Heer, vergib mir, denn ich habe gekündigt!. Maximilian Jungwirth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Maximilian Jungwirth
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754930328
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      Maximilian Jungwirth

Heer, vergib mir, denn ich habe gekündigt!

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      © 2021 Maximilian Jungwirth

      Korrektorat: LiWe1376 Lektorat Plus

      Buchsatz: Laura Kier

      Herstellung und Verlag: Neopubli GmbH – 10997 Berlin

      Inhalt

       Inhaltsangabe

       Visa upon arrival

       August 2021

       Ende im Gelände

       Mai 2016

       Kriegsdienstverweigerer

       Februar bis April 2016

       In naher Vergangenheit

       Dezember 2015 bis Januar 16

       Trident Juncture

       Oktober bis November 2015

       G7-Gipfel

       Juni 2015

       Füssen zu Füßen

       Februar bis Mai 2015

       Der Anfang vom Ende

       September 2014 bis Februar 2015

       Danksagung

      »Ich soll thun was der Staat von mir verlangt, u doch soll ich nicht untersuchen, ob das, was er von mir verlangt, gut ist. Zu seinen unbekannten Zwecken soll ich ein bloßes Werkzeug sein – ich kann es nicht. «

      Heinrich von Kleist – Berlin, 13. November 1800

      Inhaltsangabe

      Meine Geschichte beginnt mit dem letzten Ereignis, dem letzten Kapitel, was wiederum der Anfang eines neuen Lebensabschnitts und einer neuen Geschichte ist. Das in den jeweiligen Kapiteln Erlebte beginnt von vorne.

      Vorher jedoch geht es um die folgenschweren Auswirkungen auf ein seit nun mehr als vierzig Jahren von Krieg gebeuteltes Land durch Fehleinschätzungen der westlichen Staatengemeinschaft. Somit erfährt der Leser die letzten Geschehnisse zuerst und die ersten zuletzt.

      Stück für Stück ergibt sich ein Kontext, eine zusammenhängende Geschichte, so wie ich sie während meiner Zeit bei der Bundeswehr erlebt habe. Ein kleines Stück des großen Kuchens, zwei von vierundzwanzig oder aber auch ein bisschen von beidem, sowohl von der einen als auch von der anderen Seite.

      Visa upon arrival

      August 2021

      Immer wieder kommt in den letzten Tagen diese eine Frage auf, eine ganz bestimmte Frage, welche man kaum stellen mag. Sie ist in der Lage, alles in Frage zu stellen und denjenigen den Boden unter den Füßen wegzureißen, die in den letzten 20 Jahren am stärksten davon betroffen waren.

      Menschen, die ihre Familien verloren haben, ihre Kinder, alles, was ihnen im Leben etwas bedeutet, wurde schlichtweg ausradiert und die Existenz gelöscht, ja, sogar die Erinnerungen an eine Existenz wurden geraubt. Diese Menschen und die Soldaten aus Deutschland und der Staatengemeinschaft, die für ihr Land nach Afghanistan in den Krieg an den Hindukusch gezogen sind, um ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen für die Freiheit anderer. Die Menschen, die ihre Söhne und Töchter in einen ungewissen und gefährlichen Einsatz haben gehen sehen, diese 59 Familien, die Hinterbliebenen, deren Kinder ihr Leben lassen mussten.

      All diese betroffenen Menschen stellen sich nun diese eine Frage: »War wirklich alles umsonst?« Alle Errungenschaften der letzten 20 Jahre? In welchem Verhältnis stehen die letzten 20 Jahre Einsatz zu den »Kollateralschäden«, die durch den Abzug der US-Truppen und der chaotischen Evakuierungen am Kabuler Flughafen jetzt zum Tragen kommen? Wodurch sich das dem afghanischen Volk Gegebene relativiert.

      Hierbei geht es womöglich nicht um die Billionen von Dollar aus den USA oder die Milliarden aus Deutschland, sondern um Freiheit! Freiheit, die für so viele Menschen innerhalb dieser zwanzig Jahre wieder real wurde.

      Für Frauen, die einer Arbeit nachgehen konnten, Schülerinnen, denen das Recht auf Bildung nicht länger vorenthalten wurde, waren auf gutem Weg, ihren eigenen Weg frei und selbst zu gestalten. Journalistinnen, Menschenrechtsaktivistinnen und noch so viele Unzählbare mehr, denen dieses Recht nun wieder, und so scheint es, genommen wird, denen nun ihr Weg und ihr Sein, ihre Möglichkeit zur Selbstbestimmung wieder gestohlen wird.

      Sehr verstörend wirken die Bilder und Szenen am Kabuler Flughafen, in denen sich Menschen in ihrer unendlichen Verzweiflung an Maschinen der amerikanischen Luftwaffe klammern, mit der Hoffnung auf ein Entkommen vor den Taliban, vor Verfolgung, Folter oder Hinrichtung durch die wieder eingeführte Scharia, doch warum? Weil sie für westliche Staaten gearbeitet haben, weil sie, wie deutsche Politiker sie nennen, »Ortskräfte« waren? All das, um nur wenig später aus mangelnder Kraft mehrere hundert Meter in den sicheren Tod zu stürzen.

      So sehr erinnern diese Bilder an Menschen, die bei den Anschlägen auf das World Trade Center aus der Höhe stürzten, dem Tode geweiht, sich die Art und Weise zu sterben mit einem Sprung aussuchten. Doch welche Wahl hat man? Zwischen Verbrennen oder Ersticken, zwischen erschossen werden, geköpft oder vergewaltigt.

      So unterschiedlich diese Ereignisse auch sein mögen, eines haben diese Menschen gemeinsam. Hoffnung! Hoffnung, doch einen Ausweg aus einer schier ausweglosen Situation zu finden, Hoffnung weiterleben zu dürfen, Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihren Familien, ihren Kindern. Und auch wenn diese Individuen das gleiche Schicksal teilen, so sind ihre Geschichten doch sehr unterschiedlich, denn die Gemeinsamkeit des Todes ist es, was sie zu Vergessenen macht, ihre Geschichten lassen sie auf ewig in uns weiterleben!

      Für die baldig geglaubte Freiheit eines Landes, dessen Vorstellung von Frieden nach mehr als 40 Jahren Krieg, ja, fast greifbar schien und die ohne die Unterstützung des Westens sich zuletzt als größter Irrglaube und Fehler der modernen Militärgeschichte präsentiert hat.

      Vielen deutschen Soldatinnen und Soldaten sind der Frust und die Frage nach dem Sinn aufgrund der aktuellen Entwicklung des Landes anzusehen. Nicht nur Frust, sondern auch Wut, Hass und tiefstes Unverständnis machen sich in der Truppe und in den Köpfen all jener breit, die in Afghanistan gedient haben. Ein, zwei oder sogar mehrere Male.

      Bei allem Unverständnis gibt es auch Soldaten, die nicht die Zukunft und somit die Ungewissheit, sondern die Vergangenheit betrachten. Sie betrachten ihre Taten, die Momente, in denen sie den Menschen halfen, als sie es brauchten. Situationen, in denen es auf sie ankam. Auf die Soldaten, denn während dieser Zeit konnte die afghanische Bevölkerung wieder atmen.

      Deutschland hat sich zuletzt mit seiner katastrophalen Afghanistanpolitik zu einem Land entwickelt, das gezwungenermaßen und offenkundig mit Terroristen verhandelt, verhandeln muss, sich erpressbar macht, gegenüber einer Gruppe barfüßiger, in Kitteln gekleideter