Doch die Sache mit dem Leben, so schön es auch ist, hat einen Haken, wie könnte es auch anders sein. Alles ist vergänglich – Blumen und Blüten, der Körper, das Leben an und für sich, alles ist nur auf Zeit. Genau das macht es doch so wertvoll. Man stelle sich vor, unser Leben würde ewig dauern – oder der Frühling, da würden unsere Sinne sehr schnell abstumpfen –, wir hätten wenig Freude daran und könnten es gar nicht schätzen. Auch wir werden übrigens gering geschätzt, wenn wir immer nur ja sagen und ständig verfügbar sind. Grenzen zu ziehen wertet uns auf und das Zauberwort des Stiers heißt denn auch „nein“. Insofern ist im wahrsten Sinn des Wortes tatsächlich alles Zeitliche gesegnet, und alles Leben unterliegt der Zeit.
Leben auf Zeit
Unser Körper ist im Grunde eine Leihgabe, die uns für eine gewisse Zeitspanne, die wir nicht kennen, zur Verfügung gestellt wird. Und ob uns das schmeckt oder nicht, es ist unsere Pflicht, uns darum zu kümmern. Pflege und Erhalt liegen vom ersten bis zum letzten Tag unseres Lebens in unseren Händen. Das gilt jedoch nicht nur für unseren Körper, allfällige Haustiere, Kinder, Zimmerpflanzen, Kornfelder und Gemüsebeete der Bauern. Alles, was am Leben bleiben soll, braucht Zuwendung. Das gilt ebenso für Pläne und Projekte, ja sogar Beziehungen gehen ohne Zuwendung ein wie wir wohl öfters
schon erlebt haben. Wir sollten uns also ranhalten und etwas aus dem Geschenk machen, zumal wir nicht wissen, wie viel Zeit uns dafür zur Verfügung steht.
Es heißt ja oft, der Stier sei stur und fixiert. Aber sicher doch, das muss er auch sein. Schließlich geht es um nichts weniger als die Existenz. Und die will gesichert sein, unermüdlich und ausdauernd, jeden Tag von Neuem.
Daran MUSS er festhalten. Jedoch, wer das Leben liebt, lässt sich doch noch so gern vor dessen Karren spannen. Und wer sich bewusst und mit allen Sinnen darauf einlässt, kann es nur lieben. So ein Körper ist bei genauer Betrachtung ein wahres Wunderwerk der Natur, das wahrlich unsere Zuwendung verdient. Und es bedankt sich dadurch, dass es wächst und gedeiht, umso mehr, je mehr Energie wir aufwenden und einbringen. Je größer der Einsatz, je begeisterter das Ja dazu, umso blühender fällt das Ergebnis aus.
Ja, wir haben es getan, was auch immer, und daraus ist etwas entstanden. Die Energie materialisiert sich und nimmt Form an. An dem, was uns dann „blüht“, können wir jeweils sehen – ja riechen, schmecken, hören und berühren, wie viel Energie wir aufgewendet haben und welcher Art sie ist. Denn da sie unsichtbar ist, wissen wir oft nicht so genau, was wir tun. Das steht sogar in der Bibel, es muss also ein Grundproblem sein. Und das ist es auch, das Problem der richtigen Dosierung, und die will eben geübt sein.
Praktischerweise folgen auf die Feuer- die Erdzeichen, die bringen uns den richtigen Umgang mit Energie bei, indem sie uns die Rechnung unseres Tun und Lassens präsentieren. Das hilft sehr bei der Energielenkung.
Und nun lassen wir uns mit allen Sinnen darauf ein, um es begreifen zu können und zu genießen, was wir (uns an-)geschafft haben. In diesem Sinne macht es sogar Sinn, dem geschenkten Gaul ins Maul zu schauen. Dann sehen wir nämlich, ob wir ihn artgerecht halten oder nicht, und ob er ausreichend Zuwendung erhält.
Ringelpiez zu zweit im Juni – Die Zwillinge beGEISTern sich!
Der Juni kommt und die Zwillinge stürzen sich begeistert und neugierig auf dieses wundersame Leben. Sie wollen es in all seinen Facetten kennenlernen und das am liebsten sofort, auf der Stelle. Sie könnten ja etwas verpassen. „Ist es nun eigentlich noch Frühling oder schon Sommer?“ fragen sie sich und einander. Auch darüber wird eifrig diskutiert, während sie draußen vor dem Café sitzend – natürlich mittendrin im pulsierenden Leben, wo sonst – den Leuten beim Flanieren zusehen und dabei locker flockig über Mode, Aussehen und Gott und die Welt plaudern. Sie springen blitzschnell von Thema zu Thema, so dass es einem vom bloßen Zuhören schwindlig werden könnte.
Ja, das Leben ist schön, das fand seinerzeit schon Adam im Paradies. Aber so richtig glücklich war er trotzdem nicht. Irgendwas fehlte, doch was? Es gab niemand, den er fragen konnte. Selbst Gott war zu absorbiert von seinen Experimenten mit neuen Lebensformen und hatte keine Kapazitäten frei, um ihn aufzuklären.
Alles ist zweipolig im Leben
Tom Hanks ging es im Film Cast Away ähnlich. Der Mann hatte einen Flugzeugabsturz überlebt! Man könnte meinen, das sei Grund genug, sich seines Lebens zu freuen. Er fand auf seinem Inselparadies zwar alles Nötige zum Überleben, konnte es jedoch mit niemand teilen, und genau das wurde zum Problem. Wie schon der Stier zuvor begriffen hatte, reicht überleben allein eben nicht. Die einsame Insel, von der wir träumen, wenn die Pflichten des Alltags uns erdrücken und wir uns im Hamsterrad gefangen fühlen, ist nur in der Vorstellung ein Traum. Allein und ohne einen „Gegenpol“ zum Quatschen eiern wir trotz Palmen, weißem Strand und türkisblauem Meer orientierungslos herum wie ein Kompass nach einem Polsprung.
Tom Hanks malte mangels Alternativen ein Gesicht auf einen Ball und unterhielt sich damit, um nicht verrückt zu werden, auch wenn das verrückt klingt. Langeweile kann tödlich sein, jedenfalls für den Geist.
Adam hingegen hatte keinen Ball, stattdessen Äpfel, mit Essverbot, immerhin. Ein Schelm, wer denkt, Gott hätte das Verbot absichtlich ausgesprochen, um bei seinen Pappenheimern das Interesse zu wecken. Nichts regt bekanntlich den Geist mehr an als ein Verbot. Wer es nicht glaubt, frage doch mal seine Kinder.
Möglicherweise erzählt die Schöpfungsgeschichte einen realen Zwischenfall am Himmel. Die Rippe, aus der Eva entstand (Gott hatte Adams Unzufriedenheit also doch mitgekriegt), sei ein uraltes Symbol für den Mond, heißt es, und dass das Leben auf der Erde begann, als sich der Mond als Folge eines Impacts von der Erde abspaltete. Klingt plausibel, wenn man bedenkt, dass der Mond die Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne hält und Leben in dieser Form nur dank genau des bestehenden Abstands und Neigungswinkels zur Sonne entstehen konnte. Das muss man sich mal vorstellen!
Jedenfalls besitzt laut Physik Materie immer zwei Pole. So haben wir es in der Schule gelernt. Und die braucht es auch, das schafft den nötigen Raum für den Geist, der der Materie Leben einhaucht. Auch wenn erst Eva Adam zum Mann machte und das unbestreitbar zur Vertreibung aus dem Paradies führte, können wir das unter dem Strich als positiv bewerten. Denn lieber Ringelpiez zu zweit in der Materie als allein im Paradies, stimmt’s? Insofern kann man Eva für ihre Neugier nur danken. Hätte sie damals diesen Apfel nicht verputzt, wäre das Leben ganz schön langweilig – und überhaupt, es gäbe auch keinen Sex. Im Paradies war Fortpflanzung überflüssig, da war noch alles eins, nicht zwei.
Sich, das Ich, mit anderen teilen
Dank Eva sitzen nun also die Zwillinge – nicht nur im Juni aber auch – gemütlich draußen vor Cafés in Parks und auf der Gasse, kurz gesagt dort, wo viel los ist, atmen Kaffee- und andere Düfte ein und tauschen Worte aus wie Sammelkarten. Ein Wort gibt das andere, das Gespräch wirkt geistig an- und manchmal aufregend, sogar dann, wenn sich die beiden nicht besonders gut verstehen. Sie teilen sich mit (einander) und erfahren allerlei, und zwar nicht nur über Gott und die Welt, Nachbarn, Promis und die Leute, die vorbeiflanieren. Sie erfahren ebenfalls etwas über sich selbst ... sofern sie sich klugerweise beim Reden zuhören natürlich.
Und das sollten sie unbedingt, denn echte Kommunikation ist ein Austausch, ein Geben und Nehmen, also ebenfalls zweipolig. Jeder Teilnehmer sollte ebenso zuhören wie selbst etwas beisteuern, sonst ist es kein Austausch, sondern ein Monolog. Erst durch einen echten Austausch erhalten die Teilnehmer des Palavers Zugang zu dem, was ihr Gegenüber beschäftigt, wie auch – und das ist entscheidend! – zu dem, was ihn selbst innerlich beschäftigt.
Es gibt tatsächlich nicht nur zwei Pole in der Welt, das Thema zieht sich durch alles hindurch. Es gibt auch zwei Welten in uns, eine äußere, sichtbare, eine körperliche Welt, und die unsichtbare Innenwelt, was wir denken