Reise durch Nordamerika
So kam es, dass Jack mit seinem Freund Jean-Luc eine Flugreise nach Indien plante. Da aber zu diesem Zeitpunkt kein Günstigflug in Sicht war, beschlossen die Beiden, zuerst nach Montreal in Kanada, wo Jean-Luc geboren war, zu fliegen. „Jetzt werde ich endlich deine Heimat sehen, Buffalo Bill!“, sagte Jack zu Jean-Luc. Er nannte ihn oft so, weil er wie jener schwarzhaarige Buffalo Bill aus dem gleichnamigen Bastei Comix aussah. Von Montreal aus hatten sie die Absicht Kanada zu durchqueren, um dann in Vancouver auf einem Schiff anzuheuern, welches sie nach Indien bringen sollte. So zogen sie, nachdem sie mehrere Nächte im preisgünstigen YMCA Hotel übernachtet hatten, sich das ehemalige Expo Gelände und den der Stadt den Namen gebenden Mont Royal angesehen hatten, zudem einige Verwandte und Freunde von Jean-Luc in Montreal besucht hatten, per Anhalter los. Schon die erste Mitfahrgelegenheit in Québec erwies sich bald als furchterregend: Ein indianischer Schamane, unterwegs mit seiner Frau, hatte die Beiden zum Übernachten in seinem Blockhaus, weitab der Zivilisation an einem See, eingeladen. Sie blieben ein paar Tage da und verstanden sich recht gut mit den Leuten. Diese lebten seit Jahren von Sozialhilfe, besassen aber trotzdem eine Wohnung in Montreal, dieses Blockhaus und zwei Autos. Kanada war damals unter dem amtierenden Präsidenten Trudeau das sozialste Land der Welt. Eines Abends sassen die Beiden auf einem wuchtigen Sofa, wie es sie dort damals gab, als der Schamane plötzlich vor ihnen stand und sie samt Sofa mit seiner geistigen Kraft, ihnen kam es vor wie eine wahnsinnige Wallung, über einen Meter in die Luft hob. Was er damit sagen wollte war ihnen nicht klar, aber zumindest Jack packte die nackte Angst: „Jean-Luc, lass uns abhauen, mir ist das gar nicht geheuer!“ Deshalb ging er am darauf folgenden Tag schon frühmorgens zu Fuss los in den nächsten Ort und kaufte sich dort, trotzdem weder er noch Jean-Luc einen Schweizer Führerschein hatten, ein zehnjähriges Chevy Impala Coupé. Dann evakuierte er seinen Freund Jean-Luc und fuhr mit ihm in das Reservat der Ottawas in Ontario. Dort machten sie eine Wochentour mit einem Kanu. Die beiden waren fasziniert von der Schönheit der kanadischen Landschaft. Auf diesen Touren fährt man mit dem Kanu überall wo man kann, Zwischendurch muss man es aber auch mal ein Stück über Land tragen. Jack stritt sich am Anfang mit Jean-Luc. Der sass hinten und ruderte rechts. Da er viel kräftiger als der vorne links rudernde Jack war, hatte das Kanu ständig einen Rechtsdrall. Jack reklamierte: „Ich kann mich nicht auf dich einstellen, du aber dich auf mich!“ Angekommen auf einem See ereignete sich ein sehr ungewöhnlicher Zwischenfall: Jack sprang in den See und tauchte unter. Als er wieder auftauchte, hatte er sich für einen Moment in einen Häuptling in voller Montur verwandelt. Jean-Luc erschrak sehr, war aber von dem Mirakel trotzdem sehr angetan: „So was habe ich noch nie erlebt! Wie ist das nur möglich?“ Jack wusste
auch keine Antwort darauf, hatte er doch eben den Moment eines früheren Lebens wieder erlebt. Sein Vorleben als Häuptling Pontiac, einst Häuptling des Ottawa Stammes, welcher zuletzt verraten und erstochen worden war, hatte sich zurückgemeldet. Wie das bei solchen Erfahrungen so ist, hatte Jack ein ganzes Leben in Sekundenbruchteilen nachvollzogen. Während ihres Aufenthalts war Jack bereits negativ aufgefallen, dass die Ureinwohner in Kanada besonders diskriminiert wurden und viele von ihnen dem Alkohol verfallen waren. Sie sind rein schon von ihrem Aussehen her viel markanter als etwa die in den Staaten lebenden Apachen, die eher wie Mischlinge aussehen. Sie haben anders als diese kantige Adlernasen und verfügen über keinen in den Hosen sichtbaren Po, vielleicht war das mit ein Grund. Jean-Luc und Jack reisten dann via Toronto, wo viele Schweizer leben, weiter bis nach Niagara, wo sie sich die berühmten Wasserfälle anschauten. Ihr alter Chevy verbrauchte plötzlich fast so viel Öl wie Benzin und schliesslich funktionierte nur noch der Rückwärtsgang, bevor er endgültig den Geist aufgab. Kaufen wollte diese Kiste auch niemand mehr, so liessen sie das kaputte Ding einfach irgendwo stehen und reisten dann vorerst mit dem kanadischen Pendant des amerikanischen Greyhound Bus weiter. Als sie in einer kleinen Ortschaft in Ontario wieder einmal auf den Bus warteten, ereignete sich ein bisher nur von wenigen Menschen erlebtes Phänomen: Am tiefblauen, absolut wolkenlosen Himmel über ihnen manifestierte sich aus dem Nichts die sogenannte „weisse Wolke“, in Form einer riesigen Hand, von den Ureinwohnern auch die Hand Manitus genannt, und entfachte einen heftigen Sturm. Innert kurzer Zeit waren die beiden völlig durchnässt und standen demütig in der Prärie. Sie waren völlig baff, hatte ihnen die Hand doch erst noch freundlich zugewinkt. Es sollte übrigens noch