„Dort“, rief Björn aufgeregt. „Einer der Roboter.“ In der Tat watschelte durch den Wald ein Roboter, der sich plötzlich auf dem Bildschirm zeigte. Sein Ziel wahrscheinlich der nahe Waldrand.
In dem Moment rief Ben: „Dort sind die beiden anderen Roboter, direkt am Waldrand. Aber sie tun nichts und ihre Haltung ist etwas seltsam. Mir scheint, sie sind defekt.“
„Wir sollten einmal nach oben gehen“, meinte Ben. „Ein Spaziergang dort ist sicherlich interessant. Man könnte für unsere Botaniker vielleicht ein paar Samen mitbringen.“
„Oder anders formuliert, du warst seit einem Jahr auf keinem Planeten und würdest jetzt gern unter Bäumen spazieren gehen“, meinte Björn. „Aber ja, ich hätte auch nichts gegen einen Besuch der freien Natur.“
„Und wir könnten nach den beiden Robotern sehen. Vielleicht bekommen wir weitere Auskünfte, womöglich können wir sie sogar reparieren, sofern meine Annahme stimmt, dass sie beschädigt sind.“ Ben war wie üblich schnell in Begeisterung versetzt.
„Wir könnten durchaus einen Ausflug durchführen, sollten jedoch vorsichtig sein und Abstand zu den Primaten halten, wo immer die stecken mögen. Bislang gab es keine Anzeichen, dass sie in der Nähe sind“, kommentierte Peer. „Allerdings hätte ich gern einen Plan der Oberfläche und einen Ausstieg in der Nähe der Roboter. Ben, kümmere dich um die Daten!“
Leutnant Eigl griff in die Tasten der altmodischen Konsolen. Einiges auf der Station wirkte seltsam. Auf der einen Seite eine Biosphärenkuppel, die von höchstem technischem Wissen zeugte, dann wieder Tastaturen und anderes, die schon veraltet waren, als die VASCO DA GAMA noch nicht gebaut worden war. Benjamin tippte auf der Tastatur und suchte nach Informationen. Doch das erwies sich als schwierig. Die Zeichen waren nicht immer zu entschlüsseln. Er suchte nach einem Port, um seinen Armcomputer mittels Kabel anzuschließen, eine Wireless Lanverbindung konnte nicht gefunden werden. Er versuchte es mit einem Universaladapter und konnte überraschenderweise einen Zugang einrichten. Er erkannte auf dem Konsolenbildschirm das Ikon für seinen Armcomputer beziehungsweise für ein extern angebundenes Gerät. Er aktivierte es und konnte wenig später sein Gerät anschließen. Kurz darauf zogen Zeichen über den Konsolenbildschirm, wiederholten sich auf dem Touchpadbildschirm des Armcomputers. Ein Zeichenerkennungsprogramm trat in Aktion. Es galt, die gefundenen Daten zu übersetzen. Benjamin benötigte einige Zeit, doch dann zogen Zahlen und Informationen in einer altvertrauten Parade über die Armcomputeroberfläche. Nur nicht ganz verständlich, denn viele Zeichen waren unbekannt und konnten noch nicht übersetzt werden.
„Björn, hast du inzwischen herausgefunden, wie unsere Kommunikation ,gespiegelt‘ wird? Und versuche eine Direktverbindung zur CHARON zu erhalten. Es ist längst an der Zeit, dass wir uns melden. Wie weit seid ihr, die Zentrale wieder in Betrieb zu nehmen?“ Peer Dexter Hegen kratzte sich am Kinn. Die Zentrale wieder in Betrieb zu nehmen schien wohl etwas übertrieben. Er konnte froh sein, wenn sie überhaupt etwas in Betrieb nehmen konnten. Er überlegte, während er weiterhin seinen Blick über die Bildschirme schweifen ließ. Nichts als Wald, ab und zu eine Wiese, der künstliche Fluss. Und die Primaten?, dachte er. Irgendetwas stimmt hier nicht und ich kann nicht sagen, was es ist.
Peer konnte sich immer noch nicht entscheiden, wie er dieses künstliche Gebilde, das durch die Weiten des Alls zog, nennen sollte. WANDERER wurde die Station bereits intern genannt, aber irgendein offizieller Name sollte es doch sein. Nachdem ihm nichts Besseres eingefallen war, beschloss er, diese Bezeichnung beizubehalten. Er blickte sich um. Alles hier wirkte auf der einen Seite vertraut, da die Einrichtung für Menschen oder menschenähnliche Wesen gebaut war. Andererseits war es ein Produkt fremder Technologie. Er fühlte sich nicht wohl.
An der Stelle, wo der Computer seine Berechnungen auf einem Bildschirm ausgab, stand Björn. Ob er auch nur irgendetwas davon verstand, war eine andere Sache.
Ben saß über eine andere Konsole gebeugt und machte sich Notizen. Er berührte den Armcomputer, um darauf Informationen einzugeben, abzuspeichern oder zu übertragen.
Jeder der Armcomputer war personalisiert, daher reagierte der von Ben nur auf ihn. Der Bildschirm pulsierte kurz in einem strahlend grünen Licht, präsentierte für einen Augenblick das persönliche Logo von Ben hinter dem digitalen Display, um anzuzeigen, dass er seine Berührung und die Fingerabdrücke erkannte und empfangsbereit war.
Peer blieb neben Ben stehen. „Wie lange wird es noch dauern?“
„Keine Ahnung.“ Ben verzog sein Gesicht wie in kindlicher Anstrengung bei der Lösung einer schwierigen Schulaufgabe. „Der Computer hat gerade seine Kanäle für die Verarbeitung der Daten geöffnet. Wenn die Auswertung erfolgt ist und ich keinen Fehler gemacht habe, in ein paar Minuten, ein paar Stunden …“ er zögert einen kurzen Moment, zuckte mit den Achseln, lächelte verschmitzt. „Vielleicht auch, bis es draußen hell wird.“
„Björn, komm mit. Ich will die Türen da vorne kontrollieren. Entweder sind dahinter Büros oder weitere Arbeitsplätze. Es wäre mir wichtig zu erfahren, was genau sich dort befindet.“ Peer stieg von seinem Podest und sie näherten sich den Türen.
Hinter der ersten, die Peer öffnete, war nichts anderes als ein Büro. Augenscheinlich etwas teurer eingerichtet und damit eher der Raum des Kommandanten. Die zweite Tür führte zu einem weiteren Büro. Björn war inzwischen neben ihn getreten. Die dritte Tür barg jedoch eine Überraschung. Sie schwang auf, als Björn sie öffnete, und gleichzeitig erhellte sich der Raum dahinter. Die beiden Männer standen schweigend nebeneinander, dann wagten sie zögernd einige Schritte hinein. Dieser Raum war nicht sonderlich groß, etwa fünfzehn mal fünfzehn Meter. Er war mit Instrumenten und Geräten vollgestopft. Jeder Zentimeter der Wände war ausgenutzt, zwischen den Maschinen befanden sich schmale Gänge. Überall blinkten kleine Dioden oder andere Leuchtanzeigen in den unterschiedlichsten Farben des Regenbogens.
„Ich will kein Ingenieur sein“, sagte Björn und trat an das erste System, „wenn dies nicht ein Speicher- und Rechenzentrum ist. Von hier werden wahrscheinlich alle operativen Berechnungen der Biosphärenkuppel durchgeführt. Ich bin mir aber sicher, dass es in dieser Station noch weitere und vor allem größere Rechenzentren gibt.“
Peer blieb weiterhin im Eingang stehen, während sich Björn langsam von einem System zum nächsten bewegte. Er versuchte hinter die Anordnung der Gerätschaften und die Bedeutung der Leuchten in den verschiedenen Farben zu kommen.
„Ich habe es geschafft. Wir haben Kontakt“, meldete sich Björn.
„Was?“ Peer drehte sich zu ihm. Aber er musste nicht mehr fragen. Er konnte auf dem Bildschirm das vertraute Gesicht von Rudolf Stein, dem Kommunikationsoffizier sehen.
„Na endlich!“ Rudolf wirkte erleichtert, als er sich mit der Hand durch seine Haarstoppeln strich. „Wir versuchen seit zwei Stunden mit euch in Kontakt zu treten.“
„Hier ist alles in Ordnung.“ Peer blickte suchend über den Schirm. „Wo ist Kurt?“ Gleich darauf drängte sich der Angesprochene in das Blickfeld des Aufnahmegeräts. Der Erste Offizier der CHARON war wie immer zur Stelle, wenn er gebraucht wurde.
„Auch bei uns ist alles in Ordnung, wir fliegen immer noch brav neben der Station entlang. Wie sieht es bei euch aus? Alles klar? Was habt ihr in den letzten zwei Stunden getrieben?“
Björns Antwort kam schneller als die von Peer. „Wir spazierten durch die Station, und als wir nicht schnell genug vorankamen, setzten wir uns in kleine Transportfahrzeuge. Jetzt sind wir in der Zentralstation oder Kommandozentrale. Nenne es, wie du willst.“
„Natürlich.“ Rudolf schien nicht überzeugt zu sein. „Als Nächstes erzählst du mir noch etwas von einer Karussellfahrt.“
Peer mischte sich in die Unterhaltung ein. „Jetzt ist gut. Wir bleiben noch drei Stunden in dieser Zentrale, versuchen, die Kommunikationsspiegelung abzuschalten und euch Daten zu senden. Wird sicherlich nicht einfach. Deine Meinung, Björn?“ Peer wandte sich direkt an seinen Astrogator.
„Nachdem ich die Kommunikationsanlage