Franz Daniel Pastorius
Namenszug von Pastorius
Derselbe war am 26. September 1651 zu Sommerhausen in Franken geboren. Nach Beendigung seiner Studien auf den Universitäten Straßburg, Basel und Jena hatte er eine längere Reise durch Deutschland, Holland, England, Frankreich und die Schweiz gemacht und war im November 1682 nach Frankfurt gekommen, wo er in Beziehungen mit der dortigen Pietistengemeinde trat.
„Weilen ich nun“, so erzählt Pastorius in seinen Aufzeichnungen, „alldar von meinen Bekannten Pennsylvanien zum öfteren sehr rühmen hörte und verschiedene Relationsschreiben davon zu lesen bekam, auch einige Gott fürchtende Menschen sich bereits dorthin zu transportieren entschlossen und allschon zusammengepackt hatten, entstund eine nicht geringe Begierde bey mir, in ihrer Gesellschaft mit über zu segeln und daselbst nach überdrüssig gesehenen und gekosteten europäischen Eitelkeiten nebenst ihnen ein still und christlich Leben zu führen. Verehrte und schickte derowegen meine Bücher u. s. w. an meinen Bruder Joh. Samuel und erlangte endlich nach mehrmaliger Briefwechselung meines verehrten Vatters Verwilligung sammt 250 Reichsthalern, worauf ich dann nach Krisheim reisete und mich sofort ganz reisefertig machte.“
Am 2. April fuhr Pastorius von Frankfurt den Rhein hinab, verweilte kurze Zeit in Köln und begab sich dann nach Krefeld, wo er mit mehreren Mitgliedern der dortigen Mennonitengemeinde Unterredungen hatte und von denselben erfuhr, dass sie gleichfalls bereit seien, nach Pennsylvanien überzusiedeln. Pastorius versprach, für ihre Ankunft alles vorzubereiten und begab sich über Rotterdam und London nach Gravesend, von wo er am 6. Juni mit dem Schiff „AMERICA“ nach Philadelphia segelte. Als er dort am 20. August landete, bestand dieser „Ort der Bruderliebe“ erst aus wenigen notdürftig hergerichteten Blockhütten.
„Das Übrige war Wald und Gestrüpp, worin ich mich mehrere Male verlor. Was für einen Eindruck solch eine Stadt auf mich machte, der ich eben London, Paris, Amsterdam und Gent besucht hatte, brauche ich nicht zu beschreiben.“
Dem Beispiel der Bewohner dieser Ansiedlung folgend, erbaute Pastorius sich ein bescheidenes, für die erste Unterkunft genügendes Häuschen, dessen Fensteröffnungen er, da Glas nicht zu haben war, mit ölgetränktem Papier verklebte. Altem deutschem Brauch folgend, setzte er über die Haustür den von ihm ersonnenen Spruch:
„Parva domus sed amica bonis, procul este profani.“
„Klein ist mein Haus, doch Gute sieht es gern,
Wer gottlos ist, der bleibe fern.“ –
Mit William Penn häufig verkehrend und von diesem hochgeschätzt, erwartete Pastorius in seinem kleinen Nothause die Ankunft der Krefelder Einwanderer.
Von der Krefelder Gemeinde hatten sich zunächst 13 Familien zur Übersiedlung nach Pennsylvanien entschlossen. Es waren die Familien von Hermann, Abraham und Dirk (Dietrich) op den Graeff, Lenert (Leonhard) Arets, Tünes (Anton) Kunders, Reinert (Reinhard) Tisen oder Theißen, Wilhelm Strepers, Jan (Johann) Lensen, Peter Keurlis oder Kuirlis, Jan Simens, Johann Bleickers, Abraham Tünes oder Tünies und Jan Lüken oder Luyken. Zusammen bildeten diese Personen eine Schar von 33 Köpfen.
Am 18. Juni befanden sich die Auswanderer in Rotterdam, gingen von dort nach England und schifften sich am 24. Juli 1683 auf der „CONCORD“ in Gravesend zur Überfahrt nach Amerika ein. Entlang der Küste Englands ging die Fahrt äußerst langsam vonstatten, denn man behielt dieselbe drei Wochen lang in Sicht. Nach weiteren 49 Tagen erblickten die Reisenden die Gestade der Neuen Welt und betraten am 6. Oktober (dem 16. Oktober gegenwärtiger Zeitrechnung) den Boden derselben.
Von Pastorius und Penn freudig begrüßt, schritten die deutschen Pilger nach kurzem Verweilen zur Auswahl eines geeigneten Platzes für die zu gründende Niederlassung. Man entschied sich für einen zwei Stunden von Philadelphia in der Nähe des Schuylkillflusses gelegenen Landstreifen, auf dem William Penn „am 24. Octobris durch Thomas Fairman 14 Lose oder Erbe abmessen ließ, umb welche oberwähnte 13 Familien am 25. dito durch Zettel das Los zogen und sofort anfingen, Keller und Hütten zu machen, worinnen sie den Winter nicht sonder große Beschwerlichkeiten zubrachten. Den Ort nannten wir Germantown, welches der Teutschen-Statt bedeutete. Etliche gaben ihm den Beynamen Armentown, sindemahl viel der vorgedachten Beginner sich nicht auf etliche Wochen, zu geschweigen Monaten, provisioniren kunnten. Und mag weder genug beschrieben noch von denen vermöglicheren Nachkömmlingen geglaubt werden, in was Mangel und Armuth, anbey mit welch einer Christlichen Vergnüglichkeit und unermüdetem Fleiß diese Germantownship begunnen sey.“
Zunächst hatten die deutschen Ansiedler einen schweren Kampf gegen die schier unbezwingliche Wildnis zu führen, die sich dicht an ihre Hütten drängte, und deren Ende gen Westen hin noch kein Weißer erreicht hatte. „Man wende sich“, so schrieb Pastorius an seine in Deutschland zurückgebliebenen Angehörigen, „hin, wo man wolle, da heißet es: ‚Itur in antiquam sylvam’, und ist alles mit Holtz überwachsen, also dass ich mir offt ein paar Dutzet starke Tyroler gewünschet, welche die dicke Aychen-Bäume darnieder geworffen hätten.“ In diesem Kampf mit der Wildnis bedurfte es, wie Pastorius an einer anderen Stelle gesteht, „gedachten William Penns offtmaliger dringender Assistenz, zumal wir wegen ermangelnder sattsamer Experienz in solcherlei Sachen vieles gethan haben, was wir hernach theils selbst ändern, theils der klügeren Nachfahren Verbesserung anbefehlen müssen.“
Mit der Zeit wurde das Aussehen der Ortschaft doch ein wohnliches. Sie war durch eine breite, von mehreren Querstraßen durchschnittene und auf beiden Seiten mit Pfirsichbäumen besetzte Straße in zwei Hälften geteilt. Ein kleines hölzernes Kirchlein erstand 1686. Die Wohnhäuser lagen inmitten großer Blumen- und Gemüsegärten, deren fruchtbarer Boden die auf ihn gewendete Mühe so reich lohnte, dass man mit den gewonnenen Erzeugnissen sowohl den Bedarf der Bewohner decken wie auch den Markt von Philadelphia versorgen konnte. Ja, nach mehreren Jahren konnte man den Überfluss an Getreide und Vieh nach Barbados verhandeln „umb Brandwein, Syrup, Zucker und Salz“.
Mit den Eingeborenen, die Pastorius als „starke, hurtige und gelenke Leute“ schildert, die „sich einer aufrichtigen Redlichkeit befleißigen, genau über ihren Versprechen hielten und Niemanden betrogen oder beleidigten“, kam man gut aus. Man unterhielt sogar mit ihnen einen einträglichen Handel. „Der wilden Leute ihre Kaufmannschaften“, so erzählt Pastorius weiter, „ist von Fischen, Vögeln, Hirschhäuten und allerlei Pelzwerk von Bibern, Ottern, Füchsen, u. s. w. Bisweilen vertauschen sie's gegen Getränk, bisweilen verkauffen sie's umb ihr Landgeld, welches nur langlichte an Faden angeschnürte Corallen aus Meer-Muscheln geschliffen (Wampumperlen) theils weis, theils braunlecht.“ Das im Handel mit den Indianern erworbene Pelzwerk verschiffte man nach England.
Fleiß, Sparsamkeit und Genügsamkeit bildeten die Tugenden, durch welche die Ansiedler von Germantown sich auszeichneten und die Achtung aller Umwohner erwarben. Besondere Sorgfalt wendeten sie auf den Anbau von Flachs und Wein, die hoch in Ehren gehalten wurden. Der Flachs hatte Bedeutung, weil die Krefelder Leineweberei betrieben. Dies Gewerbe setzten sie in der Neuen Welt fort und stellten allerlei Zeuge her, die wegen ihrer Güte und Haltbarkeit überall willige Abnehmer fanden. Als Rheinländer waren sie Freunde des Frohsinns und wussten den Wein als Quelle desselben zu schätzen. So währte es nicht lange, dass sich um die Fenster und Türen ihrer Hütten schwertragende Reben rankten, andere sich zu schattigen Lauben verbanden.
Das Siegel von Germantown
Gewiss war es ein sinniger Gedanke, dass Pastorius beim Entwurf eines Ortssiegels in dasselbe ein Kleeblatt zeichnete, dessen drei Blätter den Weinstock, den Flachs und die Weberei darstellen sollten, was durch die Umschrift: „Vinum, Linum et Textrinum“ („Wein, Lein und Webeschrein“) Ausdruck fand. Dadurch wurde zugleich die Mission der Deutschen in Amerika, die Förderung des Ackerbaues, des Gewerbes und des heiteren LebensGenusses in der glücklichsten Weise angedeutet.
Welch glückliche Stunden mögen die Väter der deutschen Auswanderung in