„Du bist ja eine kleine Heldin“, lobte sie Antje Aumund. Die Augen ruhten mit Wohlgefallen auf Ulrike. Sie dagegen fand es peinlich.
„Rike hat dem Vogt mit dem Schürhaken gedroht“, erklärte Antje. „Himmel und Hölle hat sie beschworen, wenn sie ihrer Schwester ein Leid zufügen.“
Dirk hob anerkennend die Brauen. „Alle Achtung, Rike, du bist ein starker Mensch.“
Sie schnappte nach Luft, erwägte sie doch eben noch, einen Rückzieher zu machen, aber seine Hochachtung bedeutete ihr viel. An diesem löblichen Bild wollte sie ungern rütteln. Tröstlich blieb die Hoffnung, Geldis könne sich durchaus weigern, zur Notzucht im Rittersaal öffentlich Stellung zu beziehen. Und Ulrike fragte sich, ob es wirklich so wichtig war, die Sache ruchbar zu machen. Am liebsten hätte sie Birtes Mutter festgehalten, die in ihrem schwerfälligen, leicht wackelnden Gang bereits zur Nebentür in der Fachwerkfassade zuckelte, um sie zu Geldis zu bringen.
Abseits der geräumigen Diele reihten sich die Kühe im Halbdunkel. Eine Magd schaute hochgeschreckt vom hellen Licht von ihrem Schemel auf, die sich gerade die Hände mit Melkfett einrieb. Geldis strahlte sie an, als könne kein Wässerchen ihre Laune trüben und hätte fast den halbvollen Holzkübel umgekippt.
„Den Burgen an Hunte und Olle droht ein Sturm“, berichtete Dirk ihr. „Hast du den Mut, zuzugeben auf welche Weise ihr drei entehrt wurdet?“
Geldis beeilte sich aufzustehen und vollzog den üblichen Knicks. „Sicher Herr Ritter.“
„Herr Ritter…“, wiederholte Dirk mit leiser Belustigung. „Das ist gut, Mädchen, eure Aussage ist unsere einzige Handhabe, um diese Schweinehunde zur Rechenschaft ziehen zu können.“
Ulrike und Geldis tauschten einen beklommenen Blick aus, und er wandte sich Birtes Mutter. zu. „Gute Frau, habt ihr eine Kammer für meine Freunde und im Stall Platz für vier Pferde?“
Sie lächelte matt. „Ich habe von Euch gehört, Ritter Dirk, willkommen bei Aumunds.“
Ulrike wunderte sich, was er vorhatte, und er drückte der Hausherrin ungesehen drei Markstücke in die Hand. „Damit ich immer eine offene Tür in Berne finde“, gab er ihr leise zu verstehen. Es war überreich gegeben, auch wenn es die Unterbringung von Lüders Töchtern begleichen sollte, aber er hatte beizeiten gelernt, sich rechtzeitig Verbündete zu suchen und wusste, auf kernige Menschen wie Antje Aumund konnte man bauen.
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