Drei sind keiner zu viel. Jörn Holtz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jörn Holtz
Издательство: Bookwire
Серия: Metamour
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752928679
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mit dem Joint, die ihr ungewöhnliches Jahresziel jetzt schon erreicht hatte und ganz zu schweigen von dem blonden Engel, der so natürlich und gechillt drauf war.

      ‚Was ist das nur für ein eigentümlicher Verein?‘, grübelte er. ‚Und überhaupt, warum strahlten alle diese Freaks auf dem Gut eine so merkwürdige zufriedene und in sich ruhende Art aus?‘ Dies war nämlich genau das Gegenteil seiner eigenen Gefühlswelt. Er selbst war rastlos und dabei sehr leicht erregbar, was schon viele, die ihm quergekommen waren, zu spüren bekommen hatten. Zudem war er aufgrund der jüngst zurückliegenden Ereignisse und des permanenten Schlafentzuges körperlich und geistig so erschöpft, dass er wo immer er kurz zur Ruhe kam, einfach einschlief.

      ‚So wie jetzt kann es auf keinen Fall weitergehen!‘, beschloss er daraufhin in einer der kurzen wachen Phasen, da bei ihm zurzeit alles aus dem Ruder zu laufen schien.

      Von diesem Entschluss beflügelt, stand er kurze Zeit später auf, um spazieren zu gehen. Außerdem wollte er dabei diesen Gedanken weiterspinnen. So zog er bei der Garderobe eilig seine Matschschuhe und seine Jacke an, bevor er die Tür öffnete und hinaustrat. Ein starker Wind blies ihm daraufhin ins Gesicht, der ihn erfrischte und den er gierig in sich einsog, bevor er durch das Carport, in Richtung Straße ging. Dabei strich er mit der Hand über den Lack seines ausgebauten VW-Busses, der dort wie immer auf ihn wartete. Vorne an der Fahrertür angekommen, hielt er plötzlich inne, da er auf einmal ein Fernweh verspürte, das er seit langem nicht mehr verspürt hatte. ‚Ja, das wäre es doch jetzt! Ein paar Sachen packen und dann für ein paar Tage oder Wochen einfach verschwinden, um irgendwo in der Sonne das süße Leben zu genießen‘, hing er kurz diesem Gedanken nach, während ihm ein warmes Kribbeln die Beine hinunterlief.

      Mit einem warmen Gefühl wandte er sich daraufhin von seinem treuen Reisebegleiter ab und dem Bürgersteig zu, um sein Spaziergang zu beginnen. Dabei ließ ihn der Gedanke, alles hinter sich zu lassen, und den ganzen Problemen davon zu fahren, nicht mehr los. Denn wenn er ehrlich zu sich war, nervte ihn gerade alles und auch sein Verhältnis zu Doro gestaltete sich gerade wieder schwierig. Ihre Trauer um Petra verstärkte gerade ihre schon immer dagewesene Art, sich allen bedingungslos zu unterwerfen, und nie für ihre eigenen Bedürfnisse einzustehen, was ihn immer mehr nervte, weil er für genau das Gegenteil stand. Außerdem verstand er nicht seine unterschwellige Wut auf sie, die er meistens in ihrer Gegenwart empfand.

      Am nächsten Morgen, bei einer kurzfristig anberaumten Betriebsversammlung in seiner Firma, kam der Gedanke, alles hinter sich zu lassen, zurück. Während sein CFO über die derzeitige schwierige wirtschaftliche Lage seiner Firma referierte, die aufgrund einer verzögerten Neuentwicklung zu erwarten war, träumte Ole sich weit weg. Dann auf einmal sah er alles ganz klar vor sich: Warum bat er nicht seinen Chef, ihn für ein halbes Jahr zu beurlauben? Wäre das nicht eine Win-Win Situation? So könnte seine Firma kurzfristig Personalkosten einsparen, was sie gerade eh vorhatte und er konnte sich seinen Traum erfüllen.

      Den ganzen Tag ließ ihn dieser Gedanke nicht mehr los und auch als er wieder zu Hause ankam, war dieser Gedanke immer noch da. Kurzentschlossen ging er nicht wie geplant ins Haus, um das Abendessen vorzubereiten, sondern wechselte dort nur kurz die Schuhe und Jacke, um spazieren zu gehen.

      Gedankenversunken folgte er dann der vertrauten Straße, bis er bei einer Schafkoppel stehen blieb. Während er den Schafen beim Fressen zusah, überlegte er was oder wer ihn hier hielt. Und auch wenn ihm die Antwort zuerst traurig stimmte, weil ihm dazu nichts einfiel, bestätigte diese Erkenntnis doch, dass es nichts gab, was diesem Plan im Wege stand. Nur konnte er sich solche Spinnereien eigentlich leisten? Um diese Frage zu beantworten, fing er noch an der Schafweide stehend damit an, in Gedanken einen Kassensturz zu machen: Schon seit zwei Jahren hatte er vor, auf die Malediven zu fliegen, um dort zu tauchen, und dieses Geld hatte er mittlerweile zusammengespart. Dann war da ja noch die Miete, die Peter ihm seit neustem regelmäßig in die Hand drückte. Und diese ließ sich sogar noch steigern, wenn er Peter seine Wohnung während der Zeit ganz untervermietet. Dann standen ihm seine Ersparnisse für den Urlaub, Peters Miete, inklusive der letzten zwei Monate und das, was das geerbte Mehrparteienhaus an Erträgen sonst noch abwirft zur Verfügung!

      ‚Tja, wenn man das Alles so grob zusammenzählt, sollte dieser kleinen Auszeit zumindest nichts Monetäres entgegenstehen! Oder…?‘, starrte er eine Weile nachdenklich die Schafe an, ohne diese wirklich wahr zu nehmen. Irgendwann weitete sich sein Tunnelblick und ein zufriedenes Lächeln huschte ihm übers Gesicht. Beschwingt von dieser Erkenntnis drehte er um, um zu Hause eine genauere Berechnung anzufertigen.

      Am Schreibtisch sitzend, stellte er eine Was-wäre-wenn Betrachtung an, wobei er dieses Mal drei verschiedene Szenarien durchrechnete, die alle drei bestätigten, dass seine Vermutung richtig war und sein Geld locker reicht, wenn er nicht allzu sehr über die Stränge schlägt. Aufgewühlt von dem Ergebnis und was es ihm ermöglichte, kippte er daraufhin mit seinem Drehstuhl nach hinten und legte seine Beine auf das Sofa, dass hinter seinem Schreibtisch steht. ‚Wow!‘, seufzte er zufrieden, während ihm sein Herz bis zum Hals schlug. Kurz hing er diesem glücklichen Gefühl nach, bis sich die Frage in sein Bewusstsein drängte: Und, wohin jetzt?

      Unruhig schweifte sein Blick daraufhin durchs Arbeitszimmer, bevor dieser an der Wand mit den Familienfotos hängen blieb. Die Hochzeitsbilder seiner Eltern hingen dort, sowie das einzige Bild, das ihn zusammen mit seiner leiblichen Mutter zeigt, kurz bevor bei ihr der Krebs richtig ausgebrochen war. Sein Blick jedoch blieb an dem frisch ausgedruckten Foto seiner Cousine und ihrer Familie hängen.

      Seitdem der Arbeitsplatz des Mannes seiner Cousine vor zwei Jahren nach Barcelona verlagert worden war, lagen sie ihm in den Ohren, wann er sie denn endlich mal besuchen kommt. Und Barcelona, diese kosmopolitische Stadt am Mittelmeer mit ihren bekannten Stadtstränden, wollte er schon seit langem erkunden. Bei diesem plötzlichen Gedanken kippte er langsam mit dem Drehstuhl wieder hoch und nahm seine Füße vom Sofa, bevor er aufgeregt zum Telefon griff. „Hola, buenas tardes soy Ole!“, meldete er sich in dem wenigen Spanisch, das er bis jetzt gelernt hatte.

      „Hola, primo!“, gab seine Cousine Nina freundlich überrascht zurück. „Schön, dass du anrufst! Wie geht es Marion und dir denn so?“

      „Gut, gut!“, begann er überschwänglich, bevor er stutzte und daraufhin seufzte: „Na ja, eigentlich gar nicht so gut. Marion und ich haben uns schon vor einiger Zeit getrennt und wie du bestimmt schon mitbekommen hast, ist Petra vor kurzem gestorben…“

      „Was, das ist ja schrecklich!“, fiel Nina ihm hörbar bestürzt ins Wort. „Nein, davon wusste ich nichts! Ja, dann erst einmal mein aufrichtiges Beileid. Woran ist sie denn gestorben?“

      „Oh, das ist eine lange Geschichte“, fing er daraufhin an, ihr von dem schrecklichen Tag im Krankenhaus zu erzählen. Dabei durchlebte er alle schrecklichen Ereignisse noch einmal, während sie schweigend zuhörte, ohne ihn zu unterbrechen. Erst als er geendet hatte, fragte sie mitfühlend: „Ja sag mal, wie verkraftest du das alles bloß?“

      „Na ja, wie schon gesagt: Gar nicht so gut. Das alles macht mich echt fertig, und zwar noch fertiger als ich eh schon bin. Daher habe ich mir eben überlegt, dass ich dringend mal eine längere Auszeit brauche! Morgen werde ich das mit meinem Vorgesetzten besprechen und wenn alles klappt, werde ich ein paar Sachen zusammenpacken, mich in mein Camper setzen und von hier verschwinden. Kannst du dir zufällig vorstellen wohin?“

      „Sag jetzt bloß nicht, du willst uns endlich mal besuchen kommen“, stieß Nina freudig aus, bevor sie sich an ihren Mann im Hintergrund wandte, der gerade zur Tür hereinkam und sie neugierig betrachtete: „José, du glaubst ja gar nicht, was Ole mir eben erzählt hat!“

      „Will dein Primo uns endlich zu seiner Hochzeit einladen oder will er uns doch nur besuchen kommen?“, antwortete ihr Mann, bevor er die Freisprechfunktion des Telefons einschaltete und sich dann sofort an Ole wandte, „Hey Primo, wann kommst du denn? Das ist ja super und natürlich holen wir dich vom Flughafen ab, alles gar kein Problem!“

      „Danke, doch das wird nicht nötig sein, da ich nicht fliegen werde. Vielmehr habe ich vor, mit meinem Camper zu euch zu kommen“, antwortete Ole schnell, bevor er verlegen fortfuhr: „Na ja, daher weiß ich auch