Oft genug sind die Runen einfach nur verwendet worden, um zu beschreiben, wem der Kamm gehört, wem die Umhangschließe gehört oder wem andere Alltagsgegenstände gehören. Dies gilt auch für die sogenannten „Geheimrunen“ die manchmal aus Platzgründen zusammengefasst wurden, da hierdurch Abkürzungen, Umstrukturierungen oder Einschränkungen umgangen wurden bzw. forciert wurden – wenn es darum ging, Platz zu sparen. Zwar sind diese „Geheimrunen“ interessant, doch sind sie nicht so geheim, dass man sie nicht lösen kann. In Bezug auf die Geheimrunen muss man auch immer wieder berücksichtigen, dass das menschliche Ego nicht vergessen werden darf, denn oft genug wurden die Geheimrunen einfach nur deswegen verwendet, um zu zeigen, dass man es kann, und dass man intellektuell nicht so dumm ist wie sein Umfeld. In Bezug auf die Geheimrunen wird es aber im Kapitel „Magische und profane Runeninschriften“ ausführliche Informationen geben.
Doch wenn es um das Ego des Menschen geht, kann man ein ähnliches Phänomen auch im Bereich des Futharks erkennen, gerade dann, wenn es heißt, dass einige Menschen einen Futhark abgeleitet haben, der aus 18 Runen besteht, da sich dieser speziell auf die Edda bezieht. Es ist zwar richtig, dass sich insgesamt 18 Strophen in der Edda direkt auf Runen beziehen, doch ist es eine einfache Erfindung, die mittlerweile klar und deutlich widerlegt ist, dass es einen Futhark aus 18 Runen gibt. Dies ist falsch. Es ist der sogenannte Armanen-Futhark, der von dem Menschen Guido von List (1848 – 1919) erfunden wurde. Es ist nicht ganz klar zu sagen, warum diese Runen wirklich erfunden wurden. Vielleicht lag es wirklich daran, dass die Idee geboren wurde, dass die 18 Runen, die jeweils eine Strophe in der Edda haben, etwas Besonderes sind, sodass es eigentlich nur 18 Runen sein sollen. Man könnte auch die Verschwörungstheorie aufgreifen, dass in der Zahl 18 dreimal die Sechs ist, sodass man hier eine wilde satanische Verschwörung sieht – was im Übrigen vollkommener Quatsch ist. Die Reihe des Armanen-Futharks hat eine sehr lockere Verbindung zu dem jüngeren Futhark, auch wenn es in der Literatur von Guido von List heißt, dass diese 18ner-Reihe uralt ist, und von den sogenannten Ariogermanen schon immer verwendet wurden. In anderen Ausführungen beschrieb Guido von List, dass er diese 18ner Reihe auch in einem Channeling erfuhr, was im Kontext der Magie vollkommen in Ordnung ist, wenn man dies auch entsprechend verkündet und klar und deutlich macht, dass diese Runenreihe eine eigene, persönliche Runenreihe ist, die auf das eigene Arbeiten zugeschnitten ist, sodass hier jeder Mensch seine eigene Runenreihe kreieren kann, vielleicht sogar kreieren muss. Es ist nicht überraschend, dass die Schriften von Guido von List im Bereich des Nationalsozialismus gern angenommen waren, gerade dann, als es machtpolitisch angesagt war, sich mit den Runen zu befassen. So wurde diese egobelastete Idee weiter geschürt, literarisch umgesetzt und im Rahmen der Propaganda auch literarisch gefestigt.
Doch auch wenn die 18 Runen, einer 18ner-Reihe, sich literarisch gefestigt haben, gab es sie historisch nie. Es ist einfach eine erfundene Sache, es ist faktisch einfach falsch – Ariosophie und Armanen-Futhark hin oder her! Da es aber immer wieder in Büchern auftaucht und man es in diesem Kontext aus Gründen der Vollständigkeit und der historischen Korrektheit KLAR und DEUTLICH nennen muss (nämlich, dass es falsch und erfunden ist), will ich hier das Armanen-Futhark abbilden:
Zum Glück ist es aber die einzige Runenreihe, die frei erfunden ist, und die sich hartnäckig in der Literatur hält. Gut, sie wird immer wieder in der Literatur aufgeführt, so wie auch von mir, um ganz einfach den Hinweis zu geben, dass diese Runenreihe historisch nicht existent ist. Anders sieht es da aus mit dem älteren Futhark, mit dem jüngeren Futhark oder mit den angelsächsischen Futhark(en). Klassisch wird meistens mit dem älteren Futhark gearbeitet, welches in dieser Form auf dem Kylverstein zu finden ist, und hierdurch auch als erste Runenreihe akzeptiert wurde, da alle anderen Funde nicht eine vollständige Reihe mit allen 24 Zeichen ergaben. Die Forschung geht heutzutage davon aus, dass dieser Futhark bis zum Jahr 750 in etwa von allen Stämmen und Gemeinschaften, die die Runen verwendet haben, genutzt wurden. Doch mit der Zeit wurde es dann notwendig, dass das Futhark überarbeitet wurde, da letztlich die Bevölkerung wuchs, Völkerwanderungen bzw. Auswanderung vollzogen wurden, sodass auch die Runen sich mehr und mehr ausbreiteten. In diesem Kontext muss das angelsächsische Futhark gesehen werden, welches in zwei verschiedenen Varianten existiert. Zwar findet man das angelsächsische Futhark auch schon mit Inschriften bzw. mit Runen vor, die sich auf das 5. bis auf das 11. Jahrhunderts beziffern lassen, doch war es in den Anfangsjahren nicht so populär wie das ältere Futhark. Dies veränderte sich dann mit der Zeit, da hier eben neue Runen bzw. neue Laute bzw. eine neue Phonemik eingeführt wurde. Hier ging es um Umlaute, sodass hier die Kombinationen æ und œ, aber auch y einen Ausdruck fanden.
Wie man an dieser Runenreihe sehen kann, müsste man, wenn man es sehr streng nennt, diese Reihe nicht Futhark, sondern Futhork nennen, da die Rune für den Ausdruck „A“ durch eine Rune ersetzt wurde, die den Ausdruck „O“ erhielt. Da auch dieses Futhork in Friesland verwendet wurde, wird es eben als „Anglo-Friesisches Futhork / Futhark bezeichnet.
Doch wie schon zuvor, stand die Entwicklung, die Ausbreitung der Völker, die Kommunikation und die Lebendigkeit der Runen nicht still, sodass ein weiteres Futhark entstand, ein Futhark, welches nur noch aus 16 Zeichen bestand, und als jüngeres Futhark betitelt ist. Letztlich ist das jüngere Futhark auch wieder als eine Weiterentwicklung der ursprünglichen Runenreihe, also des älteren Futharks, zu sehen, wobei hier bewusst die Zeichenzahl auf 16 reduziert wurde. Hierdurch bekam eine Rune die Aufgabe verschiedene Laute wiederzugeben, sodass hier Kombinationen verwendet wurden. Dies ist nicht immer einfach bzw. praktisch umzusetzen, sodass im zehnten Jahrhundert eine Punktierung vollzogen wurde – dies erinnert ein wenig an die hebräische Sprache bzw. an das hebräische Alphabet – wodurch die Betonung hervorgehoben wurde. Da das jüngere Futhark sehr stark über die sogenannte Wikingerzeit verwendet und verbreitet wurde, sind sehr viele der gefundenen Runeninschriften im Stil des jüngeren Futharks niedergeschrieben.
Doch bei allen Runenreihen muss man immer bedenken, dass die einzelnen Stämme, Sippen, Gemeinschaften und letztlich auch Völker eine besondere Individualität an den Tag legten. So kann man davon ausgehen, dass es viele, sehr individuelle Runenreihen gab, die jeweils auf die aktuelle Situation der Bevölkerung angepasst wurde. Dass hier natürlich nicht jedes Jahr ein neuer Futhark entstand, dürfte klar und logisch sein. Doch man darf auch nicht die Flexibilität und die Intelligenz der damaligen Bevölkerung verachten, sodass hier auch andere Runenreihen in die Existenz gerufen wurden.
Wenn man sich die verschiedenen Kulturen der Menschen anschaut, egal ob es nun die Kulturen des Nordens, des Ostens, des Südens oder des Westens sind, findet man sehr oft den Grundgedanken, dass die Schrift von den göttlichen Wesen der jeweiligen Kultur ersonnen wurde. Zwar sind es nicht immer rein göttliche Wesen, doch sind es zumindest Schwingungen aus dem feinstofflichen Bereich, die nicht aus der Materie kommen. In diesem Kontext könnte man ohne Weiteres sagen, dass es wahrlich Götter sind, doch sind hier und da Religionen vorhanden, die jedoch feine Unterschiede treffen. Die Sumerer sind hier primär zu nennen. Und die Runen? Nun, die Runen stammen von den Göttern. So zumindest die Legende, die Geschichte, die Sage. Speziell geht es hier natürlich um die Edda! Die Edda – ja, dieses uralte, mystische und magische Buch der Bücher, welches