Genesis VI. Alfred Broi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Broi
Издательство: Bookwire
Серия: Genesis
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753195742
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aber auch weniger wachsam.

      Das sollte ihr Fehler sein.

      Was dauert denn da noch so lange?

      Lieutenant Yunok stand schräg hinter dem Pilotensessel und schaute hinaus auf das vor ihnen liegende Buschwerk hinter dem das Wasser des Mioli in der Abendsonne schimmerte.

      Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass seine Leute längst mit ihren Gefangenen auf den Rückweg waren, doch noch war niemand zu sehen. Er spürte, dass er ungeduldig wurde. Um sich abzulenken, warf er einen Blick auf den Radarschirm. Wie er bereits wusste, waren zwei feindliche Fliegerstaffeln auf dem Weg zu ihnen. Ihre Entfernung betrug rund siebzig Meilen, sie waren also noch etwa fünf Flugminuten von ihnen entfernt. Der Rüssel einer widerwärtigen Anomalie lag weitere einhundert Meilen südlich von ihnen, stellte demnach ebenso keine Gefahr für sie dar. Und Insektenbestien konnte er im Moment gar keine ausmachen. Die Voraussetzungen für eine in allen Teilen gelungene und erfolgreiche Mission waren also mehr als gegeben – wenn jetzt endlich seine Leute erscheinen und sie wieder von hier verschwinden konnten.

      „Machen sie eine Infrarotabtastung von dem Gelände!“ sagte er mit ernster Miene zu dem Copiloten. Seine Geduld war am Ende. Er konnte nicht einfach nur dastehen und warten, er musste handeln.

      Der Sergeant sah ihn zwar mit großen, verwunderten Augen an, doch nickte er und gab einige Befehle in das Terminal ein. Bevor er jedoch damit fertig war, war Bewegung im Buschwerk zu sehen.

      Yunok sog hörbar die Luft ein. Der Copilot schaute instinktiv nach vorn und stoppte seine Eingabe. Im nächsten Moment aber entspannte sich der Lieutenant schon wieder. „Vergessen sie das mit der Abtastung!“ sagte er zufrieden und das war er auch, denn er konnte seine zwölf Männer sehen, wie sie fünf Gefangene zum Schiff eskortierten. Einer von ihnen war offensichtlich bewusstlos. Zwei Soldaten hatten ihn an je einer Schulter gepackt und schleiften ihn mit dem Gesicht nach unten zwischen sich mit. Hoffentlich war der Kerl nicht tot. Er wollte dem Captain keine Leichen bringen müssen. Doch eine innere Stimme sagte ihm, dass er beruhigt sein konnte. „Drehen sie das Schiff!“ befahl er dem Piloten. „Öffnen sie die hintere Ladeluke und schaffen sie die Männer rein!“ Während der Pilot das Flugboot mit einem kurzen Schub auf die Vertikaltriebwerke wieder von Boden hievte, um es sofort danach auf der Stelle um hundertachtzig Grad zu drehen, wartete Yunok, bis der Copilot nickte, dann sagte er wieder an den Piloten gewandt. „Sobald sie drin sind, starten sie unverzüglich!“

      „Aye Sir!“ gab der Mann zurück.

      „Ich bin im Laderaum!“ Yunok drehte sich um und ging.

      In dem Moment, da er den Laderaum betrat, spürte er, dass das Schiff wieder den Boden berührte. Die Ladeluke war zu diesem Zeitpunkt schon zu mehr als der Hälfte geöffnet und senkte sich im nächsten Moment komplett herab.

      Der Trupp mit seinen Gefangenen war noch rund zehn Meter entfernt. Yunok hatte ein paar Schritte in den Laderaum hineingemacht, doch jetzt blieb er stehen, um das Geschehen zufrieden und gelassen aus dem Hintergrund zu verfolgen. Dabei fiel ihm auf, dass seine Leute sich in Zweiergruppen näherten. Das sah irgendwie merkwürdig geordnet aus, immer einer schräg hinter einem anderen. Und wenn er jetzt genauer hinsah, erkannte er auch, dass einige Uniformen irgendwie nicht zu passen schienen. Unwillkürlich löste er seine vor der Brust verschränkten Arme und gab seine lockere Haltung auf. Irgendetwas stimmte hier nicht!

      Doch bevor seine inneren Alarmsirenen zu schrillen begannen, sah er im Buschwerk hinter seinen Männern einen kurzen, grellen Blitz aufflammen und schon einen Lidschlag später krachte eine Granate knapp hinter der Ladeluke in den Boden. Eine Fontäne in einer Mischung aus Sand, Gesteinsbrocken, Flammen und Rauch zuckte in die Höhe und schwappte über die Umgebung. Sand und Steine prasselten auf die Laderampe, gegen die Außenhülle. Der Explosionsdonner rauschte in das Innere des Schiffes und erzeugte dort ein brüllendes Echo.

      Sofort brach Hektik aus, da nicht klar war, wer geschossen hatte. Beim ersten Überflug hatten sie fünf Personen ausgemacht. Yunok hatte fünf Gefangene gezählt. Oder war ihr Anflug doch bemerkt worden und es hatte sich Jemand rechtzeitig verstecken können? Oder war gar der Feind in der Nähe? Doch wo waren dann die Fliegerstaffeln? Der Lieutenant war noch niemals nur feindlichen Bodentruppen begegnet, außer bei den Insektenbestien. Immer hatte es Luftunterstützung gegeben. Yunok stand vor einem Rätsel.

      Woher sollte er auch wissen, dass die Wahrheit ganz woanders lag…?

      Gilos hatte von Admiral Lobos nur einen einzigen Befehl erhalten. Obwohl sie nun schon seit sieben Jahren hier an den Wasserfällen des Mioli-Flusses gestrandet waren, war die alte Befehlskette aufrechterhalten worden, weil klar war, dass sie nur so vernünftig überleben konnten. Deshalb hatte er auch nicht gezögert, ihn auszuführen.

      Und er tat es gut. Die Granate explodierte genau dort, wo sie auch sollte und sorgte jetzt ganz sicher für die erhoffte Verwirrung.

      Deshalb ließ er die Waffe sinken und schaute relativ entspannt, aber sehr neugierig auf das Geschehen am Flugboot.

      Denn von den zwölf Soldaten, die Jagd auf ihre neuen Freunde gemacht hatten, war kein einziger mehr aktiv am Geschehen dabei.

      Lobos, das monströse Bärenwesen, er und die anderen hatten sich gut versteckt und im entscheidenden Moment eiskalt, schnell und effektiv zugeschlagen. Allein Leira hatte mit einem einzigen Prankenschlag gleich vier Soldaten ins Reich der Träume geschickt. Ohne dass auch nur ein einziger Schuss fiel, konnten sie die Truppe aus dem Flugboot überwältigen und ihnen die Waffen abnehmen. Gilos war sehr überrascht, wie gut sie alle noch miteinander harmonierten, doch war es für ihn ein Zeichen dafür, dass sie noch immer eine kampfstarke Truppe waren.

      Dann sprach Commander Mavis und machte den Männern mit wenigen, emotionslosen, aber unheimlich deutlichen Worten ihre Situation klar. „Man sagte euch, wir wären Verräter. Das ist eine Lüge. Doch wir sind vogelfrei und haben daher nichts mehr zu verlieren. Also tut, was man euch sagt und ihr werdet leben. Tut es nicht und wir sind alle tot. Uns…!“ Er blickte in die Runde seiner Verbündeten und alle nickten. „…ist das einerlei!“

      Von den Männern aus dem Boot widersprach niemand, niemand protestierte, niemand wollte den Helden spielen.

      Also mussten sich sieben der zwölf Männer ihrer Kleidung entledigen und wurden dann gefesselt. Sie lagen jetzt hilflos neben Gilos und wurden von Leira mit finsterer Miene bewacht, was sie dermaßen einschüchterte, dass sie nicht wagten, sich auch nur zu bewegen. Ihre Kleidung zogen Lobos und die anderen an. Er, Gilos, sollte zurückbleiben und mit dem Granatwerfer im richtigen Moment Panik erzeugen, denn selbstverständlich wären sie alle irgendwann so nah am Flugboot gewesen, dass sie ihre Finte nicht mehr länger hätten aufrechterhalten können.

      Dieser Zeitpunkt war vor wenigen Augenblicken gewesen.

      In der jetzt herrschenden Verwirrung konnten sie schließlich ihr eigentliches Ziel verfolgen: Die Übernahme des Flugboots. Und Gilos hatte quasi einen Logenplatz zum Zuschauen.

      Der Qualm war dick und undurchdringlich und Mavis liebte ihn.

      In dem Moment, da die Granate detoniert war und ihre Energie in alle Richtungen freigesetzt hatte, änderte sich das Bild vor dem Flugboot dramatisch.

      Gezielte Schläge setzten die verbliebenen Soldaten außer Gefecht und sie sackten zu Boden. Vilo, der den Ohnmächtigen gespielt hatte, war blitzschnell auf den Beinen und rannte, ebenso wie alle anderen, geduckt, aber so schnell es ging, seitlich an der Qualmwolke entlang zur Laderampe. Wenige Augenblicke später hatten sie das Innere des Schiffes erreicht.

      Mavis erkannte etwa zehn bis fünfzehn Personen dort, doch alle konzentrierten sich mehr auf die Explosion, als auf die anstürmenden Männer. Offensichtlich hatten sie sie noch nicht als Bedrohung registriert. Das verhalf ihnen zu einigen, wenigen Sekunden, die sie aber effektiv nutzten. Beinahe gleichzeitig konnten fünf weitere Männer ausgeschaltet werden. Erst dann schienen die anderen zu bemerken, dass auch die vermeintlichen Geiseln frei herumliefen. Doch bevor für sie an Gegenwehr überhaupt zu denken war, waren weitere vier von ihnen ausgeschaltet. Die restlichen fünf Männer suchten sofort den Kampf und