Reichsritter Franz von Sickingen (* 2. März 1481 auf Burg Ebernburg über Bad Münster am Stein-Ebernburg; † 7. Mai 1523 auf Burg Nanstein über Landstuhl) war Anführer der rheinischen und schwäbischen Ritterschaft.
Er war 1481 geboren, zwei Jahre älter als Luther. Die Familie stammte aus dem Kraichgau; Franz war ein kleines Kind, als sein Vater die Ebernburg bei Kreuznach erwarb. Außer dieser gehörte ihm die Burg Landstuhl bei Kaiserslautern. Das Vermögen, das sein Vater begründet hatte, erweiterte er beträchtlich, besonders durch Bergbau, aber auch durch Fehden. Die Rolle des Beschützers verunrechteter Schwacher zu spielen, entsprach seiner Gesinnung, in der etwas Großmütiges war; sich im Gegensatz zu den herrschenden Mächten zu fühlen, schreckte ihn nicht, war seinem Stolz eher eine Genugtuung. Im Jahre 1512 hatte in der Stadt Worms eine Erhebung der Gemeinde gegen den Rat stattgefunden, die vom Kaiser niedergeschlagen und bestraft worden war.
Ebernburg
Unter denen, welche bei dieser Gelegenheit auswandern mussten, war ein bischöflicher Notar, Balthasar Schlör, der große Forderungen an Wormser Bürger zu haben behauptete. Da er sich mit seiner Klage an Sickingen wandte, nahm dieser ihn in seinen Dienst und ließ sich seine Forderungen übertragen. Ohne sich auf den von der Stadt Worms vorgeschlagenen Rechtsweg einzulassen, überfiel er Wormser Kaufleute, die auf einem Heidelberger Schiff nach Frankfurt fuhren, nahm ihnen ihre Waren fort und brachte sie auf die Ebernburg. Dann erst sagte er die Fehde an. Trotzdem der Kaiser die Acht über ihn verhängte, wonach er aus dem Adel ausgestoßen und den unvernünftigen Tieren und ehrlosen Menschen zugesellt wurde, ging die sogenannte Franzensfehde Jahre hindurch zum ärgsten Schaden der Stadt weiter, ohne dass der Kaiser ernstlich eingeschritten wäre. Eine andere Fehde führte Sickingen gegen die Stadt Metz, eine andere gegen den jungen Landgrafen Philipp von Hessen, der, fast noch ein Knabe, eben die Regierung angetreten hatte. In beiden Fällen kauften sich die Angegriffenen mit sehr großen Summen los. Ein solcher Ruf der Unbezwingbarkeit umgab Sickingen, dass die Mächtigen, anstatt ihn zu unterwerfen, sich um ihn bewarben. Durch Vermittlung eines Freundes trat er in den Dienst des Königs von Frankreich, dann, nachdem er diesen aufgegeben hatte, in den des Kaisers. Noch kurz zuvor hatte Maximilian die Waffen gegen den Abtrünnigen wenden wollen, aber da er bei den Kreisen keine Unterstützung fand, ließ er sich herbei, ihn gnädig aufzunehmen. Das Fränzchen erschien 1517/18 in Mainz und Innsbruck vor Maximilian, versprach gegen Herzog Ulrich von Württemberg zu dienen und ließ zum Andenken an diese Begegnung eine goldene Denkmünze schlagen, auf der er vor dem Kaiser kniend abgebildet war. Auf dem Feldzug gegen den Württemberger, der erst nach dem Tod des Kaisers, im Sommer 1519, zustande kam, lernte Sickingen Ulrich von Hutten kennen, der eine verhängnisvolle Wendung seines Lebens herbeiführen sollte.
Wenn es einen Ritter gab, der die Ideale seines Standes verwirklichte, so war es Ulrich von Hutten.
Crotus Rubeanus, auch Rubianus, (* um 1480 in Dornheim bei Arnstadt, Thüringen; † um 1545 in Halberstadt) war ein deutscher Humanist und katholischer Theologe.
Zum Klosterleben von den Eltern bestimmt und diesem mit Hilfe seines etwas älteren Freundes, Crotus Rubeanus, entflohen, das seinem ganz auf Tat und Erleben gestimmten Wesen widersprach, war er der natürliche Gegner des Klerus, besonders der Klostergeistlichkeit. Unter großen Entbehrungen, denn nach seiner Flucht aus dem Kloster hatte sein Vater die Hand von ihm abgezogen, hatte er an verschiedenen Universitäten sich in humanistische Studien vertieft, dann, um seinen Vater zu versöhnen, in Italien die Rechte zu studieren begonnen. Dort dichtete er im Jahre 1513 schöne, straff geschürzte lateinische Verse gegen den Papst und den Ablass: „Wie doch die gläubige Welt der Krämer Julius anführt / Welcher den Himmel verkauft, den er doch selbst nicht besitzt! / Biete nur feil, was du hast! Wie schamlos ist's zu verkaufen / Was, o Julius, dir eben am meisten gebricht.“ Und ferner: „Wie, der menschliche Geist, ein Funke des göttlichen Lichtes / Von Gott selber ein Teil, lässt so durch Wahn sich verblenden? / Julius, dieser Bandit, den sämtliche Laster beflecken, / Er verschließe den Himmel nach Willkür diesem und schlösse / Jenem ihn auf? Sein Wink beseligte oder verdammte?“ Ohne grübelnde Untersuchung, ohne dass ein innerer Kampf vorausgegangen wäre, versandte er diese Pfeile. Es kam ihm nicht in den Sinn und kümmerte ihn nicht, ob der hässlichen kirchlichen Praxis eine wahre, große Idee zugrunde liege; der Ablass war für ihn ein Schimpf, den Rom den deutschen Barbaren antat, Grund genug, dagegen zu kämpfen. Als er im Jahr 1516, fünf Jahre nach Luther, in Rom war, befestigte ihn die Anschauung der am päpstlichen Hofe herrschenden Sittenlosigkeit in seinem Hass.
„Also sah ich sie denn, Roms halb zertrümmerte Mauern,
wo mit dem Heiligen man selber den Gott auch verkauft!“
Doppelt widert ihn das verweichlichte und skandalöse Leben an, das er sieht, weil es auf dem Hintergrund der Ewigen Stadt sich abspielt:
„Und das alles in Rom, wo Curius einst und Metellus
und Pompejus gelebt; o der veränderten Zeit!“
Denn Rom ist diesem Romfahrer heilig, und er sucht es auf, Pietät und Verehrung im Herzen, nicht weil sein Boden vom Blut der Märtyrer getränkt ist, sondern als den Schauplatz antiker Größe und Freiheit, als die Heimat von Helden, denen die Deutschen gleichen könnten, wenn die Papstkirche sie nicht verderbt hätte.
Im Begriff, Italien zu verlassen, bekam Hutten bei einem Freund Einsicht in die Schrift, in welcher Lorenzo Valla in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die Schenkung des Konstantin, auf welche die Päpste ihren Anspruch auf Herrschaft über den Erdkreis und insbesondere über Italien gründeten, als eine Fälschung nachgewiesen hatte. Sofort fasste Hutten den Plan, sie zur Verbreitung in Deutschland drucken zu lassen. Mit großartiger Unverschämtheit widmete er diese Schrift, die das Fundament der päpstlichen Herrschaft erschütterte, dem Papst Leo X. Leo, der in Italien als Wiederhersteller der Freiheit gefeiert werde, habe mit dem Frieden Gerechtigkeit, Wahrheit und Freiheit zurückgeführt, nun könnten die Wissenschaften aufblühen, könne sich offen zeigen, was bisher sich habe verstecken müssen. Schlechte Päpste hätten die konstantinische Schenkung erdichtet. Leo werde freiwillig aufgeben, was man einem schlechten Papst mit Gewalt würde genommen haben; denn Frieden könne zwischen Räubern und Beraubten nur sein, wenn das Geraubte zurückgegeben werde. Leos Vorgänger, schlechte Päpste, hätten Gnaden feilgeboten, mit Dispensen und Bullen Handel getrieben, Sündenvergebung verkauft und aus den Strafen im künftigen Leben eine Erwerbsquelle gemacht. Sie hätten die Deutschen glauben gemacht, nur die seien rechte Bischöfe, die um viele tausend Goldgulden ein Pallium von ihnen erhandelten, und hätten, während sie alles dies und mehr verübten, dazu noch als Heilige verehrt sein wollen. Es würde ein großes Unrecht sein, Leo solchen Päpsten beizählen zu wollen. Zwar zweifle er, Hutten, nicht, dass das Büchlein des Valla ihm gefallen werde, aber es wäre ihm doch lieb, wenn Leo ihm öffentlich seinen