Weihnachtsmärchen auf 359 Seiten. Charles Dickens. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Charles Dickens
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783742763006
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Und das ist vielleicht die Ursache, warum Scrooge glaubte, er

       sähe einen Leichenwagen vor sich hinaufdampfen. Ein halbes

       Dutzend Gaslampen von der Straße aus hätten den Eingang nicht

       hell genug gemacht, und so kann man sich denken, daß es bei

       Scrooges kleinem Talglicht ziemlich dunkel blieb.

       Scrooge aber ging hinauf und kümmerte sich keinen Pfifferling

       um all das.

       Dunkelheit ist billig, und das Billige liebte Scrooge. Aber ehe er

       seine schwere Tür zumachte, ging er durch die Zimmer, um zu

       sehen, ob alles in Ordnung sei.

       Er erinnerte sich des Gesichts noch gerade genug, um das zu

       Er erinnerte sich des Gesichts noch gerade genug, um das zu

       wünschen.

       13

       Wohnzimmer, Schlafzimmer, Rumpelkammer, alles war, wie es

       sein sol te.

       Niemand unter dem Tisch, niemand unter dem Sofa; ein kleines

       Feuer auf dein Rost, Löffel und Teller bereit und das kleine

       Töpfchen Haferschleim (Scrooge hatte den Schnupfen) auf dem

       Feuer. Niemand unter dem Bett, niemand im Alkoven, niemand

       in seinem Schlafrock, der auf eine ganz verdächtige Weise an der

       Wand hing. Die Rumpelkammer wie gewöhnlich. Ein alter

       Kaminschirm, alte Schuhe, zwei Fischkörbe, ein dreibeiniger

       Waschtisch und ein Schüreisen.

       Vollkommen zufriedengestellt, machte er die Tür zu, schloß sich

       ein und schob noch den Riegel vor, was sonst seine Gewohnheit

       nicht war, So gegen Überraschung sichergestel t, legte er seine

       Halsbinde ab, zog seinen Schlafrock an und die Pantoffeln, setzte

       die Nachtmütze auf und nahm dann vor dem Feuer Platz, um

       seinen Haferschleim zu essen.

       Es war wirklich ein sehr kleines Feuer, in einer so kalten Nacht

       so gut wie gar keins. Er mußte sich dicht daran setzen und sich

       darüber hinbeugen, um das geringste Wärmegefühl von dieser

       Handvoll Kohlen zu erhaschen. Der Kamin war vor langen

       Jahren von einem holländischen Kaufmann gebaut worden und

       ringsum mit seltsamen holländischen Fliesen mit Bildern aus der

       biblischen Geschichte belegt. Da sah man Kain und Abel,

       Pharaos Töchter, die Königin von Saba, Engel durch die Luft auf

       Wolken gleich Federbetten herabschwebend, Abraham,

       Belsazar, Apostel in See gehend auf Butterschiffen, Hunderte

       von Figuren, seine Gedanken zu beschäftigen, und doch kam das

       Gesicht Marleys wie der Stab des alten Propheten und

       verschlang alles andere. Wenn jede glänzende Fliese weiß

       gewesen wäre und die Macht gehabt hätte, aus den vereinzelten

       Fragmenten seiner Gedanken ein Bild auf ihre Fläche zu zaubern,

       auf jeder wäre ein Abbild von des alten Marley Ges icht

       erschienen.

       »Dummes Zeug!« brummte Scrooge und schritt durch das

       Zimmer.

       Nachdem er einige Male auf und ab gegangen war, setzte er sich

       wieder. Als er den Kopf in den Stuhl zurücklegte, fiel sein Auge

       wie durch Zufall auf eine Klingel, eine alte, nicht mehr gebrauchte

       Klingel, die zu einem jetzt vergessenen Zwecke mit einem

       Zimmer im obersten Stockwerk des Hauses in Verbindung

       stand. Zu seinem großen Erstaunen und mit einem seltsamen,

       unerklärlichen Schauer sah er, wie die Klingel sich zu bewegen

       begann: erst bewegte sie sich so wenig, daß sie kaum einen Ton

       von sich gab, aber bald schel te sie laut und mit ihr jede andre

       Klingel des Hauses.

       Das mochte eine halbe Minute gedauert haben, oder eine ganze,

       aber es kam ihm vor wie eine Stunde. Die Klingeln hörten

       gleichzeitig auf, wie sie gleichzeitig angefangen hatten. Dann

       vernahm man ein Rasseln tief unten, als ob jemand über die

       Fässer in des Weinhändlers Keller eine schwere Kette schleppe.

       jetzt erinnerte sich Scrooge gehört zu haben, daß Gespenster

       Ketten schleppen.

       Die Kellertür flog mit einem dumpfdröhnenden Knall auf, und

       dann hörte er das Klirren viel lauter auf dem Hausflur unten,

       dann wie es die Treppe herauf und dann wie es gerade auf seine

       Tür zukam.

       »Es ist ja dummes Zeug«, sagte Scrooge. »Ich glaube nicht

       dran.«

       14

       Aber er wechselte doch die Farbe, als es nun ohne zu verweilen,

       durch die schwere Tür und in das Zimmer kam. Als es hereintrat,

       flammte das sterbende Feuer auf, als riefe es: »Ich kenne ihn,

       Marleys Geist!«, und die Glut sank wieder zusammen.

       Dasselbe Ges icht, ganz dasselbe. Marley mit seinem Zopf,

       seiner gewöhnlichen Weste, den engen Hosen und hohen

       Stiefeln, deren Troddeln in die Höhe standen, wie sein Zopf, und

       ebenso seine Rockschöße und das Haar auf seinem Kopf. Die

       ebenso seine Rockschöße und das Haar auf seinem Kopf. Die

       Kette, die er hinter sich herschleppte, war um seinen Leib

       geschlungen. Sie war lang, ringelte sich wie ein Schwanz und war

       (Scrooge betrachtete sie sehr genau) aus Geldkassen,

       Schlüsseln, Schlössern, Hauptbüchern, Kontrakten und

       schweren Börsen aus Stahl zusammengesetzt.

       Sein Leib war so durchsichtig, daß Scrooge durch die Weste

       hindurch die zwei Knöpfe hinten an seinem Rock sehen konnte.

       Scrooge hatte oft sagen gehört, Marley habe kein Herz, aber

       erst jetzt glaubte er es.

       Nein, er glaubte es selbst jetzt noch nicht. Obgleich er das

       Gespenst durch und durch und vor sich stehen sah, obgleich er

       den erkältenden Schauer seiner totenstarren Augen fühlte und

       selbst den Stoff des Tuches erkannte, das ihm um Kopf und

       Kinn gebunden war und das er früher nicht bemerkt hatte, war er

       dennoch ungläubig und sträubte sich gegen das Zeugnis seiner

       Sinne.

       »Nun«, sagte Scrooge, scharf und kalt wie gewöhnlich, »was

       wol t Ihr?«

       »Viel!« Das war Marleys Stimme.

       »Wer seid Ihr?«

       »Fragt mich, wer ich war.«

       »Fragt mich, wer ich war.«

       »Nun, wer