Die Tore der Atlanter Buch 3 von 4. Hermann Büsken. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hermann Büsken
Издательство: Bookwire
Серия: Die Tote der Atlanter
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738061512
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dich so etwas nicht?«

      »Ich bin Soldat«, antwortete er.

      »Du meinst für Mitleid ist bei dir kein Platz?«

      »So ungefähr.«

      »Dann komm.« Sie nahmen ihre Sättel und Sachen mit in ihre Kammer. Den ganzen Tag auf den Hintern hin und her rutschen, hatte ihn müde gemacht. »Decimus, erschrick jetzt nicht, ich muss mal kurz weg.« Er war sich sicher, dass es ihn erschreckte und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

      Um Fragen aus dem Weg zu gehen, versuchte er möglichst leise, in Jessikas Haus zu gelangen. Er nahm das Schwert von Bibulus von der Wand und verschwand wieder.

      »Bei uns werden Zauberer, die mit dem Teufel im Bund stehen, getötet. Bei dir werde ich eine Ausnahme machen«, sagte Decimus bei seiner Rückkehr. »Ich danke dir für deine Milde«, antwortete Kristian. Rufus betrachtete das Schwert.

      »Ich kann Bibulus verstehen, dass er seinem Schwert nachtrauert«, meinte er. »Ich auch«, sagte Kristian lachend. Willst du dir noch einen Krug Wein holen«? fragte Kristian. »Nein, lass mal, ich schlafe auch so ganz gut.«

      »Dann eine gute Nacht.« Morgens machten sie eine Katzenwäsche und nahmen ihr Gepäck gleich mit in den Gastraum. Kristian fehlte sein Kaffee und die knusperigen Brötchen. Der Wirt brachte ihnen statt dessen Suppe, in der sie das Brot tauchten. Kristian bezahlte, und sie sattelten ihre Pferde. Das Schwert baumelte an seiner Seite.

      Sie kamen gut voran.

      Die Gegend war hügelig, sodass sie nicht sehen konnten, was sie vorne erwartete. Rechts vor ihnen auf dem Hügel, tauchte ein Reiter auf, etwas später auf der linken Seite ein Zweiter. Zunächst standen sie bewegungslos da, dann gab ein Reiter ein Zeichen zu jemand hinter dem Hügel.

      »Was hältst du davon«? fragte Kristian.

      »Sie lauern uns auf. Wenn ich sicher wäre, dass sie keine Bogen dabei haben, würde ich gerne sehen, wie du mit deinem Stock kämpfst.«

      »Warte«, sagte Kristian, »ich schaue nach, halte mein Pferd.« Ehe er etwas erwidern konnte, stand Kristian unsichtbar hinter dem Hügel. Zunächst sah er nichts Verdächtiges, keine Reiter mehr, dann eine Bewegung im Dickicht rechts der Straße. Ebenso auf der linken Seite. Unsichtbar ging er darauf zu. Zwei Männer knieten auf dem Boden, jeder hatte einen Bogen vor sich liegen. Kristian nahm einen Stein und warf ihn seitlich ins Gebüsch.

      Erschrocken drehten sie sich in diese Richtung. Er nutzte diese Gelegenheit aus und schnitt die Bogensehnen durch. Sie würden es gleich bemerken, deshalb sprang er zur anderen Straßenseite. Hier ein ähnliches Bild. Drei Männer, einer mit Bogen, hockten auf dem Boden. Wieder durchschnitt er auch hier die Sehne. Die Männer waren alle mit Schwerter bewaffnet. Kristian sprang zurück und erklärte Decimus die Lage. Fünf gegen zwei. Sie ritten auf den Hügel zu. Oben angekommen deutete Kristian auf die Verstecke der Wegelagerer. Diese sahen sie kommen. Auf jede Seite huschte ein Mann ins Gebüsch und kam mit Pferden am Zügel, wieder hervor. Dann stellten sie sich ihnen in den Weg. »Decimus, ich wäre dir dankbar, wenn du dich um den Kräftigen kümmern würdest.« Kristian hielt jetzt seinen Speer wie eine Turnierlanze auf die Angreifer gerichtet. Die Männer versperrten ihnen auf der ganzen Breite den Weg. Rechts und links war Gebüsch. Decimus trieb sein Pferd an. Kristian beeilte sich, den Anschluss nicht zu verlieren, blieb auf der linken Seite und passte auf, dass sich keiner zwischen ihnen drängen konnte. Der Speer, der seine linke Seite schützen sollte, schien den Angreifern nicht zu gefallen. Ehe sie auf Schwertlänge an ihn heran waren, hätte er schon einen von ihnen aufgespießt. Um sie zu verunsichern, bewegte er die Speerspitze hin und her. Ehe ihre Pferde aufeinanderprallten, hatte sein Speer schon einen Angreifer durchbohrt und aus dem Sattel geschoben. Er fiel von seinem Pferd, sodass er den Speer gerade noch mit einem Ruck aus ihm herausziehen konnte.

      Der Mann in der Mitte versuchte, sich zwischen ihnen zu drängen, was ihm aber nicht gelang. Sein Pferd wurde zurückgeschoben, knickte ein und warf seinen Reiter ab. Alles schien gleichzeitig zu passieren. Wehrend dessen teilte Decimus kräftige Hiebe aus. Kristian hatte nicht mitbekommen, dass Decimus schon einen Gegner getötet hatte. Seinen Zweiten erwischte er, als ein Mann die Stelle des Getöteten einnehmen wollte. Decimus trieb sein Pferd nach vorne und wendete es. Jetzt befanden sich die zwei Übrig gebliebenen zwischen ihnen. Der vom Pferd gefallene, hatte es geschafft, wieder auf sein Pferd zu steigen. Kristian hätte nichts dagegen gehabt, wenn beide jetzt geflüchtet wären. Decimus schien anderer Meinung zu sein. Kristians Speer schien den beiden mehr Respekt einzuflößen, als Decimus und sein Schwert.

      Gemeinsam wollten sie an Decimus vorbei flüchten. Dieser nutzte ihre Unsicherheit aus, trieb sein Pferd zwischen ihnen und teilte plötzlich nach rechts und links kräftige Hiebe aus. Kristian stand als Zuschauer da und sah wie ein Schwert, noch mit der Hand dran, zu Boden fiel. Blut spritzte aus dem Armstumpf. Wehrend der Mann geschockt auf seinen Armstumpf starrte, stieß Decimus sein Schwert in dessen Brust. Das Schwert herausziehend, hieb er mit Schwung zur anderen Seite und traf den überraschten letzten Mann, der sich schon in Sicherheit wähnte. Völlig überrascht schaute er auf das Schwert, das in seine Brust steckte. Langsam kippte er aus dem Sattel. Decimus machte ein zufriedenes Gesicht, sprang von seinem Pferd herunter und wischte sein Schwert an einen Getöteten sauber. Dann durchsuchte er die Kleidung der getöteten nach Wertgegenständen. Viel fand er nicht.

      »Hier, der Mann, den du aufgespießt hast, hat ein paar Denare bei sich.«

      »Behalte sie, wenn du nichts dagegen hast, nehme ich mir ihre Waffen.«

      »Ist mir recht.« Kristian ritt den Weg zurück, bis wo die Angreifer auf sie gewartet hatten und holte sich ihre Bögen und Pfeile. Als sie die Pferde einsammelten, stellten sie fest, dass ein Pferd das Weite gesucht hatte. Jeder führte jetzt zwei Pferde mit sich. An eines seiner Beutepferde befestigte Kristian die Waffen. Die Getöteten ließen sie liegen. Gegen Mittag erreichten sie den Ort, so wie Decimus es vorausgesagt hatte. Hier gab es Steinhäuser, einen Marktplatz mit einem Podest in der Mitte.

      »Wofür wird das denn gebraucht«? fragte Kristian.

      »Hier werden Sklaven versteigert.« Er war froh, dass er das nicht mit ansehen musste.

      »Was meinst du, können wir unsere Pferde hier irgendwo anbinden?« Decimus schaute sich um.

      »Da hinten.« Sie fanden eine freie Stange und banden ihre Pferde an. Decimus winkte einen Jungen zu sich.

      »Du passt auf unsere Sachen auf, wenn wir zurückkommen, gebe ich dir zwei Sesterzen. Wir bleiben in der Nähe.« Das Angebot des Marktes war beachtlich. Kristian überlegte, hierher könnte er zum Einkaufen zurückkommen, falls ihm die Handelsware ausgehen sollte. Kristian kaufte für sich Weintrauben. Ihre Aufmerksamkeit wurde auf das Podest gelenkt. Ein Mann führte einen Sklaven hinauf. Dieser hatte ein Schild um den Hals, auf dem sein Alter und Geburtsort stand. Das Feilschen wollte nicht so recht in Gang kommen. Der Händler forderte dreihundert Denare, das höchste Gebot lag bei zweihundert Denaren. Der Sklavenhändler wurde wütend und fing an, die Qualitäten des Sklaven aufzuzählen. Möglichst unauffällig machte Kristian Fotos. Aus dem Verkauf wurde nichts, der Sklave wurde zurückgeführt. Von der anderen Seite wurde eine Frau mit ihrer Tochter heraufgeführt. Sofort wurde es still. Der Geburtsort auf ihrem Schild sagte ihm nichts. Sie war hochgewachsen, von erhabener Schönheit. Auf jeden Fall kam sie von weit her. Ihre Kleidung war verschmutzt und eingerissen. Stolz stand sie da, einen Arm um ihre Tochter gelegt. Diese hatte die Schönheit der Mutter geerbt. Das Mädchen war vielleicht zwölf Jahre alt.

      Fünfhundert Dinare kam das erste Gebot von einem kleinen fetten Mann. Mit sechshundert Denaren wurde er überboten. Als kein höheres Angebot kam, sagte der Händler, sechshundert nur für die Frau. Gewaltsam wurden Mutter und Kind getrennt. »Decimus, stell jetzt keine Fragen, hole die Pferde und reite aus den Ort. Dort wartest du auf mich.« Er wollte was sagen, Kristian hob die Augenbrauen und schaute ihn an.

      »Schon gut, ich gehe ja schon.« Kristian stellte sich in die hinterste Reihe. Der Händler zerrte an der Kleidung der Frau, bis jeder einen Blick auf ihre nackte Haut werfen konnte. Ein Raunen ging durch die Zuschauer. Das Mädchen weinte und streckte ihre Arme in Richtung der Mutter