Gehorsam ist eine schrittweise Angelegenheit.
5. Meine Schulden begleichen
Anfang 1961, gleich nach der Taufe, zeigte mir Gott den nächsten Schritt, den ich in meinem Wandel mit ihm machten musste. Meine Schuld gegenüber Gott war – vollständig – beglichen worden. Nun war es an der Zeit, meine Schulden gegenüber Menschen – ebenfalls vollständig – zu begleichen.
Ich erinnerte mich daran, dass ich in der Vergangenheit die Regierung betrogen hatte. Jesus sagte, dass wir zuerst „dem Kaiser, was des Kaisers ist“ geben sollten, bevor wir „Gott, was Gottes ist“ geben könnten (Mt 22,21). Sonst werden wir Gott Geld, das wir vom „Kaiser“ gestohlen haben, geben. So rechnete ich aus, wie viel ich an die Regierung zurückzahlen musste. Ich zauderte zwischen zwei Beträgen – einer davon war 20 Prozent höher als der andere. Schließlich entschied ich mich, getreu der menschlichen Natur, für den niedrigeren Betrag. Eines Tages las ich in 4. Mose 5,7-8, dass Gott den Israeliten befohlen hatte, im Falle von Wiedergutmachung zu dem, was sie schuldeten, 20 Prozent hinzuzurechnen! Das war für mein Herz ein klares und direktes Wort von Gott: Er wollte, dass ich den höheren Betrag zurückzahlte. Dieser Betrag war in etwa viermal so hoch wie mein monatliches Gehalt! So fing ich an, jeden Monat so viel wie möglich zu sparen, damit ich meine Schuld so bald wie möglich zurückzahlen konnte.
Als ich den Betrag schließlich angespart hatte, begegnete ich einem weiteren Problem. Die Regierung hatte kein Ministerium, wo ehrliche Leute, die Wiedergutmachung leisten wollten, ihre Schulden zurückzahlen konnten! Daher ging ich zum Bahnhof und kaufte mir eine Anzahl von Fahrkarten für eine lange Zugfahrt ans andere Ende Indiens (die den Betrag deckte, den ich rückerstatten musste). Dann zerriss ich die Fahrkarten. Auf diese Weise stellte ich sicher, dass das Geld in den Staatssäckel der Regierung ging. Mein Bankkonto war jetzt leer, aber mein Herz war voll – mit der Freude des Herrn.
Erst als Zachäus die Entscheidung getroffen hatte, all denen, die er betrogen hatte, das Geld zurückzuzahlen, sagte der Herr zu ihm: „Heute ist diesem Hause Heil widerfahren – denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist“ (Lk 19,9-10). Wie alle Menschen war Zachäus in der Liebe zum Geld verloren und Jesus errettete ihn daraus. Auch ich war in der Liebe zum Geld verloren und Gott errettete mich daraus. „Denn die Geldgier ist eine Wurzel alles Übels“ (1Tim 6,10), und der Herr möchte uns daraus erretten. Nur dann kann er sagen, dass „das Heil gekommen ist“. Er allein kann dieses Übel vollständig aus unserem Herzen ausreißen. Aber er wird es nur für diejenigen tun, die ihn darum bitten.
Es gibt nicht nur Schulden finanzieller Art. Manchmal mögen wir eine Entschuldigung schulden. Als ich ein Junge war, sammelte ich Briefmarken und hatte einmal von der Sammlung eines Freundes eine Briefmarke (die kaum einen Wert hatte) gestohlen. Der Herr erinnerte mich an diese kleine Angelegenheit und trug mir auf, diese Sünde (die ich vor mehr als 10 Jahren begangen hatte) dieser Person zu bekennen und um seine Vergebung zu bitten. Das war sogar nach schwieriger als die Rückzahlung des Geldes an die Regierung – denn das schloss ein, dass ich mich vor einer anderen Person demütigen musste. Aber ich entschied mich, diesen Entschuldigungsbrief zu schreiben. Erneut füllte die Freude des Herrn mein Herz.
In manchen Fällen mag es für uns unmöglich sein, für das Unrecht, das wir getan haben, Wiedergutmachung zu leisten. In solchen Fällen dürfen wir Satan nicht erlauben, dass er uns ständig belästigt, sondern wir müssen Gottes Vergebung annehmen und zur Ruhe kommen. Gott wird uns die Dinge zeigen, die wir in Ordnung bringen müssen. Und wenn er uns eine Angelegenheit zeigt, wird er uns prüfen, ob wir uns demütigen und ihm sofort gehorchen – koste es was es wolle.
Hätte ich Gott in diesen beiden Angelegenheiten nicht prompt gehorcht, hätte ich all diese 43 Jahre eine Kette hinter mir hergeschleppt. Und ich hätte Gottes Berufung für mein Leben verpasst. Der Herr hätte mir dann nicht den Dienst gegeben, den er mir gab. Welches Bedauern hätte mich dann für alle Ewigkeit im Himmel geplagt.
Gott möchte, dass seine Kinder frei von aller Schuld gegenüber Menschen sind. Gibt es eine Schuld aus deiner Vergangenheit, die noch beglichen werden muss? Begleiche sie sofort, sonst verlierst du deine Berufung im Leben und wirst in Ewigkeit viel Bedauern haben. Jetzt ist die Zeit für totalen Gehorsam! Große Türen drehen sich in kleinen Angeln!
6. Kaufen oder nicht kaufen?
Anfang 1961, als ich am Flottenstützpunkt in Bombay arbeitete, sah ich im Schaufenster eines Musikgeschäftes ein Akkordeon. Ich dachte daran, es zu kaufen, um darauf spielen zu lernen. Ich wusste jedoch, dass ich als Kind Gottes seinen Willen in allen Angelegenheiten – sowohl in großen als auch kleinen – suchen sollte. Daher betete ich und suchte Gottes Willen. Aber ich wusste nicht, wie man Gottes Willen in solchen Angelegenheiten herausfindet. Daher bat ich Gott um ein Zeichen. Ich sagte ihm, wenn der Preis für das Akkordeon innerhalb eines gewissen Geldbetrages war, dann würde ich annehmen, dass es sein Wille für mich wäre, es zu kaufen. Wenn es mehr als diesen Betrag kostete, dann würde ich annehmen, dass Gott nicht wollte, dass ich es kaufte. Da ich begierig war, das Akkordeon zu kaufen, hoffte ich sehr, dass es weniger kosten würde, als der Betrag, den ich dem Herrn genannt hatte.
Aber der unterste Preis, für den das Geschäft bereit war, es zu verkaufen, war geringfügig höher als der Betrag, den ich Gott genannt hatte. Ich fing an, über eine Reihe von Faktoren nachzudenken. Erstens hatte ich genug Geld bei mir, um es zu kaufen. Zweitens hatte die Regierung die Einfuhr von Akkordeons verboten und daher war dieses wahrscheinlich das letzte, das in irgendeinem Geschäft in Bombay verfügbar war. Drittens wollte ich das Instrument nur zur Verwendung bei christlichen Versammlungen lernen.
Aber all diese Faktoren wurden durch die Tatsache aufgehoben, dass ich Gott um ein Zeichen gebeten hatte und das Zeichen nicht erfüllt worden war. Daher traf ich die Entscheidung, das Akkordeon nicht zu kaufen – und verließ das Geschäft. Ich war enttäuscht, dass ich das Akkordeon nicht bekommen konnte, aber glücklich, dass ich dem Herrn gehorcht hatte.
Einige Tage später bezeugte ich Christus einem meiner nicht-christlichen Kollegen. Er stellte mir eine Frage aus der Bibel, die ich nicht beantworten konnte. Ich war beschämt, dass ich die Antwort auf eine biblische Frage nicht wusste. Ich ging zurück in mein Zimmer und traf die Entscheidung, das Wort Gottes gründlich zu studieren, damit ich danach die Antwort auf jede Frage, für die es in der Bibel eine Antwort gab, wusste.
Von der Zeit an, als ich im Jahre 1959 meine Heilsgewissheit erlangte, hatte ich ein neues Verlangen in mir festgestellt, täglich in Gottes Wort zu lesen. Als Erstes entschied ich mich, die ganze Bibel rasch durchzulesen – und ich tat das in ungefähr sechs Monaten. Ich verstand sehr wenig von dem, was ich las – aber mein Glaube wurde durch das Gelesene gestärkt. Aber ich war kein tiefschürfender Student des Wortes Gottes.
Aber jetzt wurde das Studium des Wortes Gottes meine Leidenschaft. Ich begann in meiner freien Zeit Tag und Nacht mit der Bibel zu verbringen. Ich sparte mir etwas Geld und kaufte mir eine Young’s Concordance und benutzte sie, um das Vorkommen von verschiedenen Wörtern in der Bibel zu studieren. Sehr bald begann ich, der ich fast nichts von der Bibel wusste, die tiefen Wahrheiten der Heiligen Schrift zu verstehen.
Dann erkannte ich, warum Gott nicht wollte, dass ich mir das Akkordeon kaufte. Hätte ich es gekauft, hätte ich Stunden damit verbracht, um es immer besser zu erlernen. Und wie alle Musiker sehr gut wissen, gibt es kein Ende in dem Bemühen, irgendein Musikinstrument perfekt zu spielen. Das ist ein endloses Unterfangen. Ich wäre ein Sklave dieses Akkordeons geworden.
Interessanterweise war ich sechs Jahre später in der Lage, ein Akkordeon von jemandem zu erwerben, der mir sein Instrument verkaufte. Aber zu diesem Zeitpunkt war ich bereits so tief mit dem Wort Gottes vertraut, dass mich das Akkordeon nicht beherrschen konnte.