Als die schwarzen Anführer und ihre Unterstützer aus dem Weg geräumt waren, wollte man immer mehr. Da die Schwarzen aus Angst um ihr Leben nicht mehr zur Wahl gingen, war die Arbeit des Klans getan. Den weißen Südstaatlern gelingt es, ihre Macht zurück zu gewinnen. Man kontrolliert das Büro des Sheriffs und das Gericht, nun ist der Klan überflüssig, denn wer die legitime Macht hat, braucht keine jungen Männer mehr, die herumstreunen und Leute angreifen. Deren Prioritäten zahlen dann nicht mehr. Was zählt, ist die Macht.
1877 verlässt die Unionsarmee den Süden mit einer durchwachsenen Bilanz. Mit dem Ende der Sklaverei sollte eigentlich Gleichheit herrschen. Stattdessen wird nach und nach die Rassentrennung eingeführt und bleibt fast 100 Jahre lang bestehen. Im Alltag treffen Schwarze und Weiße weder in Schulen, noch in Geschäften, öffentliche Verkehrsmittel und Krankenhäuser aufeinander. Die Afro-Amerikaner werden von der weißen Bevölkerung getrennt. Die behält weiter alle Macht. Die Schwarzen bleiben Bürger zweiter Klasse.
Die Werte des sogenannten unsichtbaren Reiches haben in der Bevölkerung eine weite Verbreitung gefunden. Lynchjustiz an Schwarzen ist Gang und Gebe und die Bundesregierung schaut einfach weg. Fotos von Lynchmorden wurden verkauft und als Postkarten versendet. Man sammelte Souvenirs von solchen Ereignissen. Andere ließen sich vor einen Lynchopfer fotografieren. An diesen Taten waren als Großteile der weißen Bevölkerung direkt oder indirekt, durch Stillschweigen, beteiligt. Lynchmorde gingen oft viel weiter, als das altbekannte Erhängen. Den Opfern wurden elektrische Schläge versetzt, sie wurden bei lebendigem Leibe verbrannt oder im 20. Jahrhundert hinter Autos hängend die Straße entlang zu Tode geschleift und anschließend öffentlich ausgestellt.
Was bei diesen Lynchmorden sehr oft vorkam, war der sexuelle Missbrauch der Leichen. Ganz plump gesagt, Männern wurde gern der Penis abgeschnitten und in den Mund gesteckt. Einige dieser Morde waren sexuell so aufgeladen, dass dahinter auch die Angst der Weißen vor der schwarzen Sexualität stand. Mit diesem Ritual sollten sowohl Schwarzen, die diese Geschichten hörten, als auch Weißen, die Zeugen der Verbrechen wurden, öffentlich demonstriert werden, wer in der Gesellschaft das Sagen hatte. Das war ein kultureller Prozess, es war ein sehr makabres Schauspiel und der Versuch, das Gesetz in die Hände von Bürgerwehren zu legen. So sollte die Gesellschaft verändert werden, genauso wie ein Buch, eine Rede oder eine Predigt bestimmte Werte vermitteln soll.
Anfang des 20. Jahrhunderts verändert sich die „Neue“ Welt. Wolkenkratzer wachsen in den Himmel und Amerika wird von Einwanderten überschwemmt. Millionen von Europäern, Katholiken aus dem Süden und Juden aus Orteuropa hoffen im reichsten Industrieland der Welt auf eine bessere Zukunft. Der Klan ist in Vergessenheit geraten. Doch 50 Jahre nach Ende des Sezessionskriegs wird er wieder auferstehen.
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