Wer die Weiber hasst, wie kann der leben? (Lebensjahre.)
Was rechte Weiber sind, sollten keine Männer lieben, wir sind‘s nicht wert. (An Auguste Gräfin zu Stolberg, 20.5.1776.)
So wahr ist’s, dass wahre Verbindungen Zeit brauchen, wie Bäume, um Wurzeln zu treiben, Kronen zu bilden und Früchte zu bringen. (An Betty Jacobi, Anfang Febr. 1774.)
Die Gegenwart ist’s allein, die wirkt, tröstet und erbaut! Wenn sie auch wohl manchmal plagt – das Plagen ist der Sommerregen der Liebe. (An Frau v. Stein, 22.6.1776.)
Beide Geschlechter besitzen eine Grausamkeit gegeneinander, die sich vielleicht in jedem Individuum zu Zeiten regt, ohne gerade ausgelassen werden zu können: bei Männern die Grausamkeit der Wollust, bei den Weibern die des Undanks, der Unempfindlichkeit, des Quälens u. a. m. (Zu Riemer, 7.7.1811.)
Pah! Als ob die Liebe etwas mit dem Verstande zu tun hätte! Wir lieben an einem jungen Frauenzimmer ganz andere Dinge als den Verstand. Wir lieben an ihr das Schöne, das Jugendliche, das Neckische, das Zutrauliche, den Charakter, ihre Fehler, ihre Capricen und Gott weiß was alles Unaussprechliche sonst; aber wir lieben nicht ihren Verstand. Ihren Verstand achten wir, wenn er glänzend ist, und ein Mädchen kann dadurch in unsern Augen unendlich an Wert gewinnen. Auch mag der Verstand gut sein, uns zu fesseln, wenn wir bereits lieben. Allein der Verstand ist nicht dasjenige, was fähig wäre, uns zu entzünden und eine Leidenschaft zu erwecken. (Zu Eckermann, 2.1.1824.)
Des Menschen Wesen ist mühselig, doch überwiegt das Leben alles, wenn die Liebe in der Schale liegt. (An Frau v. Stein, Ende Mai [?] 1786.)
Einem bejahrten Manne verdachte man, dass er sich noch um junge Frauenzimmer bemühte. „Es ist das einzige Mittel“, versetzte er, „sich zu verjüngen, und das will doch jedermann.“ (Wahlverwandtschaften.)
Wer die Weiber hasst, ist im Grunde galanter gegen sie, als wer sie liebt; denn jener hält sie für unüberwindlich, dieser hofft noch mit ihnen fertig zu werden. (Zu Riemer, 6.9.1810)
Den Enthusiasmus für irgendeine Frau muss man einer anderen niemals anvertrauen, sie kennen sich untereinander zu gut, um sich einer solchen ausschließlichen Verehrung würdig zu halten. (Wanderjahre.)
Die Missheiraten sind viel gewöhnlicher als die Heiraten, denn es sieht leider nach einer kurzen Zeit mit den meisten Verbindungen gar misslich aus. (Lehrjahre.)
Was die Kultur der Natur abgewonnen habe, dürfte man nicht wieder fahren lassen, es um keinen Preis aufgeben. So sei auch der Begriff der Heiligkeit der Ehe eine solche Kultur-Errungenschaft des Christentums und von unschätzbaren Wert, obgleich die Ehe eigentlich unnatürlich sei . . . Genug dergleichen Kulturbegriffe sind den Völkern nun einmal eingeimpft und laufen durch alle Jahrhunderte; überall hat man vor ungeregelten, ehelosen Liebesverhältnissen eine gewisse unbezwingliche Scheu, und das ist recht gut. Man sollte nicht so leicht mit Ehescheidungen vorschreiten. Was liegt daran, ob einige Paare sich prügeln und das Leben verbittern, wenn nur der allgemeine Begriff der Heiligkeit der Ehe aufrecht bleibt! Jene würden doch auch andere Leiden zu empfinden haben, wenn sie diese los wären. (Zu F. v. Müller, 7.4.1830)
Wer mir den Ehestand angreift, wer mir durch Wort, ja durch Tat diesen Grund aller sittlichen Gesellschaft untergräbt, der hat es mit mir zu tun. Die Ehe ist der Anfang und der Gipfel aller Kultur. Unauflöslich muss sie sein, denn sie bringt so vieles Glück, dass alles einzelne Unglück dagegen gar nicht zu rechnen ist. Sie zu trennen, gibt’s gar keinen hinlänglichen Grund. Der menschliche Zustand ist so hoch in Leiden und Freuden gesetzt, dass gar nicht gerechnet werden kann, was ein paar Gatten einander schuldig werden. Es ist eine unendliche Schuld, die nur durch die Ewigkeit abgetragen werden kann. (Wahlverwandtschaften.)
III
Das Muss ist hart, aber beim Muss kann der Mensch zeigen wie’s inwendig mit ihm steht. Willkürlich leben kann Jeder. (An J. J. Krafft, 31.1.1781.)
Es ist unglaublich, wie viel der Geist zu Erhaltung des Körpers vermag . . . Der Geist muss nur dem Körper nicht nachgeben! (Zu Eckermann, 21.3.1830.)
Ich bin gesund und kann arbeiten, was verlang‘ ich mehr? (An Zelter, 23.6.1813.)
Der Körper muss, der Geist will. (An Zelter 21. 11. 1830)
Es liegen produktiv machende Kräfte in der Ruhe und im Schlaf; sie liegen aber auch in der Bewegung. Es liegen solche Kräfte im Wasser und ganz besonders in der Atmosphäre. – Die frische Luft des freien Feldes ist der eigentliche Ort, wo wir hingehören; es ist, als ob der Geist Gottes dort den Menschen unmittelbar anwehte und eine göttliche Kraft ihren Einfluss ausübte. (Zu Eckermann, 11.03.1828.)
Wer sein Vaterland nicht kennt, hat keinen Maßstab für andere Länder. (Lehrjahre.)
Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen. (Lehrjahre.)
Die Reise gleicht einem Spiel, es ist immer Gewinn und Verlust dabei, und meist von der unerwarteten Seite, man empfängt mehr oder weniger, als man hofft, man kann ungestraft eine Weile hin schlendern, und dann ist man wieder genötigt, sich einen Augenblick zusammenzunehmen. Für Naturen wie die meine, die sich gerne festsetzen und die Dinge festhalten, ist eine Reise unschätzbar, sie belebt, berichtigt, belehrt und bildet. (An Schiller, 14.10.1797.)
Mäßige körperliche Bewegung, neue Gegenstände und die alten von einer neuen Seite, mehr bedarf es nicht zum Wohlbefinden des Leibes und der Seele. ( An August v. Goethe, 29.4.1829.)
Nun mache ich aber die Bemerkung, dass ich weder abends, noch in der Nacht jemals gearbeitet habe, sondern bloß des Morgens, wo ich den Rahm des Tages abschöpfte, da denn die übrige Zeit zu Käse gerinnen mochte. (An S. Boisseree, 11.9.1820.)
Aufs Glück kommt es nicht an, es handelt sich nur vom Dasein und von der wahren Beschaffenheit der Dinge. Ich will nicht hoffen und fürchten wie ein gemeiner Philister. (Zu F. v. Müller, 3.4.1824.)
Wie steht’s mit ihrer Gesundheit? Ich bitte Sie, sorgen Sie doch für diesen Leib mit anhaltender Treue. Die Seele muss nun einmal durch diese Augen sehen, und wenn sie trüb sind, so ist’s in der ganzen Welt Regenwetter. (An Trapp, 28.7.1770.)
Mit jedem Atemzug durchdringt ein ätherischer Lethe-Strom unser ganzes Wesen, so dass wir uns der Freuden nur mäßig, der Leiden kaum erinnern. Diese hohe Gottesgabe habe ich von jeher zu schätzen, zu nützen und zu steigern gewusst. (An Zelter, 15.2.1830.)
Die Pestkranken aber hat er [Napoleon] wirklich besucht, und zwar um ein Beispiel zu geben, dass man die Pest überwinden könne, wenn man die Furcht zu überwinden fähig sei. Und er hat recht! – Ich kann aus meinem eigenen Leben ein Faktum erzählen, wo ich bei einem Faulfieber der Ansteckung unvermeidlich ausgesetzt war, und wo ich bloß durch einen entschiedenen Willen die Krankheit von mit abwehrte. Es ist unglaublich, was in solchen Fällen der moralische Wille vermag! Es durchdringt gleichsam den Körper und setzt ihn in einen aktiven Zustand, der alle schädlichen Einflüsse zurückschlägt. Die Furcht dagegen ist ein Zustand träger Schwäche und Empfänglichkeit, wo es jedem Feinde leicht wird, von uns Besitz zu nehmen. Das kannte Napoleon zu gut, und er wusste, dass er nicht wagte, seiner Armee ein imposantes Beispiel zu geben. (Zu Eckermann, 7.4.1829.)
An unmöglichen Dingen soll man selten verzweifeln, an schweren nie. (I.R.)
Bei jedem bedeutenden Unternehmen muss man die Hindernisse für Null erklären. (Annalen.)
Was wir in uns nähren, das wächst; das ist ein ewiges Naturgesetz. Es gibt ein Organ des Misswollens, der Unzufriedenheit in uns, wie es eines der Opposition, der Zweifelsucht gibt. Je mehr wir ihm Nahrung zuführen, es üben, je mächtiger wird es, bis es sich zuletzt aus einem Organ in ein krankhaftes Geschwür umwandelt und verderblich um sich frisst, alle guten Säfte aufzehren und anstecken. Dann setzt