Überzogene Erwartungen führen nicht nur dazu, dass wir uns innerlich unter Druck setzen oder einem Perfektionismus verfallen, sondern sie sind auch der Grund, wenn wir uns über längere Zeit ein Leben zumuten, das uns stresst, überfordert und uns unzufrieden macht, oder wenn wir unser Glück von dem Verhalten anderer Menschen abhängig machen.
Auch ein geringes Selbstvertrauen – ein geringes Vertrauen in unsere eigenen Kräfte – kann uns Gelassenheit nehmen, nämlich dann, wenn wir Sorge oder Angst haben, eine Aufgabe nicht erfüllen oder ein Problem nicht lösen zu können oder mit einer Situation nicht umgehen zu können – oder wenn wir glauben, dass wir etwas, das wir unbedingt wollen, nicht bekommen können. Bei genauerer Betrachtung ist aber auch hier unsere negative Erwartung in Bezug auf unsere Fähigkeiten das eigentliche Problem.
Der Schlüssel zu anhaltender Gelassenheit ist es, unseren Blick von Anderen und ihren Erwartungen und vermeintlichen Erfolgen fort, und wieder auf uns selbst zu richten, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen und in einer Weise zu steuern, die zu uns passt und die uns gut tut.
Wenn wir uns selbst und unsere Bedürfnisse gut kennen und verstehen, was uns wichtig ist und was wir brauchen, wenn wir uns selbst wichtig nehmen, dann können wir beginnen, uns gut um uns selbst zu kümmern.
Es ist dann nicht mehr so wichtig für uns, wie Andere leben oder sich verhalten. Wir können loslassen, was nicht zu uns passt und uns nicht gut tut und uns auf das fokussieren, was uns wichtig ist und uns glücklich macht. Und wir können uns - indem wir unseren Fokus immer weiter auf uns selbst richten - auch allmählich davon frei machen, was Andere über uns denken oder von uns erwarten.
Echte Gelassenheit finden wir, wenn wir uns ein Leben schaffen, das uns glücklich macht, uns selbst darum kümmern, uns ein solches Leben aufzubauen, und es uns nicht länger von anderen Menschen oder einem glücklichen Zufall erhoffen, wenn wir verstehen, dass jeder Mensch etwas anderes braucht, um glücklich zu sein und lernen, andere Lebenskonzepte zu tolerieren und neben unseren eigenen bestehen zu lassen. Und wenn wir anderen Menschen ebenfalls das Recht zugestehen, sich für ihr Glück einzusetzen.
Gelassenheit ist erlernbar. Und die gute Nachricht ist: Wir können nicht nur unsere eigenen Erwartungen an uns und Andere verändern, sondern wir können auch selbst entscheiden, wie wir mit den Erwartungen Anderer an uns umgehen wollen, ob wir uns von ihnen beeindrucken oder gar unter Druck setzen lassen wollen oder nicht.
In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie das ganz einfach tun können und wie Sie dadurch nicht nur zu sich selbst und einem glücklichen Leben, sondern auch zu echter und anhaltender Gelassenheit und Entspannung finden.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und viel Gelassenheit in Ihrem Leben!
Ihre Mira Salm
Was ist Gelassenheit?
Wenn wir Gelassenheit gewinnen möchten, dann sollten wir zunächst verstehen, was damit eigentlich genau gemeint ist.
Wodurch zeichnet sich dieser innere Zustand aus, nach dem so viele Menschen streben?
Gelassenheit ist eine innere Einstellung, eine bestimmte Führung der eigenen Gedanken, die in einen Zustand von innerer Ruhe und Zuversicht führt. Sie ist die Fähigkeit, inmitten der Höhen und Tiefen des Lebens Ruhe zu bewahren. Gelassenheit ist somit also das Gegenteil von Unruhe, Aufgeregtheit, Nervosität, Angst und Stress.
Das deutsche Wort "Gelassenheit" stammt vom mittelhochdeutschen Wort "Gelazenheit" ab, und dieses von "gelazen". Es bedeutet so viel wie sein lassen oder loslassen, aber auch maßvoll und ruhig.
Gelassene Menschen vertrauen dem Leben und sich selbst, denn sie sind davon überzeugt, ihr Leben im Griff zu haben und ihre Probleme lösen zu können. So können sie auch in schwierigen Situationen die Fassung bewahren.
Sie sind keineswegs gleichgültig und haben durchaus Ziele, aber sie setzen sich nicht unter Druck und müssen weder sich selbst noch die Außenwelt ändern, um sich wohl zu fühlen. Sie können das Leben so akzeptieren wie es ist und die Dinge im Großen und Ganzen so stehen lassen. Wenn sie ein Ziel verfolgen, so tun sie das, weil sie es möchten, und nicht weil sie es müssen. Sie machen ihr Glück jedoch nie von dem Erreichen ihrer Ziele abhängig, denn sie finden ihre Ruhe, Kraft, Stabilität, ihre Geborgenheit und ihre Zufriedenheit in sich selbst.
Im Zustand echter Gelassenheit ist ihre innere Ruhe also unabhängig geworden von den Geschehnissen um sie herum.
Auch wenn es fast zu schön erscheint, um wahr zu sein:
Diese unbeschwerte, leichte und zugleich starke Form von innerer Freiheit ist für jeden Menschen erlernbar. Und Sie werden in diesem Buch erfahren, was Sie tun können, um diesen Zustand zu erreichen und dauerhaft zu behalten.
Zu Beginn möchte ich Sie jedoch gerne dazu einladen, sich einmal bewusst zu machen, in welchen Situationen es Ihnen in Ihrem Leben oft an Gelassenheit fehlt. Je besser Sie sich selbst verstehen, desto schneller werden Sie Gelassenheit in Ihr Leben bringen.
Schreiben Sie also doch jetzt gleich einmal fünf Situationen auf, in denen Sie häufig die Gelassenheit verlieren oder wenig gelassen reagieren können.
Im folgenden Kapitel werde ich Ihnen acht Gründe vorstellen, warum Menschen ihre Gelassenheit verlieren. Sie werden dann auch verstehen, welche dieser Gründe für Ihren Mangel an Gelassenheit verantwortlich sind und was Sie dagegen tun können.
8 Gründe für fehlende Gelassenheit
Welche Gründe sind also verantwortlich dafür, dass es heute so vielen Menschen an Gelassenheit mangelt?
Wenn Sie die Ursachen kennen und verstehen, können Sie sie direkt im Kern beseitigen und so zu bleibender Gelassenheit finden. Lassen Sie uns gleich mit der ersten und besonders häufigen Ursache beginnen:
Grund 1: Unsere Erwartungen an uns
Viele Menschen setzen sich mit ihren eigenen Gedanken - genauer gesagt mit ihren Erwartungen an sich und ihr Leben – unter einen enormen Druck. Sie haben die hohen Erwartungen unserer Gesellschaft und die sich immer weiter ausbreitende Idee nach dem perfekten Leben in ihr eigenes Denken übernommen. Und sind sich dessen mitunter gar nicht bewusst.
Die schillernde Welt der (sozialen) Medien lässt uns glauben, dass Perfektion nicht nur zu erreichen sei, sondern das auch noch spielend einfach.
Dass hinter jedem erfolgreichen Prominenten ein Team von hochrangigen Experten, Assistenten und Top-Vermarktern sowie harte, oft jahrelange Arbeit der Person selbst steht, wird tunlichst vor uns verborgen - es soll alles ganz einfach und zufällig aussehen.
Das erzeugt ein völlig verzerrtes Bild von Erfolg in unserer westlichen Gesellschaft und weckt unrealistische Träume und Erwartungen. Natürlich entspricht das Leben der meisten Menschen ihren dadurch geformten Erwartungen nicht und sie glauben, sie müssten besser, schöner, fitter, liebevoller oder erfolgreicher sein, ihr Leben müsste anders aussehen, sie müssten erst noch dieses und jenes erreichen, bevor sie sich wohlfühlen und mit sich zufrieden sein können… Schließlich sieht es bei Anderen so einfach aus.
Ihre Gedanken und die stetigen Anstrengungen, die sie aufbringen, um ihr Leben ihren (überzogenen) Erwartungen anzupassen oder es zumindest in diese Richtung zu entwickeln, erzeugen eine große innere Anspannung, Unsicherheit und Unruhe.
Das wirkliche Problem ist jedoch nicht das Leben dieser Menschen, sondern die unrealistischen (nicht erfüllbaren) Erwartungen, denen Sie zu entsprechen versuchen.
Grund 2: Unsere Erwartungen an Andere
Diese überzogenen Erwartungen stellen wir Menschen jedoch nicht nur an uns selbst, sondern auch an andere Menschen, besonders an die in unserer näheren Umgebung. Schließlich wird uns ja weisgemacht, dass alles für jeden spielend einfach möglich sei. Wir erwarten also, dass auch diese Menschen sich so verhalten, wie es unserem perfekten Bild von einer perfekten Welt und einem perfekten Leben entspricht. Alles andere können wir