TANAR VON PELLUCIDAR. Edgar Rice Burroughs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Edgar Rice Burroughs
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753190297
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und damit alles, was sie vor der absoluten Niederlage und vielleicht sogar der totalen Vernichtung bewahrte.

      Laut waren die Jubelschreie, als die ersten Flüchtlinge die Verstärkung entdeckten und erkannten, wer ihnen da zur Hilfe geeilt war.

      Goork und sein Volk hatten in ihrer Loyalität gegenüber dem Imperium geschwankt, wie auch einige andere weit entfernte Königreiche, aber ich glaube, dass diese praktische Demonstration der Föderation ihre Zweifel für immer beseitigte und die Menschen im Land des Grossen Schattens mit ihrem König zu den loyalsten Untertanen machte, die David besaß.

      Die Wirkung, die das Erscheinen von zehntausend gut bewaffneten Kriegern auf den Feind hatte, war eindeutig. Sie hielten inne und als wir vorrückten, zogen sie sich zurück, aber selbst im Rückzug lieferten sie uns einen harten Kampf.

      David erfuhr von Goork, dass Tanar als Geisel festgehalten wurde, und obwohl er mehrere Versuche unternahm, um mit dem Feind zu verhandeln und einige Gefangene, die uns in die Hände gefallen waren, gegen Tanar und andere Pellucidarier auszutauschen, gelang ihm das nicht.

      Unsere Streitkräfte trieben die Invasoren weit über die Grenzen des Imperiums hinaus bis zu den Ufern eines fernen Meeres, wo es ihnen schließlich mit Mühe und unter dem Verlust vieler Männer gelang, ihre dezimierten Truppen in Schiffe unterzubringen, die in ihrer Bauweise so archaisch waren wie ihre antiken Arkebusen.

      Diese Schiffe ragten an Bug und Steven übertrieben hoch auf, die Hecks waren mehrstöckig aufgebaut oder beherbergten Decks, die übereinander lagen. Oberhalb der Wasserlinie gab es überall viele Schnitzereien in scheinbar komplizierten Mustern und jedes Schiff trug an seinem Bug eine Galionsfigur, die, wie der Mittelsteven des Schiffes, in knalligen Farben bemalt war – meistens die überlebensgroße Figur einer nackten Frau oder einer Meerjungfrau.

      Die Männer selbst waren ebenso bizarr und farbenfroh, trugen bunte Tücher um den Kopf, breite Schärpen in leuchtenden Farben und riesige Stiefel mit flatternden Oberteilen – zumindest diejenigen, die nicht halb nackt und barfuß waren.

      Neben ihren Arkebusen trugen sie in ihren Gürteln riesige Pistolen und Messer und an ihren Hüften hingen Entermesser. Alles in allem waren sie mit ihren buschigen Schnurrbärten und erbarmungslosen Gesichtern ein grimmig aussehender und zugleich bunter Haufen.

      Von einigen der Gefangenen, die er während der Kämpfe an der Küste gemacht hatte, erfuhr David, dass Tanar noch am Leben war und dass der Anführer der Invasoren beschlossen hatte, ihn mit nach Hause zu nehmen, in der Hoffnung, dass er von Tanar die Geheimnisse unserer überlegenen Waffen und unseres Schießpulvers lernen könnte, denn trotz meiner ersten Misserfolge hatte ich schließlich – nicht ohne Stolz – ein Schießpulver erschaffen, das nicht nur bannte, sondern auch mit einer solchen Kraft zündete, dass es ganz zufriedenstellend war. Ich bin jetzt dabei, ein geräusch- und rauchloses Pulver zu perfektionieren, obwohl ich der Ehrlichkeit halber zugeben muss, dass meine ersten Experimente nicht ganz das waren, was ich mir erhofft hatte, denn die erste Charge hat mir bei einer Explosion fast die Trommelfelle zertrümmert und meine Augen so sehr mit Rauch gefüllt, dass ich dachte, ich sei geblendet worden.

      Als David die feindlichen Schiffe mit Tanar wegsegeln sah, war er krank vor Kummer, denn Tanar war immer ein besonderer Liebling des Regenten und seiner gnädigen Kaiserin Dian der Schönen gewesen. Er war wie ein Sohn für die beiden.

      Wir hatten keine Schiffe auf diesem Meer und darum konnte David mit seiner Armee nicht hinterhersegeln, aber er konnte auch nicht den Sohn seines besten Freundes einem wilden Feind überlassen, bevor er alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel zur Rettung ausgeschöpft hatte.

      Zusätzlich zu den Gefangenen, die ihm in die Hände gefallen waren, hatte David eines der kleinen Boote erbeutet, die der Feind für die Einschiffung seiner Truppen benutzt hatte, und das brachte David auf den verrückten Plan, auf den er sich einließ.

      Das Boot war etwa sechzehn Fuß lang und war sowohl mit Rudern als auch mit einem Segel ausgestattet. Es war breit und machte den Eindruck, stabil und seetüchtig zu sein, obwohl es erbärmlich klein schien, um den Gefahren eines unbekannten Meeres zu begegnen, das wohl wie alle Gewässer von Pellucidar, mit riesigen Ungeheuern bevölkert war, die ein wildes Temperament und großen Appetit hatten.

      Am Ufer stehend, den immer kleiner werdenden Umrissen der abfahrenden Schiffe nachblickend, traf David seine Entscheidung. Um ihn herum standen die Kapitäne und die Könige der Vereinten Königreiche von Pellucidar und hinter ihnen zehntausend Krieger, die sich auf ihre Waffen stützten. Auf der einen Seite blickten die schwer bewachten Gefangenen mürrisch ihren abreisenden Kameraden nach, mit einer Hoffnungslosigkeit und Neid in den Augen, die man bloss erraten konnte.

      David wandte sich an seine Leute. »Diese Schiffe haben Tanar, den Sohn von Ghak, und vielleicht noch eine ganze Reihe weiterer junger Männer von Pellucidar weggetragen. Es ist nicht zu erwarten, dass der Feind unsere Kameraden jemals zu uns zurückbringen wird, aber es ist leicht vorstellbar, welche Behandlung sie in den Händen dieser wilden, blutrünstigen Rasse erfahren werden. Wir dürfen sie nicht aufgeben, solange uns noch ein einziger Weg der Verfolgung offen steht. Hier ist dieser Weg.« Er winkte mit der Hand über den weiten Ozean. »Und hier ist das Mittel, ihn zu überqueren.« Er zeigte auf das kleine Boot.

      »Es würde kaum zwanzig Mann tragen«, rief einer, der neben dem Kaiser stand.

      »Es muss nur drei tragen«, erwiderte David, »denn wir segeln nicht in den Krieg, sondern zu einer Rettung und sei es nur, um die Festung des Feindes ausfindig zu machen, damit wir mit einer ausreichenden Streitmacht zurückkehren können, um sie zu überwältigen. Ich werde gehen«, schloss der Kaiser. »Wer wird mich begleiten?«

      Sofort hob jeder Mann, in Hörweite – außer den Gefangenen natürlich – seine Waffe über den Kopf und drängte sich vor, um seine Dienste anzubieten. David lächelte.

      »Das habe ich befürchtet«, sagte er, »aber ich kann euch nicht alle mitnehmen. Ich werde nur einen brauchen, und das wird Ja von Anoroc sein, der beste Seemann von Pellucidar.«

      Ein großer Jubel erhob sich, denn Ja, der König von Anoroc, der auch der oberste Offizier der Marine von Pellucidar ist, ist im ganzen Reich sehr beliebt, und obwohl alle enttäuscht waren, nicht ausgewählt worden zu sein, wussten sie doch die Weisheit von Davids Auswahl zu schätzen.

      »Aber zwei sind eine zu geringe Zahl, um auf Erfolg zu hoffen«, argumentierte Ghak, »und ich als Vater von Tanar sollte dich begleiten dürfen.«

      »Mehr Leute in diesem kleinen Boot zusammenzudrängen, würde uns nichts nützen«, erwiderte David, »warum also ein einziges zusätzliches Leben riskieren? Wenn zwanzig die unbekannten Gefahren, die vor uns liegen, überstehen können, so können zwei dasselbe tun, während wir mit weniger Männern einen weit größeren Vorrat an Nahrung und Wasser mit uns tragen können, um dem unbekannten Meer, dem wir gegenüberstehen, und den Zeiten der Ruhe und der langen Suche zu trotzen.«

      »Aber zwei sind zu wenig, um das Boot zu bemannen«, wandte ein anderer ein, »und Ghak hat recht – der Vater von Tanar sollte unter seinen Rettern sein.«

      »Ghak wird vom Imperium gebraucht«, antwortete David. »Er muss bis zu meiner Rückkehr hier bleiben, um die Armeen für die Kaiserin zu befehligen, aber es wird einen Dritten geben, der mit uns an Bord gehen wird.«

      »Wer?«, fragte Ghak.

      »Einer der Gefangenen«, antwortete David. »Für seine Freiheit werden wir leicht einen finden, der uns in das Land des Feindes führen kann.«

      Das war wirklich nicht schwer, denn jeder Gefangene meldete sich freiwillig, als ihnen der Vorschlag unterbreitet wurde.

      David wählte einen jungen Burschen, der sagte, sein Name sei Fitt, und der ein offeneres und ehrlicheres Gesicht hatte als alle seine Gefährten.

      Und dann ging es an die Versorgung des Bootes. Beutel wurden mit frischem Wasser und grosse Mengen von Mais, getrocknetem Fisch und Dörrfleisch sowie Gemüse und Früchte gefüllt und im Boot verstaut, bis es den Anschien hatte aus allen Nähten zu platzen. Für drei Männer auf der Erdoberfläche, wo die Zeit noch eine Bedeutung hatte, hätten