Buto, das Nashorn, Tantor, der Elefant, oder Numa, der Löwe, mochten durch den Wald kommen und gehen, ohne mehr als das gleichgültige Interesse des Herrn des Dschungels zu erwecken, aber wenn ein Mensch auftauchte, forschte Tarzan nach, denn der Mensch allein von allen Geschöpfen bringt Veränderung und Zwietracht und Streit, wo immer er seinen ersten Fuß hinsetzt.
Da er unter den großen Affen aufgewachsen war, wusste er nicht, dass es andere wie ihn gab, darum hatte Tarzan gelernt, jedes Auftauchen dieser zweibeinigen Vorboten der Zwietracht in seinem Dschungel mit Sorge zu beobachten. Unter vielen Menschenrassen hatte er Freunde gefunden, was ihn aber nicht daran hinderte, die Absichten und Motive derer, die sein Gebiet betraten, zu hinterfragen. So bewegte er sich auch heute lautlos durch die Baumwipfel in die Richtung der Geräusche, die er gehört hatte.
Als sich die Entfernung zwischen ihm und denen, die er sich ansehen wollte, verringerte, registrierten seine scharfen Ohren sowohl das Geräusch von stampfenden, nackten Füßen als auch den Gesang der einheimischen Träger, die sich unter ihren schweren Lasten voran bewegten. Dann stieg ihm der Duft schwarzer Männer in die Nase und mit ihm, ganz schwach, die Andeutung eines anderen Geruchs. Tarzan wusste, dass hier ein weißer Mann auf Safari war, noch bevor die Spitze der Kolonne entlang des breiten, gut erkennbaren Wildpfads in Sicht kam, über dem der Herr des Dschungels wartete.
Fast an der Spitze der Kolonne marschierte ein junger weißer Mann, und als Tarzan ihn einen Moment lang beobachtet hatte, wie er den Pfad entlangkam, empfand der Affenmensch gewisse Sympathien für den Fremden, denn wie viele wilde Tiere und primitive Menschen besaß Tarzan einen untrüglichen Instinkt, wenn es darum ging, den Charakter von anderen Menschen richtig zu beurteilen.
Tarzan drehte sich um und bewegte sich schnell und lautlos durch die Bäume, bis er die marschierende Gruppe überholt hatte, dann ließ er sich auf den Pfad fallen und wartete auf ihr Kommen.
Als die Männer ihn sahen, blieben sie sofort stehen und begannen aufgeregt zu plappern, denn es waren Askaris, die in einem anderen Distrikt angeheuert worden waren – Männer, denen Tarzan von den Affen bisher noch nie begegnet war.
»Ich bin Tarzan«, verkündete der Affenmensch. »Was macht ihr in meinem Land?«
Sofort ging der junge Mann, der neben seinen Askaris stehen geblieben war, auf den Affenmenschen zu. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht. »Sie sind Lord Greystoke?«, fragte er.
»Hier heisse ich Tarzan von den Affen«, antwortete der Stiefsohn von Kala.
»Dann habe ich wohl Glück«, sagte der junge Mann, »denn ich bin den ganzen Weg von Südkalifornien hergekommen, um Sie zu finden.«
»Wer sind Sie«, fragte der Affenmensch, »und was wollen Sie von Tarzan von den Affen?«
»Mein Name ist Jason Gridley«, antwortete der andere. »Und worüber ich mit Ihnen sprechen möchte, ist eine lange Geschichte. Ich hoffe, Sie finden die Zeit und die Geduld, mich zu unserem nächsten Lager zu begleiten, und mich dort anzuhören, damit ich Ihnen meine Mission erläutern kann.«
Tarzan nickte. »Im Dschungel«, sagte er, »stehen wir selten unter Zeitdruck. Wo wollen Sie Ihr Lager aufschlagen?«
»Der Führer, den ich im letzten Dorf angeheuert habe, wurde krank und ist vor einer Stunde umgekehrt. Da keiner meiner eigenen Männer mit diesem Land vertraut ist, wissen wir nicht, ob ein geeigneter Lagerplatz eine oder zehn Meilen entfernt ist.«
»Es gibt einen etwa eine halbe Meile von hier«, antwortete Tarzan, »und mit gutem Wasser.«
»Gut«, sagte Gridley, und die Safari setzte ihren Weg fort, während die Träger lachten und sangen, weil ein baldiges Lager in Aussicht war.
Erst als Jason und Tarzan am Abend ihren Kaffee genossen, kam der Affenmensch wieder auf den Besuch des Amerikaners zu sprechen.
»Und nun verraten Sie mir bitte«, sagte er, »was Sie den ganzen Weg von Südkalifornien ins Herzen von Afrika geführt hat?«
Gridley lächelte. »Nun, da ich tatsächlich hier bin«, begann er, »und Ihnen gegenübersitze, bin ich ziemlich sicher, dass Sie mich, nachdem ich Ihnen meine Geschichte erzählt habe, für ziemlich verrückt halten werden. Trotzdem bin ich von der Wahrheit meiner Geschichte absolut überzeugt, so sehr sogar, dass ich bereits eine beträchtliche Menge Zeit und Geld investiert habe, um Ihnen meinen Plan vorzuschlagen. Ich hoffe, dass Sie mir helfen werden, persönlich wie auch finanziell. Ich bin auch bereit, noch mehr Zeit und Geld zu investieren, aber unglücklicherweise kann ich nicht die gesamte geplante Expedition aus meiner eigenen Tasche bezahlen. Aber darum habe ich Sie nicht aufgesucht, weil ich das fehlende Geld bestimmt auch anderswo hätte auftreiben können. Ich glaube einfach, dass Sie besonders geeignet sind, um diese Expedition anzuführen.«
»Was auch immer die Expedition sein mag, die Sie ins Auge fassen«, sagte Tarzan, »der mögliche Gewinn muss in der Tat groß sein, wenn Sie bereit sind, so viel von Ihrem eigenen Geld zu riskieren.«
»Im Gegenteil«, antwortete Gridley, »ich gehe davon aus, dass es für keinen der Beteiligten einen finanziellen Gewinn geben wird.«
»Und Sie sind Amerikaner?«, fragte Tarzan lächelnd.
»Wir sind nicht alle geldgierig«, antwortete Gridley.
»Was ist dann der Anreiz? Erklären Sie mir den ganzen Plan.«
»Haben Sie jemals von der Theorie gehört, dass die Erde hohl ist, und in ihrem Inneren eine bewohnbare Welt existiert?«
»Diese Theorie wurde durch wissenschaftliche Untersuchungen definitiv widerlegt«, antwortete der Affenmensch.
»Aber ist sie auch zufriedenstellend widerlegt worden?«, hakte Gridley nach.
»Zufriedenstellend genug für die Wissenschaftler«, antwortete Tarzan.
»Und auch zu meiner«, erwiderte der Amerikaner, »Bis vor kurzem zumindest, als ich eine Nachricht direkt aus dem Inneren der Welt erhielt.«
»Sie überraschen mich«, sagte der Affenmensch.
»Das war ich auch, aber es bleibt nun mal eine Tatsache, dass ich mit Abner Perry von der inneren Welt Pellucidar in Funkkontakt stand und eine Kopie dieser Nachricht mitgebracht habe, wie auch eine eidesstattliche Erklärung über die Echtheit davon, unterzeichnet von einem Mann, dessen Namen Sie kennen und der zur selben Zeit bei mir war, als ich die Nachricht erhielt. Hier sind die Dokumente.«
Aus einer Mappe nahm er einen Brief, den er Tarzan reichte, und ein dickes, in Pappdeckel gebundenes Manuskript.
»Ich werde Ihnen nicht die ganze Geschichte von Tanar von Pellucidar vorlesen«, sagte Gridley, »denn es steht viel darin, was für mein Unterfangen nicht von Belang ist.«
»Wie Sie wollen«, sagte Tarzan. »Ich höre zu.«
Eine halbe Stunde lang las Jason Gridley Auszüge aus dem Manuskript vor. »Dies«, sagte er, als er die Lektüre beendet hatte, »ist es, was mich von der Existenz von Pellucidar überzeugt hat, und die unglückliche Situation von David Innes, hat mich dazu veranlasst, mit dem Vorschlag zu Ihnen zu kommen, eine Expedition zu starten, deren Zweck es sein soll, ihn aus dem Kerker der Korsaren zu befreien.«
»Und wie soll das Ihrer Meinung nach geschehen?«, fragte der Affenmensch. »Sind Sie von der Richtigkeit von Innes' Theorie überzeugt, dass es an jedem Pol einen Eingang zur inneren Welt gibt?«
»Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß, was ich glauben soll«, antwortete der Amerikaner. »Aber nachdem ich diese Nachricht von Perry erhalten hatte, begann ich mit Nachforschungen. Dabei entdeckte ich, dass die Theorie einer bewohnbaren Welt im Mittelpunkt der Erde mit Öffnungen an beiden Polen nicht neu ist und dass es viele Beweise gibt, die sie unterstützen. Ich fand eine vollständige Darstellung dieser Theorie in einem Buch, das um 1830 herum geschrieben wurde, und ebenso in einem anderen Werk aus neuerer Zeit. Darin fand ich eine vernünftige Erklärung für viele bekannte Phänomene, die von der Wissenschaft bisher nicht hinreichend bewiesen wurden.«
»Zum Beispiel?«, fragte