LANZELOT. Der Tisch, Herr, soll aufgetragen werden, das Essen soll gedeckt werden; und was Euer Hereinkommen zur Mahlzeit betrifft, dabei laßt Lust und Laune walten. Ab.
LORENZO.
O heilige Vernunft, was eitle Worte!
Der Narr hat ins Gedächtnis sich ein Heer
Wortspiele eingeprägt. Und kenn' ich doch
Gar manchen Narr'n an einer bessern Stelle,
So aufgestutzt, der um ein spitzes Wort
Die Sache preis gibt. – Wie geht's dir, Jessica?
Und nun sag deine Meinung, liebes Herz,
Wie Don Bassanios Gattin dir gefällt?
JESSICA.
Mehr als ich sagen kann. Es schickt sich wohl,
Daß Don Bassanio fromm sein Leben führe:
Denn da sein Weib ihm solch ein Segen ist,
Find't er des Himmels Lust auf Erden schon.
Und will er das auf Erden nicht, so wär's
Ihm recht, er käme niemals in den Himmel.
Ja, wenn zwei Götter irgend eine Wette
Des Himmels um zwei ird'sche Weiber spielten,
Und Porzia wär' die eine, tät' es not,
Noch sonst was mit der andern auf das Spiel
Zu setzen; denn die arme rohe Welt
Hat ihres Gleichen nicht.
LORENZO.
Und solchen Mann
Hast du an mir, als er an ihr ein Weib.
JESSICA.
Ei, fragt doch darum meine Meinung auch!
LORENZO.
Sogleich, doch laß uns erst zur Mahlzeit gehn!
JESSICA.
Nein, laßt mich vor der Sättigung Euch loben!
LORENZO.
Nein, bitte, spare das zum Tischgespräch:
Wie du dann sprechen magst, so mit dem andern
Werd' ich's verdaun.
JESSICA.
Nun gut, ich werd' Euch anzupreisen wissen.
Ab.
Vierter Aufzug
Erste Szene
Venedig. Ein Gerichtssaal.
Der Doge, die Senatoren, Antonio, Bassanio, Graziano, Salarino, Solanio und andre.
DOGE.
Nun, ist Antonio da?
ANTONIO.
Eu'r Hoheit zu Befehl.
DOGE.
Es tut mir leid um dich: du hast zu tun
Mit einem felsenharten Widersacher;
Es ist ein Unmensch, keines Mitleids fähig,
Kein Funk' Erbarmen wohnt in ihm.
ANTONIO.
Ich hörte,
Daß sich Eu'r Hoheit sehr verwandt, zu mildern
Sein streng Verfahren; doch weil er sich verstockt
Und kein gesetzlich Mittel seinem Haß
Mich kann entziehn, so stell' ich denn Geduld
Entgegen seiner Wut, und bin gewaffnet
Mit Ruhe des Gemütes, auszustehn
Des seinen ärgsten Grimm und Tyrannei.
DOGE.
Geh wer, und ruf' den Juden in den Saal!
SOLANIO.
Er wartet an der Tür; er kommt schon, Herr.
Shylock kommt.
DOGE.
Macht Platz, laßt ihn uns gegenüber stehn! –
Shylock, die Welt denkt, und ich denk' es auch,
Du treibest diesen Anschein deiner Bosheit
Nur bis zum Augenblick der Tat; und dann,
So glaubt man, wirst du dein Erbarmen zeigen
Und deine Milde, wunderbarer noch
Als deine angenommne Grausamkeit.
Statt daß du jetzt das dir Verfallne eintreibst,
Ein Pfund von dieses armen Kaufmanns Fleisch,
Wirst du nicht nur die Buße fahren lassen,
Nein, auch gerührt von Lieb' und Menschlichkeit,
Die Hälfte schenken von der Summe selbst,
Ein Aug' des Mitleids auf die Schaden werfend,
Die kürzlich seine Schultern so bestürmt:
Genug, um einen königlichen Kaufmann
Ganz zu erdrücken und an seinem Fall
Teilnahme zu erzwingen, selbst von Herzen,
So hart wie Kieselstein, von eh'rnen Busen,
Von Türken und Tataren, nie gewöhnt
An Dienste zärtlicher Gefälligkeit.
Wir all' erwarten milde Antwort, Jude.
SHYLOCK.
Ich legt' Eu'r Hoheit meine Absicht vor:
Bei unserm heil'gen Sabbat schwor ich es,
Zu fodern, was nach meinem Schein mir zusteht.
Wenn Ihr es weigert, tut's auf die Gefahr
Der Freiheit und Gerechtsam' Eurer Stadt.
Ihr fragt, warum ich lieber ein Gewicht
Von schnödem Fleisch will haben, als dreitausend
Dukaten zu empfangen? Darauf will ich
Nicht Antwort geben; aber setzet nun,
Daß mir's so ansteht: ist das Antwort g'nug?
Wie? wenn mich eine Ratt' im Hause plagt,
Und ich, sie zu vergiften, nun dreitausend
Dukaten geben will? Ist's noch nicht Antwort g'nug?
Es gibt der Leute, die kein schmatzend Ferkel
Ausstehen können; manche werden toll,
Wenn sie 'ne Katze sehn; noch andre können,
Wenn die Sackpfeife durch die Nase singt,
Vor Anreiz den Urin nicht bei sich halten;
Der Leidenschaften Meister lenken sie
Nach Lust und Abneigung. Nun, Euch zur Antwort:
Wie sich kein rechter Grund angeben läßt,
Daß der kein schmatzend Ferkel leiden