»Vermisst du deine Mutter?, fragt Isabell mit eiskalter Stimme. »Keine Sorge, du wirst sie schon bald wiedersehen.« Sie lächelt so, dass zwischen dem Rot ihrer Lippen die Zähne zum Vorschein kommen und streicht dem Mädchen mit einem Finger über die Wange. »Was für ein hübsches Ding du doch bist. Eine Schande, dass es so enden muss. Aber nun zu dir, mein lieber John! Ich hoffe doch sehr, dass du dich als gehorsam erweist und gleich vor Angst so richtig ausflippst, wenn ich dir wehtue. Versuche, nicht in die Hosen zu machen. Ich hasse das Aufwischen.« Isabell wendet den Kopf langsam zurück zu dem kleinen Kerl und ein breites Grinsen ziert ihr hübsches Gesicht.
Federleicht wie eine Ballerina schwebt sie schließlich durch die unterirdische Kammer und stellt die erforderlichen Zutaten zusammen. Isabell ist tatsächlich wie eine grausame gefräßige Spinnenmutter, die sich von ihren eigenen Kindern ernährt.
»Ein bisschen hiervon und etwas davon«, wispert sie und macht ein paar Notizen mit quietschender Kreide auf einer Tafel. Sie öffnet den Kühlschrank, holt eine Glasphiole heraus und stellt sie zu dem anderen Zeug.
»Mist! Keine Spritzen mehr«, flucht sie, nachdem sie mehrere Schubladen an dem weißen Apothekerschrank herausgezogen und erfolglos durchwühlt hat. »Ihr wartet hier schön brav auf mich und stellt nichts an! Verstanden?«, sagt sie zu den Kindern und verschwindet, um neue Spritzen aus dem Lager nebenan zu holen. Hinter Isabell knallt die Stahltür in den Türrahmen. Durch die Erschütterung schwingen die Seile leicht nach, an denen die Æther-Röhren an der Gewölbedecke befestigt sind.
»Sie wird uns beide umbringen«, stottert der Junge. »Und mich zuerst. Ich will nicht sterben. Ich habe Angst vor dem Tod. Ich fürchte mich davor, was sie mit mir machen wird. Habe solche Angst davor, wie ich sterben werde.« Er schaut das Mädchen an. Es ist vielleicht zwei oder drei Jahre jünger als er. Das Mädchen bleibt stumm und starrt ihn bloß an. Plötzlich beginnt er wie verrückt an seinen Handfesseln zu zerren. Der Eisenstuhl beginnt zu wackeln, löst sich aus seiner Verankerung am Boden und kippt schließlich zum Erstaunen des Jungen und des Mädchens zur Seite um. Für einen Moment liegen der Stuhl und er auf dem kalten Plattenboden. Er weiß gar nicht, was er mit seiner neuen Situation anfangen soll, dann begreift er, dass sich die Fesseln an einem Gelenk gelöst haben. Hektisch befreit er auch die andere Hand, dann die Beine und steht auf. Sein Blick schwenkt von der Tür zu dem Mädchen. Hin und her. Hin und her, bis er schließlich einen Entschluss gefasst hat und sich an den Fesseln des Mädchens zu schaffen macht. Sie schüttelt den Kopf, aber ihn scheint das nicht davon abzubringen und er macht einfach weiter. In dem Moment, als er ihre erste Hand befreit, poltert es plötzlich hinter den beiden. Die Stahltür ist zurück ins Schloss gefallen! Das nächste Geräusch ist der nervenzerfetzende, gellende Schrei des Jungen.
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