Also antwortete ich dem „netten“ Beamten, dass die Bundesbahn so freundlich war, mich zu befördern. Er lief vor Wut dunkelrot an und verwies mich barsch des Zimmers.
Ich dachte schon er springt über den Tisch und mir direkt an die Kehle. Konnte ich doch genau sehen, dass er es kaum schaffte sich zu beherrschen. Am Ende war ich einfach froh das Revier wieder verlassen zu können.
Nun, der Club hier in Mannheim ist tatsächlich super, die Besitzerin ist gleichzeitig die Wirtschafterin und nachdem ich ihr offen erkläre, dass ich gedenke „Falle zu schieben“, hat sie kein Problem damit, es dürfte sich allerdings kein Freier beschweren, sonst würde ich raus fliegen und „kobern“ wäre sogar erwünscht.
Ich denke, hier kann ich es eine Weile aushalten.
***
Der Prostitutions-Markt wird immer mehr mit Thaifrauen und Russinnen, überschwemmt. Für uns deutsche Mädchen wird es zunehmend schwieriger Geld zu verdienen, da das Neue, das Exotische einen unwiderstehlichen Reiz auf die Männer ausübt. Auch sind die Thais und die Russinnen viel netter, ist zumindest mein Gefühl. Sie führen die Freier nicht vor, ja, sie erzählen ihnen sogar dass sie im Puff nur vorgeführt werden.
Ich habe es selber schon mitbekommen, da ich jedoch nicht schon wieder raus fliegen will, halte ich den Mund. Ich fühle mich hier in Mannheim überraschend wohl und die Freier sind lange nicht so unangenehm, wie die in Kassel, oder gewöhne ich mich langsam an den Job?
Frauen aus dem Puff und den Clubs haben getrennte „Bocktage“, weil sie sich sonst an die Gurgel gehen. Verständlicherweise, wie ich anmerken muss.
Die „Puffnutten“ sind nachvollziehbar nicht sehr begeistert davon, dass die „Clubschlampen“, wie sie „liebevoll“ genannt werden, ihnen das Geschäft versauen und sie sich nach und nach tatsächlich damit abfinden müssen, richtigen Geschlechtsverkehr auszuüben, oder den Job an den Nagel zu hängen.
Von der Warte der Freier aus, sicher eine glückliche Wendung.
Wurden sie doch jahrelang betrogen, aber wurden sie das wirklich?
Sie hatten alle ihren Orgasmus und das war es doch was sie wollten.
Gut, lahme Ausrede.
Aus der Sicht der Prostituierten allerdings……
Versetz dich einmal in die Lage der Huren.
Wenn du an ihrer Stelle wärst, was wäre dir lieber?
Reinstecken oder „Falle schieben“?
Du weißt nicht was ein „Bocktag“ ist?
Mein liebes Tagebuch, ich erkläre es dir gerne.
Als Hure hast du dich in jeder Stadt nicht nur bei der Kripo anzumelden, sondern auch bei dem zuständigen Gesundheitsamt, das weißt du ja inzwischen. Das Amt hält einmal wöchentlich einen Vormittag dafür frei, um alle Nutten der Stadt auf Geschlechtskrankheiten zu untersuchen.
In Mannheim gibt es getrennte Tage für die Frauen aus den Clubs und dem Puff.
Erstaunlich, dass Mannheim überhaupt noch einen Puff hat, das hat mir Erni gar nicht erzählt.
Egal, ich fühle mich hier wohl und solange mich kein Freier erwischt ist alles gut.
Donnerstag
15.Jan.1981
Hallo liebes Tagebuch,
im Grunde hätte ich es hier in Mannheim viel länger ausgehalten, doch als ich heute, nach zwei freien Tagen wieder zurück kam, stand ich vor verschlossener Türe.
Wie ich nach meiner Rückkehr nach Böblingen erfahren habe, hatten andere Clubbesitzer wohl ein Problem mit diesem hier und haben ihn kurzer Hand abgefackelt.
Es wurde gemunkelt, dass einige Zuhälter ein Problem mit einer Frau als Clubbesitzerin hatten. Wenn schon Konkurrenz, dann wenigstens von einem Mann – dummes Machtgehabe, aber so geht es im Milieu manchmal zu.
Diese Branche ist Männer dominiert.
Damit war mein kurzes Gastspiel in Mannheim zu Ende.
Ich musste mir einen neuen Club suchen.
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