins Haus. Sinja, Gamanziel und Ferendiano sahen sich unsicher an und gingen hinterher.

      „Hallo?“, rief Ferendiano noch einmal und spähte dabei um die Ecke des Hauses, Richtung Eingang.

      Der Graue erschien wieder in der Türe.

      „Hmpf“, brummte er. „Ihr jungen Leute macht einen Lärm wie fünfzig von Banglims Truppe nach dem dritten Fass Bier. Hmpf.“

      „Hallo 'Jambus', auch ich grüße dich!“ rief ihm Ferendiano vergnügt zu.

      Die abweisende Behandlung durch den Alten schien ihm nicht das Geringste auszumachen.

      „Ja, ja! Ist ja gut. Kommt halt rein“, knurrte der.

      „Guten Tag“, sagte Sinja, weil ihr nichts Besseres einfiel und trat hinter Ferendiano durch die große, halbrunde Eingangstür. Gamanziel folgte den beiden. Es roch nach Stall und saurer Milch, wie in einer Käserei und nach frischem Fett.

      „Grnf, war gerade bei den Ziegen. Geben mächtig Milch zurzeit.“

      Jambus hatte die drei in einen fensterlosen Lagerraum geführt, der sich gleich rechts neben dem Eingang befand. Ein kleines Loch unterhalb der Decke liess ein wenig Licht ein und sorgte so dafür, dass man etwas sehen konnte. An der Wand hingen mehrere fette Schinken und dicke, rote Würste nebeneinander. Darunter standen Eimer, die das ausgelassene Fett auffingen. In Regalen, die bis unter die Decke reichten, lagen Käseleiber so groß wie kleine Wagenräder, manche, die aus Kuhmilch gelb, andere, die aus Ziegenmilch heller und