Ei Ole Kiire. Frederike Gillmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frederike Gillmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750230378
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schließlich waren wir öfters im Sommer in Dänemark, als ich noch ein Kind gewesen war.

      Ich sagte immer noch nichts.

      „Stimmt’s Herbert? Dir hat es doch auch gefallen, oder?“

      Mein Vater grummelte etwas Unverständliches.

      „Ach, jetzt sei doch nicht so“, nörgelte meine Mutter in Richtung ihres Mannes.

      „Ich glaube, Papa ist einfach ein bisschen müde“, sagte ich, um ihn zu entschuldigen.

      „Auf jeden Fall…Wenn du Zeit hast, dann solltest du das auch mal machen. So eine Kreuzfahrt ist echt toll.“ Konnte meine Mutter denn nie aufhören zu reden?

      „Hm“, machte ich und ließ ihr dabei ein wenig Interpretationsspielraum.

      „Was ist denn los?“, wollte sie wissen. Offensichtlich hatte sie gemerkt, dass ich ihren Enthusiasmus nicht teilte.

      „Ach nichts…“, antwortete ich und zuckte leicht mit den Schultern.

      „Wie läuft denn dein Projekt? Konntest du ein bisschen was schaffen, auch wenn du dich um unser Haus gekümmert hast?“

      Ich hatte für einen Moment schon wieder vergessen, dass ich meinen Eltern diese kleine Notlüge aufgetischt hatte und musste für eine Millisekunde nachdenken, als mir wieder einfiel, was sie meinte.

      „Jaja, das passt alles schon. Das wird alles noch ziemlich lange dauern. Aber das wird schon“, sagte ich so lapidar wie möglich und hoffte dabei wieder, dass meine Mutter nicht merkte, wie unwohl ich mich dabei fühlte.

      „Wo seid ihr denn überall gewesen?“, fragte ich, um das Thema zu wechseln.

      „Oh, da fragst du mich jetzt was. Da muss ich echt auf der Karte nachgucken, die Namen der Orte kann ich mir alle so nicht merken, aber das war die ganze norwegische Küste hoch und dann wieder zurück. Dein Vater und ich haben schon beschlossen, dass wir das nächste Mal von Kiel aus starten und dann Kopenhagen, Helsinki und Tallinn machen wollen“, antwortete meine Mutter immer noch voller Enthusiasmus. Na, da hatten sich die beiden ja was vorgenommen.

      „Schön“, sagte ich und versuchte zumindest das Gefühl zu vermitteln, dass ich mich für meine Eltern freute.

      „Ist irgendetwas? Du bist so still“, merkte sie nun an.

      „Nein, alles gut“, tat ich ab. „Ist momentan nur alles etwas stressig. Hab nicht so viel geschlafen.“

      „Ja, du siehst wirklich etwas blass aus. Du solltest wirklich mehr schlafen.“

      „Also wenn mich jemand so zureden würde, dann wäre ich auch müde“, kam es nun von meinem Vater und ich warf ihm über den Rückspiegel einen komplizenhaften Blick zu.

      „Ich wollte Maia doch nur erzählen, wie toll es war“, verteidigte sie sich.

      „Du kannst ihr doch zu Hause auch einfach die Bilder zeigen, dann sieht sie es selbst“, schlug mein Vater vor.

      Mein Vater – immer pragmatisch.

      Daraufhin sagte meine Mutter nichts mehr und der Rest der Fahrt verlief eher schweigend und ich warf meiner Mutter hin und wieder einen Seitenblick zu und sah, dass sie sich ausruhte, was wohl nach so einer Reise auch irgendwie verständlich war.

      „Schnorri! Schnorri, mein Schätzchen! Mami und Papi sind wieder zu Hause!“, rief meine Mutter ihre Katze ein wenig später, nachdem ich uns sicher zum Haus gefahren hatte.

      „Schnorri! Mein Schnorrbertchen!“, versuchte sie es noch einmal, nachdem sich Schnorrbert beim ersten Mal offensichtlich nicht die Mühe gemacht hatte, seine Besitzer zu begrüßen. Ich glaube, meine Mutter hatte es nie wirklich aufgegeben, ihn wie einen Hund dressieren zu wollen.

      „Ich glaube, er macht gerade sein Verdauungsschläfchen“, meinte ich zu meiner – mittlerweile etwas enttäuscht dreinblickenden – Mutter.

      „Hast du ihm denn immer gut zu fressen gegeben?“, fragte sie inquisitorisch.

      „Ja Mama, natürlich“, sagte ich und verdrehte dabei demonstrativ die Augen.

      Meine Mutter stellte ihre Tasche ab und begann ihren Inspektionsrundgang durch das Haus. Ich hatte, kurz bevor ich meine Eltern abgeholt hatte, noch einmal schnell durchgesagt und gewischt, damit sie auch ja nichts zu beanstanden hatte. Ich folgte meiner Mutter schweigend.

      „Und sonst? Irgendwelche Probleme?“, wollte sie wissen.

      „Nein“, sagte ich wahrheitsgemäß. Zumindest keine, die etwas mit dem Haus zu tun hatten. „War alles wunderbar.“

      „Gut…“, sagte sie.

      ***

      „Also, ich muss dann mal nach Hause“, verkündete ich, nachdem meiner Mutter offensichtlich keine größeren Schäden gefunden hatte.

      „Schon? Willst du nicht noch einen Kaffee trinken?“, fragte sie und schaute dabei fast schon ein wenig beleidigt drein. „Herbert, du willst doch sicher auch, dass Maia noch kurz bleibt.“

      „Hm“, machte er nur.

      „Nee, Mama, ich muss wirklich los. Die Arbeit ruft…“, versuchte ich mich rauszureden.

      „Ganz sicher?“

      „Sicher“, bestätigte ich.

      „Na dann…“, machte sie und ich wusste nicht so recht, wie ich das zu interpretieren hatte.

      Ich verabschiedete mich in gewohnter Manier von meinen Eltern und trat den Heimweg Richtung Hamburg an.

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