Peter Urban
Der Fluch von Azincourt Gesamtausgabe
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Inhaltsverzeichnis
Prolog Das Manuskript des Abraham Eleazar
Kapitel 2 Das Blut von Saint Créspin
Kapitel 3 Der Schleifstein des Marzhin
Kapitel 4 Das Geheimnis von Saint Jacques
Teil II Die Nebel von Bar’ch Hé Lan
Kapitel 1 Der Orden von Santiago
Kapitel 2 Die Drei Welten des Marzhin
Kapitel 3 Diener der Finsternis
Kapitel 4 Die Beschwörung des Raben
Kapitel 1 Das Geheimnis von Brocéliande
Kapitel 3 Das Salz von Guérande
Kapitel 4 Das Rätsel der Hieroglyphen
Epilog Das Große Werk des Alchimisten
Prolog Der erste Stein der Weisheit
Kapitel 1 Das Labyrinth von Santiago
Kapitel 2 Die Brut des Ouroboros
Glossar zur Leseprobe Der Hexer von Orléans
Teil I Das Ende einer Zeit
Teil III Melius Mori
Leseprobe Band II Der Hexer von Orleans
Prolog Das Manuskript des Abraham Eleazar
I
Irgendwo in den Haselsträuchern am Ufer sang eine Lerche. Die Luft war süß und schwer mit dem Geruch von blühendem Holunder. Für einen kurzen Augenblick legte Guy de Chaulliac den Kopf in den Nacken und blinzelte zum Himmel hinauf, der sich im hellsten Frühlingsblau über ihnen wölbte. Er genoss die Wärme der Sonne auf seiner Haut. „Meine Reise war erfolgreich“, sagte er schließlich bedächtig, während sie sich anschickten Seite an Seite den engen Pfad von der Anlegestelle den Hügel hinauf, zu gehen.
Hinter ihnen keuchten zwei Kriegsknechte, denen die undankbare Aufgabe zugefallen war, Chaulliac auf dem Wasserweg von Concarneau bis nach Carnöet zu begleiten. Die Männer schwitzten in ihren schweren Kettenhemden und den doppelt genähten, wattierten Surcotten aus grün gefärbtem Leder. Auf ihren übereinandergelegten Schilden balancierten sie mühselig Guys Gepäck; zwei große, prall gefüllten Satteltaschen und eine solide Holzkiste, in der sich die Werkzeuge seiner Zunft und ein paar Schriftstücke befanden.
„Es tut mir leid“, erwiderte der Herzog von Cornouailles, “der berittene Bote ist schon vor zwei Tagen hier eingetroffen. Mein Hauptmann auf Concarneau ist misstrauisch und argwöhnisch. Er wollte zuerst sicher gehen, dass Du auch willkommen bist. Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, Dich schon so kurze Zeit nach unserer letzten Zusammenkunft wiederzusehen. Es wäre einfacher gewesen mir vorab Nachricht aus Paris zu schicken. Du hättest Dir einen weiten und mühsamen Umweg erspart.“
Chaulliac schmunzelte. Dann schüttelte er den Kopf: „Ambrosius, wenn es nur darum gegangen wäre, Dir zu berichten, wie unsere gemeinsame Freundin Valentina ohne große Mühe ihren Gemahl Louis überzeugen konnte. Ein zuverlässiger Mann und ein schnelles Pferd hätten ausgereicht, Dir zu berichten, dass er endlich einsieht, wie vorteilhaft es ist, den Cadwalladr mit Truppen gegen Lancaster zu unterstützen.“
Der Herzog vertrieb mit einer lässigen Handbewegung drei Knaben, die sich ihnen bereits unten am Bootssteg, wie Kletten an die Fersen geheftet hatten. Das heikle Thema der Unterstützung des walisischen Aufstands durch französische Kriegsknechte und Ritter im Beisein seiner beiden Söhne und ihres Freundes zu besprechen, schien ihm wenig weise. Noch bevor sie das erste Sonnwendfeuer entzünden würden, wären schon allerlei haarsträubende Gerüchte auf dem Weg nach Quimperlé, Pont Aven und Rennes und er konnte davon ausgehen, dass bereits vor dem nächsten Neumond einer von Lancasters Spionen an Bord eines Schiffes nach England segelte. Er schmunzelte. Es würde noch ein paar Jahre dauern, bevor er seinen Söhnen oder dem jungen Arzhur in dieser Hinsicht Vertrauen schenken konnte. Für die drei Jungen war das ganze Leben noch Spiel und Abenteuer und sie verstanden kaum, wie wichtig es war, ihre Zungen im Zaum zu halten, wenn sie überleben wollten. Erst als er ganz sicher war, das sich die drei jugendlichen Tunichtgute auch wirklich außer Hörweite befanden, wandte er sich wieder Guy de Chaulliac zu.
Seine Augen hatten einen seltsamen Glanz bekommen: „Sind die Franzosen ebenfalls bereit, die Rechtmäßigkeit des Anspruchs von Owain ap Gruffydd auf die Krone von Wales anzuerkennen“, fragte er skeptisch.