Kapitel 18
Besuch bei Verwandten
Wernher brach kurz darauf auf, um seine Verwandten, um Hilfe zu bitten. „Bleib schön in der Höhle, bis ich wiederkomme, hörst du, meine Mäd?“ „Was - Mäd? Den Ausdruck kenne ich noch von meinem Opa!“„Ja, ein Kosewort“, wand sich Wernher verlegen. Er strich ihr noch einmal übers Haar, woraufhin sie sich stürmisch in seine Arme warf, ihn festhielt, und dabei über seine Wange streichelte. „Komm ja gesund wieder, mein Lieber, gell!“ Lene schniefte. „Klar komm ich wieder, ich lass dich doch nicht allein!“ Wernher wirkte sehr überzeugend, wie er so den Brustkorb herausstreckte und Lene wurde etwas ruhiger zumute. Dann brach er endlich auf. Um nicht zu viel zu denken, ging Lene daran, ihren Rucksack in Ruhe auszuräumen und alles ordentlich wieder einzuräumen, anstatt es nur hineinzuwerfen, wie zuvor. Sie legte die Decke glatt und schüttete den ganzen Inhalt auf einmal darauf. Da kam noch so einiges zum Vorschein, was sich als nützlich erweisen konnte. Das Büchlein war auch noch drinnen gewesen! Das hatte sie ganz vergessen. Da konnten sie nachlesen, was heutzutage von früher bekannt und erforscht worden war. Lene nahm es nachdenklich in die Hand und blätterte es schnell durch. Wenn Wernher wiederkam, würde sie es ihn lesen lassen, oder ihm daraus vorlesen. Konnte er Druckschrift lesen? Konnte er überhaupt lesen? Lene hatte keine Ahnung. Ah! Der Kugelschreiber klemmte auch an der letzten Seite. Sie hatte vorgehabt, etwas hineinzuschreiben nach ihrem Erkundungsgang, doch bisher war sie noch nicht dazu gekommen. Sozusagen waren die Ereignisse über sie hereingebrochen und hatten ihr Leben, so wie sie es gekannt hatte, auf den Kopf gestellt. Außerdem war alles so unglaublich, was sie hier erlebt hatte, dass sie es erst noch im Kopf sortieren und dann ganz in Ruhe niederschreiben wollte. Doch dafür hatte sie bisher noch keine Zeit gefunden. Sie musste erst einmal zu sich kommen. Das würde sie alles später nachholen, es war jetzt nicht wichtig. Im Seitenfach links, steckte noch ein Beutelchen Studentenfutter. Wunderbar für den Hunger. Die Rosinen, hm -ihr lief schon beim Gedanken daran, das Wasser schier im Munde zusammen - aber nein, sie wollte es zusammen mit Wernher genießen und beherrschte sich. Ein Päckchen Tempos war auch dabei, schade, dass es nicht mehr waren. Die konnte man für vieles gebrauchen. Angefangen von Wundauflagen, bis hin zu Klopapier war alles Mögliche dabei. Sie lächelte zufrieden in sich hinein. Ein Haargummi, ein Haarspängelchen, das war auch nicht zu verachten. Und ein Halstuch, das Beste von allem. Sie legte es sich um und sogleich fühlte sie sich getröstet und wunderbar warm. Sie räumte die Höhle ein wenig auf, schüttelte die Decke aus und setzte sich dann in die Ecke, um zu lesen. Bis zum Nachmittag hatte sie das Büchlein ausgelesen. Die Oma hatte auch etwas hineingeschrieben. Sie (die Oma) wäre vermutlich verwandt mit den Erlebachern und deswegen das Bach im Namen ihres Urgroßvaters mütterlicherseits, der mit Namen Erlebach hieß. Aha, dann war sie, Lene ja auch verwandt mit jenen Erlebachern zu denen Wernher gerade unterwegs war? Hoffentlich nahmen sie ihn freundlich auf und halfen ihm. Sie machte sich Sorgen. Wer weiß, was für ein Gesocks überall hier herumlief. Ohne Wernher fühlte sie sich nirgends sicher und hatte große Angst, dass ihm etwas passieren könnte und sie hier sitzen und es nicht einmal wissen würde. Bis sie verschimmelt wäre. Ihr dröhnte der Kopf. Nein, rief sie sich zur Ordnung. Du lässt solche schlechten Gedanken erst gar nicht zu. Sie nahm wieder das Büchlein in die Hand und fing an zu schreiben, wie sie ins das Loch gefallen war und was sie seitdem erlebt hatte. Das würde ihr kein Mensch glauben. Sie würden sie umgehend in die Klapse stecken. Wenn ihr jemand so eine phantastische Story erzählen würde, würde sie auch denken, derjenige habe eine Meise, milde ausgedrückt. Hoffentlich würde Wernher bald zurückkommen. Lenes Angst wuchs, dass ihm etwas passiert sein könnte. Lange würde sie es in dieser Höhle alleine nicht mehr aushalten!
Kapitel 19
Oma macht sich Sorgen
Frau Faust lief von einem Zimmer ins nächste und wieder zurück. Zum gefühlt hundertsten Mal durchsuchte sie Lenes Zimmer - nichts – Mist! Wo konnte sie nur sein? Sie war nun schon seit drei Tagen verschwunden. Helga Faust wusste nur, dass sie sich für das Büchlein interessiert hatte und die Gegend erkunden wollte - Moment mal, das Büchlein! Schnell lief Helga zum Bücherregal – das Büchlein! Es war weg! Stimmt, Lene hatte gefragt, ob sie es eine Weile haben könnte, erinnerte sie sich wieder und in Lenes Zimmer hatte sie es auch nicht gefunden. Also hatte sie recht und das Büchlein spielte eine Rolle. Fieberhaft überlegte