Helmut Lauschke
Der Weg nach Afrika - Teil4
Das Anlegemanöver und der Machtwechsel – Von den gestaltlichen Verformungen und Vergehen
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Inhaltsverzeichnis
Aus: Tote ohne Begräbnis – (Sartre: ‘Morts sans sépulture’)
Vom Kommen der deutschen Jungsärzte nach Oshakati unweit der namibisch-angolanischen Grenze
Rückkehr der Namibier aus dem Exil
Flugsafari im Militärhubschrauber vor dem Abzug aus Namibia
Der Machtwechsel und die Folgen
Das Wunder der Hospitalrestauration
Die schwarze Besatzung an den Hebeln der Macht
Aufbau einer akademischen Weiterbildung
Wenn akademisches Streben und politische Interessen einander schneiden
Unabhängigkeit zwischen Verstehen und Missverstehen
Besichtigung der beiden Staatshospitäler in Windhoek
Der Pierrot mit Geige ohne Boden
Das Anlegemanöver
Das Anlegemanöver
und der Machtwechsel
Von den gestaltlichen Verformungen und Vergehen
Autobiographie Teil 4
Was die schöpferisch-erfinderische Leistung des Menschen zum Wohle und Fortbestand der Menschheit betrifft, da mag es Unterschiede von Volk zu Volk geben. Was aber den Vertrauensbruch, den Machtmissbrauch, die Selbstbereicherung und Korruption angeht, da stehen die Menschen der dunklen Haut den Menschen der weissen Haut in keiner Weise nach. Bedenkt man, dass besonders von den hautschwarzen Menschen eine beachtliche Zahl sich aus der Not der Armut befreit und erhoben hat, dann verwundert ihr korruptes, selbst- und machtsüchtiges Verhalten in der Rücksichtslosigkeit der Selbstbereicherung umso mehr, als sie von den Nöten der Armut und des Hungers von Menschengruppen und ganzen Völkern wissen und trotzdem ihre charakterlosen Betrügereien auf Kosten der wehrlosen Menschen fortsetzen und sich für ihr unmenschliches Verhalten nicht entschuldigen, sondern weiter den Mund der Falschheit mit der Lüge und der sträflichen Selbstbereicherung gross auftun.
Die deutsche Studentin hatte ihr dreimonatiges Praktikum beendet und war nach Deutschland zurückgekehrt. Sie hatte die ärztliche Begabung mitgebracht und ihre Augen für Afrika geöffnet. So konnte sie viel sehen und lernen, was nur hier in der Kürze der Zeit möglich war. In der Geburtshilfe hatte sie eine grosse Zahl von Geburten verfolgt und assistiert und eine kleinere Zahl, die für eine Studentin schon erstaunlich war, unter Anleitung der Hebamme selbst ausgeführt. Sie lernte die Pflegearbeit an den Frühgeborenen und verfolgte die Untersuchung an Kindern mit Aufgeschlossenheit und Fragen. Sie assistierte bei einigen Operationen, so auch bei einem Verletzten, dem die Knochenstücke des gebrochenen Unterkiefers zusammengedrahtet wurden. Sie nähte unter Aufsicht zahlreiche Hautwunden und hatte Freude an der Arbeit. Es war Dagmar, die an einem frühen Abend unter die Dusche sprang und dort, als wäre es ein Bombenkeller, Schutz suchte, als es mehrere Male fürchterlich krachte und die Wohnstelle von Dr. Ferdinand aus den Fugen zu reissen drohte. Da hatte es im Hause der Cronjes bis ins elterliche Schlafzimmer eingeschlagen, wo der Vater seine Hand im Badezimmer über seine Jungen hielt. Nach den Einschlägen, die die heftigsten waren, fuhren sie mit dem Toyota Corolla zum Hospital, den sich Dr. Ferdinand vor einiger Zeit zugelegt hatte, nachdem es das Getriebe im Heckmotor des VW-Käfers nicht mehr tat.
Auf dem Vorplatz trafen sie auf Dr. Witthuhn mit seiner Freundin. Allen steckte der Schreck tief in den Knochen. Das Hospital war noch einmal davongekommen, wenn auch sein Wasserturm beschädigt wurde. Die andern Einschläge trafen einige Häuser und Hütten in "Klein-Angola" gleich hinter dem Hospital. Die Studentin sollte die zischenden Granaten und das Einschlagsgetöse nicht vergessen. Näher war sie noch nicht am Krieg gewesen. Sie nahm auch teil am Lesen der Briefe deutscher Ärzte auf die Kleinanzeige im Deutschen Ärzteblatt, von denen sie beeindruckt war. Es waren einhundertzweiundreissig Briefe, die da eingegangen waren, die nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus dem Elsass und aus Südamerika kamen. Es waren ältere Ärzte, die es auf mehr als einen "Dr." vor ihren Namen gebracht hatten. Bei einem standen drei Doktortitel vor dem Namen. Ein Neurologe aus Hamburg schrieb, dass er gern nach Afrika kommen möchte, um die Apparatemedizin hinter sich zu lassen und wieder Medizin am Menschen zu betreiben. Andere schrieben, dass sie bereits in Pension seien, sich aber noch jung genug fühlten, um als Ärzte in Afrika tätig zu werden. Es gab auch zwei Ehepaare, wo Mann und Frau Ärzte waren, und die Frauen gleich