Nach einigen Augenblicken drehte sich Jenni zu Oxo um, sah ihn nachdenklich an und fragte dann, „wie geht es jetzt weiter?“
„Jetzt kümmern wir uns um die Barriere!“
Ihre Herzen schlugen wie wild, die Münder staubtrocken, dafür die Haut schweißnass. Die Anzüge waren sogar noch enger, als sie aussahen. Ein einziger Kraftakt sie anzuziehen. Aber als sie sie endlich anhatten, fühlte es sich an als seien sie nackt. Die beiden mussten erst einmal an sich hinuntersehen und davon überzeugen, dass sie es nicht waren. Nur die Handschuhe waren klobig, blieben es auch noch nachdem sie sie übergestreift hatten. Als letztes zogen sie den Helm über den Kopf. Sofort wurden alle Geräusche wie mit einer Schere abgeschnitten. Es herrschte absolute Stille, als schauten sie bei einem Stummfilm zu. Nicole und Jenni sahen die Mundbewegungen ihrer Freunde, es kam aber nichts zu ihnen durch. Fast machte sich ein leiser Anflug einer Klaustrophobie breit. Und als sie endlich Oxos Stimme in der Comm hörten, waren sie erleichtert.
„Nun? Wie fühlt es sich an?“
Sie schilderten ihre Eindrücke. Oxo nickte zustimmend, als hätte er es erwartet.
„Wie sieht es mit den Luftvorräten aus?“
Nicole und Jenni konnten sich sämtliche Funktionen auf das Helmvisier projizieren lassen, steuerbar über ihre Stimme oder den Augen, was ein bisschen gruselig war. Für die Jungs sah es so aus als rollten diese unkontrolliert in ihren Höhlen herum.
„Alles gut“, sagte Nicole als erste. „Luft reicht für zwölf Stunden. Das sollte genügen.“
„Energievorrat bei einhundert Prozent“, schloss sich Jenni an. „Plus Reserve.“
„Wie lange reicht das?“, wollte Marcel wissen und drehte sich zu Oxo um.
„Kommt darauf an wie sie haushalten. Der größte Teil geht für den Antrieb drauf. Ungefähr sechzig, siebzig Prozent. Dann die Heizung mit knappen zwanzig. Die Instrumente nehmen dagegen den geringsten Teil, etwa fünf bis acht Prozent. Ein paar Stunden schaffen sie auf jeden Fall. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, das die Energie eher verbraucht ist als die Luft.“
„Also etwas weniger als zwölf Stunden, richtig?“
„Richtig.“
„Ich habe nicht vor so lange durchs All zu sausen. Wenn ihr mich fragt, ist das ausreichend“, schloss Nicole.
„Also gut“, kam es von Oxo. „Habt ihr Lust auf einen Ausflug?“
„Ich dachte schon du würdest nie fragen.“
Oxo und die Jungs traten beiseite als sich das Hallendach öffnete. Wie zwei Fahrstuhltüren fuhren die beiden Hälften auseinander. Es war kaum ein Meter Platz dazwischen, als Jenni sagte, „die letzte ist eine lahme Schnecke.“ Dann stiegen beide pfeilschnell in die Höhe. Ein kurzes grelles pfeifen begleitete ihren Abflug, dann herrschte Ruhe.
Der Ausflug dauerte eine Stunde.
Die Mädchen gingen dabei bis ans äußerste, jedoch nicht in den Hyperflug. Sie beschleunigten bis ans Maximum, flogen enge Kurven, bremsten abrupt und beschleunigten wieder.
Hinterher grinsten beide bis über die Ohren. Sie hatten eine Menge Spaß gehabt. Mal schauen ob der Hyperraumflug auch so spaßig wird.
Kapitel 12
Kapitel 12
„So“, bremste Oxo die beiden Mädchen, trat auf sie zu, schnappte nach ihren Handgelenken, an denen die Computer angebracht waren und gab Befehlssequenzen ein. Erst bei Nicole, anschließend bei Jenni. Nach wenigen Sekunden war er fertig, machte wieder einen Schritt zurück, sah sie mit ernstem Blick an und sagte dann, „der Hyperflug ist programmiert.“
„Okay“, entgegneten sie mit schwachen Stimmen. Es klang, als würden sie aus einem sehr tiefen Loch heraus sprechen, kaum zu verstehen. Ihre Blicke hafteten sich an seinen.
„Ich möchte das ihr folgendermaßen vorgeht: Ihr fliegt zu diesen Koordinaten, die ich eingegeben habe“, sofort riefen die beiden diese auf. Sie führten sie an Yxus Nordpol, „dort angekommen aktiviert ihr den Hyperantrieb. Einen Kurs habe ich auch schon eingegeben. Dieser bringt euch zu einem der Generatoren. Ich habe einen aufs Geratewohl ausgewählt. Ich glaube nicht, dass es dabei irgendwelche Unterschiede gibt. Bitte hört mir genau zu! Der Kurs ist so programmiert, dass er euch bis auf weniger als einen Meter an den Generator bringt. Ihr befindet euch dann in so etwas wie einem toten Winkel. Er sieht euch buchstäblich nicht, weil ihr nicht auf seinen Sensoren auftaucht. Und so werden die Abwehrmaßnahmen nicht aktiviert. Wenn ihr dort seid, nähert euch trotzdem nur sehr langsam, nehmt euch soviel Zeit wie ihr braucht. Ich weiß leider nicht, wie er auf Erschütterungen reagiert. Wenn ihr angedockt seid setzt ihr euch mit mir in Verbindung! Ich leite euch dann weiter. Ich sage euch, was ihr zu tun habt!“
Sie hatten ihm aufmerksam zugehört, auch die Jungs. Die Mädchen waren gar nicht erst aus den Anzügen gekrochen, noch während Oxo sie unterwies wurden die Sauerstoff und Energievorräte aufgefüllt.
„Seid ihr bereit?“
„Ich denke schon“, antwortete Nicole, die Stimme war immer noch ein flüstern.
„Ja“, schloss sich Jenni an, auch bei ihr klang es nicht viel lauter.
Sie waren angespannt, aber Angst verspürten sie keine mehr. Sie waren vorbereitet. Sie beherrschten die Flugmanöver, glaubte die Anzüge steuern zu können und wussten, was sie machen sollten.
„Fangen wir an!“, forderten sie ihn auf. Diesmal klangen sie wesentlich kräftiger.
Oxo trennte die Anzüge von den Ladestationen, vergewisserte sich das alles bei einhundert Prozent war, kontrollierte ein letztes Mal den Kurs und nickte ihnen dann zu. Die Mädchen schlossen die Helme, während sich die anderen langsam von ihnen entfernten.
Mit einem kurzen zischen sausten sie durch die geöffnete Dachkuppel davon.
Kapitel 13
Kapitel 13
Für einen winzigen Moment konnten ihre Blicke ihnen folgen, dann verloren sie sie aus den Augen.
Oxo drängte schon wieder zur Eile. „Schnell, wir müssen zum Shuttle!“ Damit drehte er sich um und lief los.
Die Jungs ihm nach.
Mit vergleichsweise langsamen achthundert Stundenkilometern näherten sich die Mädchen dem Nordpol. Sämtliche Instrumenteneinstellungen wurden von innen auf das Visier projiziert. Alles sah sehr gut aus. Luftvorrat ausreichend. Und der Energievorrat wurde bei dieser Geschwindigkeit kaum weniger.
Weder Nicole noch Jenni sagte ein Wort. Sie flogen in einer Höhe von knappen achttausend Metern über Yxus und schwiegen sich an. Unter ihnen zogen riesige Städte lang hin. Die Hauptstadt hatten sie längst hinter sich gelassen. Sie sahen aber auch die Verwüstungen, die bei der Annäherung des Mondes entstanden waren. Einige der Küstenregionen schienen mit einem Messer abgeschnitten zu sein; dort hatten gewaltige Tsunamis gewütet. Aus dieser Höhe hatten sie es noch nie gesehen. Ein katastrophaler Anblick. Zum Glück hatten sie den Sturzflug des Mondes beenden können und so noch mehr Zerstörung verhindert.
In den Anzügen herrschte totale Stille. Nicht einmal das arbeiten der eigenen Triebwerke war zu hören. Allerdings spürten sie sie an den Beinen.
Unter ihnen wurde die Oberfläche karger. Der Wald wuchs nicht mehr so dicht, die Städte wurden kleiner. Irgendwann waren nur noch vereinzelt ein paar Häuser zu sehen, Farmen vielleicht, schließlich verschwanden auch die. Jetzt erstreckten sich nur lange, ausgedehnte Ebenen unter ihnen, auf denen nur noch vereinzelt Baumgruppen standen. Das Klima wurde rauer. Hier oben bemerkten sie nichts davon. Es blieb bei den Minus vierzig Grad, die schon die ganze Zeit über vorherrschten.
Der Anzug hielt sie ab. Noch nicht einmal die interne