Zeitreise auf Abwegen. Matthias Arndt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matthias Arndt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783847692133
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      >>Weißt du Michael, ich habe zurzeit viel Stress an der Arbeit und dann möchte Elke jetzt auch noch ein Häuschen auf einem Dorf<<.

      >>Ich glaube es nicht, Clemens du ziehst aufs Dorf?<<, fragte Michael ungläubig.

      >>Ja, gewissermaßen hat sich das jetzt bei mir so angekündigt und dann ist ja noch Julian, der sich schon mit der ländlichen Umgebung angefreundet hat<<.

      >>Wann glaubst du, ziehst du weg?<<, fragte Michael.

      >>Wir waren neulich auf dem Katasteramt und haben jetzt erst das Grundstück erworben, deshalb glaube ich nicht, dass wir noch vor dem Sommer umziehen, es sei denn, Elke verfällt in einer Art Torschlusspanik<<.

      >>Clemens, es wäre schön, wenn du nächste Woche in die Rotplombe kommen könntest, dann gebe ich wieder ein Gastspiel, bei dem auch unser Barkeeper Holger mit dabei ist, der sich gelegentlich auch noch um das organisatorische kümmert<<.

      >>Na gut, das lässt sich vielleicht irgendwie einrichten. Dann gib mir doch mal bitte deine Telefonnummer oder stehst du etwa im Telefonbuch?<<, wollte ich wissen.

      Michael kramte in seiner Kellner Tasche und holte eine Visitenkarte heraus, die er mir spontan überreichte. Die Visitenkarte zeigte auch ein Bild von Michael und seinen Kontaktdaten als Alleinunterhalter.

      >>Schönes Stück, so was werde ich mir in Zukunft auch mal anfertigen lassen<<, gab ich zu verstehen.

      >>Also Clemens, dann muss ich mal wieder in die Küche zurück und melde dich mal wegen nächster Woche…<<.

      Zum Abschied gab ich Michael noch einen Gruß mit auf den Weg, bevor er sich umdrehte und wieder in der Küche verschwand.

      Ein Rest von Essen ließ ich auf dem Teller liegen und zahlte sogleich beim Restaurantleiter.

      Es war schon spät als ich auf die Uhr schaute und mich auf den Heimweg machte. Immer wieder prasselten Regentropfen auf die Windschutzscheibe meines Fahrzeugs, die mir während der Fahrt die Sicht nahm.

      Elke war noch nicht zu Hause, als ich am Abend unsere Wohnung im vierten Stockwerk betrat. Wo sollte Elke bloß um diese Uhrzeit noch sein?

      Die Ungewissheit ließ mich zweifeln, zumal ich mir von Minute zu Minute Sorgen machte. Schließlich ging ich ans Telefon und rief Silka an.

      Während des Gesprächs wurde umso deutlicher, dass Elke bei einer Feier weilte, die mit ihrer Tätigkeit im Versicherungswesen zusammenhing. Es lag die Vermutung nahe, dass Elke nicht vor Mitternacht nach Hause kommt. Denn wie so oft bei solchen Veranstaltungen, war auch Alkohol im Spiel und ich wusste, dass Elke nicht viel davon verträgt.

      Auf dem Fenstersims im Wohnzimmer stand noch immer die Vase mit den Blumen, die Elke von Silka geschenkt bekam, nur das Wasser in der Vase roch nach einer fauligen Brühe.

      Die Cellophan Plane die über dem Sofa und der Schrankwand hing, setzte mittlerweile eine Staubschicht an. Es war fast unmöglich sich im Wohnzimmer zu bewegen, ohne dass dabei eine Staubschicht aufgewirbelt wurde. Trotzdem riskierte ich einen Blick unter die Cellophan Plane, die ansonsten noch völlig in Ordnung schien. Aber auch hier fanden sich überall feine Staubpartikel, die unter anderem von den Bauarbeiten im Haus herrührten.

      Am Fenster zum Balkon versperrte ein Baugerüst die Sicht auf die Straße, so dass ich nicht viel sehen konnte, falls Elke nach Hause kommt. Und überhaupt war es viel zu dunkel, um irgendetwas da draußen zu beobachten.

      Schließlich lief ich in die Küche, setzte Wasser auf und kochte mir eine Tasse Tee.

      Anschließend setzte ich mich auf einen Stuhl und schaltete das Radio ein.

      Es dauerte über eine Stunde, ehe Elke endlich nach Hause kam und mich mit einer schriftlichen Erklärung der Bank überraschte, die es uns jetzt ermöglicht hatte, einen zinsgünstigen Baukredit zu beantragen. Allerdings waren hierzu noch einige Sachfragen zu klären, ehe eine Bewilligung des Kredits in Aussicht stand. So war die gängige Praxis, dass entsprechende Nachweise für die Kreditwürdigkeit vorliegen müssen. Außerdem mussten im großen Umfang Sicherheiten vorhanden, sowie Abtretungen an Dritte explizit dargelegt werden. Der ganze Firlefanz niedergeschrieben in einer Broschüre der Bank, welche umfassend durch ein Reglement dokumentiert wurde. Genehmigungen und Bewilligungen von Darlehen stand in großen Lettern auf der Broschüre. Beachtenswert waren natürlich die Vorschriften, der jeweils gültigen Satzung. Elke machte aber trotzdem einen zufriedenen Eindruck, der zu später Stunde positiv auf mich abfärbte.

      Meine Stimmung hellte sich auf und ich öffnete uns eine Flasche französischen Rotwein.

      Elke hatte sich Prioritäten gesetzt, die ihrem Aktionismus gleichkam.

      Fast die ganze Nacht über wälzten wir Kataloge für den Hausbau, bis uns die Müdigkeit überkam und wir zu Bett gingen.

      5. Kapitel

      Allen Anschein zum Trotz, so wollte Elke dann doch nicht länger als nötig in unserer gemeinsamen Wohnung bleiben. Und so kam es, dass Elke für drei Tage unter der Woche bei Julian und ihrer Schwester Silka auf dem Dorf wohnte.

      An einem freien Tag suchten wir dann gemeinsam eine Bank auf, um einen Kredit für das Eigenheim zu beantragen. Der Bankier war anfangs skeptisch, weil unsere Rücklagen nicht standardgemäß den Vorstellungen der Kreditanstalt entsprach, den wir für den Eigenheimbau benötigten. Bei einem klärenden Gespräch mit dem Bankier jener Bank, brachte Elke schließlich noch einen Bürgen mit ins Spiel, der für den Fall der Fälle eben einspringen müsse. Alles in allem bekamen wir nach langem Für und Wider, unter strengen Auflagen, endlich doch noch unseren Hauskredit.

      Noch am selben Tag kontaktierten wir den Zweckverband für Wasser und Abwasser, damit unsere Vorbereitungen auf dem Grund und Boden auch den Normen der Behörden entsprach.

      Die von uns gewählte Hausbaufirma unterstützte uns nach allen Regeln der Kunst, um die Anträge schnell und unbürokratisch durchzupeitschen. Oft enthielten die Verträge kleingedruckte oder unmissverständliche Erklärungen, die nur schwer zu durchschauen waren. So musste einiges bei der Antragstellung hinterfragt werden, ehe man uns grünes Licht gab, für einen weiteren nachfolgenden Antrag.

      Während sich Elke unter der Woche auch um Julian kümmerte, besann ich mich auf meine berufliche Tätigkeit in der Firma, wo ich angestellt war.

      Es wurde in der Firma gemutmaßt, dass einer von den Beschäftigten in der Firma einem wirtschaftlichen Schaden verursacht hat. An diesem Tag kam es wieder zu so einem Vorfall, wo jemand versucht hatte, hochwertige Kupferdrahtleitungen zu entwenden. Daraufhin wurde die Geschäftsleitung informiert, die sich dazu veranlasst sah, eine entsprechende Untersuchung der Vorgänge einzuleiten. Keiner wollte etwas gesehen oder bemerkt haben, aber irgendwie wusste jedermann über jeden Bescheid. Und so verdächtigte einer den anderen, ohne sich selbst zu belasten. Ein interessantes Spiel, an dem jeder sozusagen unmittelbar beteiligt war. In all dem Durcheinander kam es jetzt zu Aussprachen zwischen der Geschäftsleitung und der Belegschaft. Damit sollte verhindert werden, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Trotzdem wurde kein Tatverdächtiger ermittelt, der in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle spielen könnte.

      Zwei Tage später, kam es dann wieder zu einem derartigen Vorfall gleicher Natur.

      Man wusste sich nicht mehr zu helfen und so entschied man sich letztendlich dafür, Befragungen durchzuführen, die einen Rückschluss auf den Verbleib der Kabel und anderen Kleinigkeiten geben sollten. Die Auseinandersetzungen zwischen den Verantwortlichen der Geschäftsleitung und der Belegschaft spitzten sich weiter zu und wurde dabei immer pikanter. Die ganze Sache hatte System und so suchte man erneut, nach einer frivolen Gelegenheit, der Belegschaft einen Dämpfer zu verpassen. Man könnte auch meinen, die Sprache ist der Ausdruck unserer Zivilisation und von der geht nun einmal Autorität aus.

      So zitierte mich eines Tages der Chef persönlich zu sich. Nach wie vor ging es wiederholt um Kleinigkeiten, die eine Rechtfertigung suchten.