Walter Brendel
D’Artagnan
Die wahre Geschichte
D’Artagnan
Walter Brendel
Die wahre Geschichte
Impressum
Texte: © Copyright by Walter Brendel
Umschlag: © Copyright by Walter Brendel
Illustrationen: © Copyright by Maurice Leloir
Verlag: Das historische Buch. 2021
Mail: [email protected]
Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH,
Berlin
Inhalt
Historische und fiktive Personen
D’Artagnan und Gatien de Courtilz de Sandras
D’Artagnan und seine Geschichte
Vorwort
Der „vierte Musketier“ aus Alexandre Dumas’ Klassiker ist weltberühmt. Aber nicht viele wissen, dass d’Artagnan ein reales Vorbild hatte.
Alexandre Dumas’ Roman „Die drei Musketiere“ gehört zu den Klassikern der Weltliteratur. Und auch, wer das Buch nie gelesen hat, kennt wohl den Namen d’Artagnan. Der „vierte Musketier“ vollbringt gemeinsam mit seinen drei Freunden Arthos, Porthos und Aramis Heldentaten mit Degen und wallendem Umhang. Der Roman basiert auf „D’Artagnans Erinnerungen“, erschienen 1700 von Gatien de Courtilz de Sandras. Co-Autor des Werkes von Dumas war Auguste Maquet, der auch maßgeblich am „Graf von Monte Christo“ beteiligt war. Dumas interessierte sich für den produktiven jungen Schriftsteller und gewann ihn als Mitarbeiter für seine eigenen Romanproduktionen, die jedoch stets unter seinem Namen erschienen.
Aber nicht viele wissen, dass die Figur im Zentrum des Romans ein reales Vorbild hat: den Soldaten Charles de Batz-Castelmore d’Artagnan. Die Dokumentation „D’Artagnan, Die wahre Geschichte“ erzählt die wahre Person des d’Artagnan im Licht der weltberühmten erfundenen. Sie geht nicht nur auf „Die drei Musketiere“ selbst ein, sondern auch die beiden Fortsetzungen, die d’Artagnans Geschichte zu Ende erzählen.
Dabei zeigt sich, dass die Eckdaten nicht unbedingt stimmig sind: Der echte d’Artagnan war ein Musketier im Dienste Ludwigs XIII. und seines Nachfolgers Ludwig XIV., der um 1615 in Gascogne geboren wurde. Auch sein grandioser militärischer Aufstieg und sein Tod bei der Belagerung von Maastricht haben bei Dumas ihre Abbildung gefunden. Doch mit den Details hat es der Romancier alles andere als genau genommen. Wie genau sich der echte Musketier von seinem fiktiven Gegenstück unterscheidet, untersucht das Buch ebenso wie die Frage, ob die drei Musketiere selbst reale Vorbilder hatten. Und was ist mit dem unsterblichen Motto „Einer für alle, alle für einen“? Dabei gibt es ebenso Illustrationen aus Dumas’ Romanen.
Ihren Ruf als degenschwingende Raufbolde verdanken Musketiere zwar den Romanen von Alexandre Dumas. In der Wirklichkeit kämpften sie weder gegen Kardinal Richelieu, noch waren Klingen die bevorzugten Waffen von Frankreichs Gardetruppen.
„Einer für alle, alle für einen“ – das populäre Musketier-Motto steht für den verschworenen Korpsgeist der degenschwingenden Draufgänger. Kleiner Schönheitsfehler: Es stammt nicht wirklich von den Musketieren, sondern aus der Feder Alexandre Dumas. Der solidarisch idealisierte Wahlspruch war dabei nicht die einzige dichterische Freiheit, die Dumas sich nahm.
Die wahre Geschichte soll hier erzählt werden. Charles de Batz de Castelmore (1611/15–1673), ein Kleinadliger aus der Gascogne, absolvierte bei Hofe unter dem gut eingeführten Familiennamen seiner Mutter – d’Artagnan – eine steile Karriere bis hin zum Kommandanten der ersten Kompanie der Musketiere, nach der Fellfarbe ihrer Pferde „die Grauen“ genannt.
Doch der echte d’Artagnan lag nicht mit den Schergen des mächtigen Kardinals Richelieu (1585–1642) im Clinch, der unter Ludwig XIII. als Erster Minister faktisch die Regierungsgeschäfte führte.
Erst 1644, zwei Jahre nach dessen Tod, wurde d’Artagnan in die Mousquetaires de la garde (Musketiere der Garde) aufgenommen, eine Eliteeinheit, die zu den Haustruppen des Königs gehörte und als höfische Garde, aber auch als Lehrtruppe diente.
D’Artagnan und die drei Musketiere, Illustration von 1894
Daher drängten sich vor allem Adlige zum Dienst in dieser Einheit, obwohl sie ihre Ausrüstung selbst stellen mussten. Auch Kardinal Richelieu unterhielt eine eigene Musketier-Kompanie, die mit der königlichen in herzlicher Rivalität verbunden war. D’Artagnan machte unter Richelieus Nachfolger, dem Kardinal Mazarin (1602–1661), schnell Karriere. Als Pate und regierender Minister des jungen Ludwig XIV. (1638–1715) betraute Mazarin den Musketier mit zahlreichen brisanten Aufträgen, während im Land durch die adlige Fronde bürgerkriegsähnliche Zustände herrschten.
1652 wurde d’Artagnan zum Fähnrich, 1558 zum Sous-Lieutenant befördert. In diesen Funktionen gewann er das Vertrauen des Königs, der ihm heikle Missionen anvertraute und ihn 1667 zum Capitaine-lieutenant, zum faktischen Kompaniechef ernannte. Das war nicht nur ein militärischer Rang, sondern auch ein hochdotierter höfischer Titel.
In seinen Romanen vermischte Alexandre Dumas also Mythos und Realität. Wobei der Vielschreiber ein feines Gespür für die vermarktbare Geschichtsbegeisterung seiner Zeitgenossen bewies. Dabei setzte er durchaus auf Recherche – wie damals üblich mit anonymen Helferlein.
Inspiriert hatte Dumas der Ex-Musketier und Autor Gatien de Courtilz de Sandras mit seinen „Memoires de M. d’Artagnan“ aus dem Jahr 1700. Gestützt auf eine dünne Faktenlage, waren diese sogenannten Memoiren reich mit Abenteuer- und Schelmengeschichten ausgeschmückt. Ihren Ruf als disziplinlose Draufgänger, Dauerduellanten und Frauenhelden hatten die Musketiere damit weg, was allerdings nur bedingt etwas mit der Realität zu tun hatte.
Mögliches Porträt, um 1700
Denn die zahlreichen Degenduelle, die sich die Musketiere etwa mit den Kollegen aus den Garden Richelieus und Mazarins lieferten, sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Truppe zu den Eliteeinheiten Frankreichs gehörte und damit ein Exempel für die Disziplin bot, die für die stehenden Heere der Neuzeit maßgeblich wurde. Auch war ihre Hauptwaffe nicht die Klingen-, sondern die namengebende Schusswaffe.
Dumas & Co. ließen sich davon nicht beeindrucken. D’Artagnan und seine Mitstreiter Athos, Porthos und Aramis wurden zu Vorbildern eines Leinwandgenres: des Mantel-und-Degen-Films. Kein Wunder, in artistischen Fechtszenen ließ sich mit der Stichwaffe ein romantisch verklärtes Bild des Kampfes Mann