Paradies am Teich. Jörn Holtz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jörn Holtz
Издательство: Bookwire
Серия: Metamour
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754179802
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      Einen Augenblick später trat eine der Frauen ein Stück vor und hob ihre Schale bedächtig über den Kopf, während sie so laut sprach, dass selbst Martin sie deutlich hören konnte: „Ich rufe den purpurroten Wind des Ostens; Ort der heiligen Energien. Wir, die Senoras del la Luna llena, erbeten deinen Schutz!“. Dann führte sie andächtig die Schale zurück in die Ausgangsposition und trat einen Schritt zurück.

      Daraufhin trat die Frau rechts von ihr einen Schritt nach vorne und sprach ebenfalls laut und deutlich: „Ich rufe den weißen Wind des Südens; Ort der Musik und des Wohlstands. Bedenke uns mit Poesie und Überfluss!“. Und ebenso wie ihre Vorgängerin und die beiden Frauen, die noch folgen sollten, hob auch sie ihre Schale während ihrer Fürbitte über den Kopf und trat zurück, sobald sie diese vorgetragen hatte.

      So löste sich auch die Frau zu ihrer rechten aus dem Kreis heraus, ehe sie feierlich sprach: „Ich rufe den braunen Wind des Westens; Ort des Lernens und des Tods. Beschenke uns mit Wissen!“.

      Die letzte Frau, die vortrat, erkannte Martin sofort an ihrer Stimme, war es doch die Frau, die vor ein paar Tagen so viel zu diesem Ort zu erzählen wusste! „Ich rufe den schwarzen Wind des Nordens; Ort des Kampfes und der Schlacht. Bestärke uns an diesem Ort!“

      Nachdem auch diese Frau ihre Fürbitte vorgetragen und an ihren Platz zurückgekehrt war, kehrte für einen Moment Ruhe ein. Dann traten alle 4 Damen gleichzeitig vor und durch die anderen hindurch, bevor sie den Kreis 3-mal andächtig umrundeten, wobei sie die qualmenden Schalen vor sich hin und her schwenkten. Danach blieben sie abrupt stehen, wandten sich wie auf ein geheimes Kommando nach rechts und trugen die noch immer vor sich hin räuchernden Schalen zum Rand des Kreises.

      Dort stellten sie die Schüsseln ab, bevor die Dame des Nordens noch einmal ihre klare Stimme erhob: „Der Kreis ist somit geschlossen. Wir befinden uns nun zwischen den Welten. Zeit und Raum sind daher nicht mehr existent!“.

      ‚Ja, wo bin ich denn hier gelandet?‘, staunte Martin währenddessen, dem diese Szenen doch sehr surreal vorkam. Erst als er kurz darauf zum hellen Vollmond hinaufschaute, fiel ihm ein: ‚Ach ja, heute ist Walpurgisnacht!‘. Jedoch verflog diese Erkenntnis bei genauerer Betrachtung sofort wieder, da dies hier nichts mit der Mär von auf Besen reitenden Hexen zu tun hatte, die gerade ihren Sabbat feierten. Erinnerte er sich doch noch recht genau an die Geschichte, die ihm seine Urgroßmutter erzählt hatte, als er klein war. Dennoch lief ihm ein kurzer Schauer über den Rücken, während er darüber nachdachte. Dann jedoch forderte eine neue Szene seine Aufmerksamkeit.

      Denn eine Frau hatte den Kelch vom Altar genommen und wandte sich einer Frau mit einem blauen Kapuzenumhang zu, die neben ihr am Altar stand. Als Martin diese Frau näher betrachtete, entdeckte er den silbernen Dolch, der zuvor auf der schwarzen Tischdecke gelegen hatte. Diesen hielt die Frau nun so locker in ihrer rechten Hand, dass er ihn im ersten Moment für einen Zauberstab gehalten hatte. Währenddessen hatte die Frau mit dem Kelch sich vor ihr niedergekniet und den Kelch auf Augenhöhe angehoben. In dieser demütigen Position verharrte sie einen Augenblick, bevor sie mit klarer Stimme sprach: „Seht den Kelch, das Symbol der Göttin, der großen Mutter, die allen Menschen Fülle und Wissen schenkt!“.

      Daraufhin nahm die Frau mit dem blauen Kapuzenumhang den Dolch andächtig in beide Hände und führte diesen langsam mit der Spitze nach oben, bis auf Augenhöhe. Dann erhob auch sie ihre Stimme: „Seht die Athame, das Symbol des Gottes, des Allvaters, der allen Menschen Kraft und Energie verleiht!", dabei präsentierte sie den Dolch allen Anwesenden, bevor sie diesen wieder auf Augenhöhe zurückführte.

      Dort verharrte sie einen Moment, bevor sie ihn in die rechte Hand nahm und den Dolch mit der Spitze nach unten drehte. Langsam senkte sie diese Hand dann nach unten, in Richtung des Kelchs, dabei erschauderte Martin innerlich. Denn nun erkannte er die Frauenstimme.

      „Ihrer Vereinigung entspringt alles Leben!", führte Roswita weiter feierlich aus, während sie die Athame langsam in den Kelch eintunkte. Dann führte sie den von Wein tropfenden Dolch ebenso feierlich zu ihren Lippen und küsste deren Schaft. Mit den Worten: "Seid gesegnet!", legte sie die Athame vorsichtig zurück auf den Altar, bevor sie den Kelch entgegennahm, den sie ebenfalls auf den Tisch abstellte.

      Was dann geschah, wollte Martin nicht mit ansehen. Denn als Roswita die Kapuze abgestreift hatte, wurden darunter zwei Hörner sichtbar. Und als ob ihn das nicht schon genug schockierte, ging sie ebenfalls in die Knie und fiel über die Frau vor ihr her, die sich in den Sand zurückfallen ließ und die Beine spreizte.

      Kopfschüttelnd rollte Martin sich auf den Rücken, während seine Gedanken erneut Achterbahn fuhren. Denn solche Szenen kannte er bisher nur aus satanistisch angehauchten Pornofilmen, die sich damals seine Stubenkameraden während seiner Bundeswehrzeit angeschaut hatten.

      ‚Aber, Roswita eine Satanistin und wie es aussah ihre hohe Priesterin? Nein, das konnte nicht sein!‘, schüttelte er bei diesem Gedanken verneinend seinen Kopf. Denn seines Wissens fühlte sie sich als Hippie-Frau doch mit Allem verbunden. Und dies stand im krassen Gegensatz zu Satanisten, die doch eher misanthropisch veranlagt waren.

      Weiterhin irritiert starrte er zu den wie immer beeindruckenden Sternenhimmel hinauf. Dabei dachte er über diesen eigenartigen Tag nach, bis ihn der Klang einer Trommel aus seinen Gedanken riss, woraufhin er die Szene unter sich wieder in Augenschein nahm. So sah er wie Roswita, die die Kapuze wieder hochgezogen hatte, mit dem Rücken vor den großen Holzhaufen stand, während sie die Arme in die Luft streckte. Mehr konnte er durch die einsetzende Dunkelheit jedoch nicht mehr erkennen.

      Deshalb ärgerte er sich darüber, dass er seinen Feldstecher nicht zu Hand hatte, bis ihm plötzlich einfiel, dass er ihn doch dabeihatte. Denn sein Rucksack mit seinen Habseligkeiten lag neben ihm und darin befand sich eins seiner wenigen, verbliebenen Schätze, sein restlichtverstärkendes Fernglas. Und so lag er kurze Zeit später, wie in etlichen Biwaks geübt, hinter einen schützenden Felsen und nahm das Spektakel unter sich erneut ins Visier.

      Roswita konnte er nun wieder gut erkennen, was unter anderem auch daran lag, dass sie mittlerweile eine Fackel in der Hand hielt, mit der sie feierlich auf den großen Holzhaufen zuschritt.

      Dort angekommen verharrte sie einen Augenblick und reckte erneut die Arme in die Höhe, woraufhin die Trommeln verstummten und sie kurz darauf laut und deutlich ausrief: „Oh strahlender Mond, wir, die Senoras del la Luna llena, grüßen dich. Leuchte über uns und erfreue dich am Schein des Feuers!“. Dann senkte sie feierlich die Fackel zum Boden, woraufhin dort eine zweite Flamme erschien, die sich schnell ins Innere des Holzstapels ausbreitete, wobei es das übrige trocken abgelagerte Holz in Brand setzte.

      Dann schritt sie zu dem kleinen Holzhaufen und entfachte dort ebenfalls ein Feuer mit der Fackel.

      Was es mit den 2 Holzhaufen auf sich hatte, erschloss sich ihm immer noch nicht. Während Martin darüber nachdachte, wanderte der Brennpunkt seines Feldstechers unbewusst zwischen den Frauen hin und her, wodurch die Frage kurz in dem Hintergrund rückte. Denn live hatte er schon lange nicht mehr und dann auch noch so nahe, so viel nackte, weibliche Haut gesehen.

      Schließlich blieb sein Blick bei Anne hängen und ebenso wie ein paar Tage zuvor, verschlug ihr bloßer Anblick ihm auch jetzt kurz den Atem.

      Als er danach allerdings eine schlanke Dunkelhaarige kurz etwas länger ins Visier nahm, da ihre hübschen, kleinen Brüste jeweils mit einer silbernen Kreole verziert waren, hatte er plötzlich das Gefühl, als sein Blick höher zu ihrem Gesicht wanderte, dass sie ihn ebenfalls direkt ansah.

      Erschrocken legte er ad-hoc seinen Feldstecher zur Seite. Dann schämte er sich dafür, dass er die Damen so unverhohlen beobachtet hatte. Denn nun kam er sich erneut wie ein Spanner vor und war es wohl auch.

      Doch als er erneut zum Strand hinuntersah, war dieser Gedanke vorerst vergessen und er bereute es nicht, den Feldstecher zur Seite gelegt zu haben, da er nun wieder die gesamte Szenerie überblicken konnte.

      Mit Erstaunen stellte er dabei fest, dass die Frauen mittlerweile, im Takt der eingesetzten Trommeln, um die Holzhaufen herumtanzten, während ihre nackten Körper ekstatisch zuckten und sie irgendetwas sangen. Dies ging