Mit dem „DUFF“, einem englischen Fahrzeug, das eine Menge von Missionaren über die Inseln zerstreut hat, und zu diesem Zweck sogar ausgesandt scheint, landeten auch zehn derselben auf Tongatabu (1797), wo sie schon zwei Weiße, einen Engländer und einen Irländer fanden. Bei der Ankunft des Schiffes müssen sie sich mit diesen Männern freundlich gestellt haben, denn sie dienten ihnen nicht allein zum Dolmetscher, sondern der eine warnte auch das Schiff sogar, vor einem Überfall der Wilden auf der Hut zu sein, und gab ihnen, wie sich später herausstellte, vortreffliche Ratschläge zu ihrer Niederlassung. Später aber entstanden Streitigkeiten, zuerst – wie der ehrwürdige Reisebeschreiber sagt – wegen einem eisernen Topf, den einer der Europäer von ihnen zu borgen verlangte, nachher wegen einem Ferkel, das jener gestohlen haben sollte, und hierauf setzten die Missionare, die sich in der Sprache jetzt etwas vervollkommnet hatten, die Eingeborenen in Kenntnis, dass jene Weißen, denen sie Schutz verliehen, früher in ihrem eigenen Vaterland sehr schlechte Menschen gewesen seien (sie haben später behauptet, sie wären von Sidney dorthin entkommen) und sich nun vor der übrigen Weißen versteckt halten müssten. Die Europäer, die auch möglicherweise Deportierte sein mochten, obgleich das noch nicht so vollkommen die „schlechten Menschen“ in sich schloss – erzählten dagegen den Häuptlingen, die Missionare seien Männer vom König von England ausgesandt, die Pest auf die Insel zu bringen (es ist wahrscheinlicher, dass sie ihn gewarnt haben, sie wollten die Insel später in Besitz nehmen) und es sei deshalb, dass sie sich so oft miteinander einschlössen und ihre Beschwörungen sängen. – Ein Reisender erzählt nun, die Missionare wären alle von den Wilden erschlagen worden, es ist das aber nicht korrekt; drei wurden allerdings, nach zehn Jahren etwa, ermordet, die übrigen zogen aber auf eine andere Insel, und es scheint, dass sie die Insulaner überredeten, die beiden Weißen an das rückkehrende Schiff „DUFF“ abzuliefern. Den einen, Conelly, der vorher ihr Dolmetscher und Ratgeber gewesen, fingen sie auch, der andere flüchtete in das Innere und wurde später erschlagen.
Doch das ist nur ein Beispiel von Tausenden und lässt sich auch ungemein leicht erklären. Die Missionare, sobald sie einmal anfangen die Eingeborenen zu bekehren, verlangen von ihnen, wie sich das von selbst versteht, unbedingte Unterwerfung unter ihre Gesetze, die ihrer Aussage nach alle, ohne Ausnahme, von dem höchsten Wesen selber direkt ausgehen; Moses tat ja dasselbe, schon einige tausend Jahre vor ihnen, und die einzelnen Seeleute, die sich dann auf der Insel finden, müssen ihnen etwas derartiges ungemein erschweren, da sie sich, was die Insulaner gewöhnlich zu allererst in Erstaunen setzte, gar nicht um den von ihnen sogenannten „Gott der Weißen“ bekümmern, keiner Betversammlung mit beiwohnen, oder auch wohl noch gar den Missionaren direkt entgegenwirken. Solche Menschen müssen dann unter jeder Bedingung entfernt oder unschädlich gemacht werden, und es sind da schon oft wunderliche Dinge vorgekommen.
Es lässt sich deshalb denken, dass diese Leute alles aufbieten, was ihnen zu Gebote steht, Matrosen oder anders Gläubige von ihrem Aufenthaltsort entfernt zu halten, und ich kann ihnen das von ihrem Standpunkt aus auch eigentlich gar nicht verdenken; es ist nur ein Akt der Selbsterhaltung – und dient ja allein zum Seelenheil der Insulaner.
Mögen aber nun die protestantischen Missionare, was sie allerdings stets leugnen wollen, die eigentlichen regierenden Herren dieser Inseln sein, oder vielmehr gewesen sein oder nicht, denn die Nähe Kaliforniens und Frankreichs Kriegsschiffe haben darin eine wesentliche Veränderung hervorgebracht, soviel ist gewiss, in der Stadt selber herrscht eine musterhafte Ordnung, und nicht wenig trägt dazu die hohe Einfuhr auf spirituöse Getränke (5 Dollars auf die Gallone) mit bei, wie die Schwierigkeit, die es hat, Erlaubnis zum einzelnen Ausschenken zu bekommen. Natürlich ist dabei auch das Genus „Polizeidiener“ sehr bedeutend vertreten, und ich habe an dem oberen Markt der Stadt einmal 23 – sage dreiundzwanzig – in einer Reihe und an einer Plankenwand lehnen sehen, während noch außerdem eine unbestimmte Anzahl ihrer Kollegen ab- und zu schwärmte. Ihre Tracht ist einfach und gleichförmig: kurze dunkle Jacke, lichte Beinkleider, Schuhe und Mütze, an welcher letzteren das Wort „Police“ mit schwarzen Buchstaben auf gelbem Grunde glänzt.
Weniger organisiert scheint das „stehende Heer“ des jungen Staates, und die Regierung ist auch gerade nicht durch das Betragen der fremden Kriegsschiffe ermutigt worden, viel auf seinen Verteidigungszustand zu wenden. Einer gegen sie anrückenden Flotte zu widerstehen, dazu würden die Mittel des erst „neugeborenen Königreichs“ nicht ausreichen, und die Soldaten nur zum Staat zu haben, dazu sind die jetzt am Staatsruder stehenden Männer zu vernünftig.
Man hat auch eigentlich gar keine Verwendung dort für die Soldaten, denn die Polizeidiener sind vollkommen ausreichend, und wo diese nichts mehr ausrichten können, würde auch wahrscheinlich die ganze „Linie“ ohne Erfolg verwendet werden. Vor dem Fort steht übrigens gewöhnlich ein Exemplar davon als Probe, in der Gestalt der Schildwache, und die warme Witterung mag den „grauen Krieger“ entschuldigen, wenn er beim Auf- und Abmarschiren vor dem Tor die schwere Flinte nicht immer im Arm hat, sondern das „Todesrohr“ friedlich in der Ecke des breiten Torweges ruhen lässt, ja es, der Ehrlichkeit seiner Mitbürger vertrauend, nicht einmal an sich nimmt, wenn er Fremde in den innere Teil des Hofraumes begleitet.
Die Uniform ist durchschnittlich blau mit roten oder anderen Aufschlägen, Hosen unbestimmt, Mütze etwas hoch oben auf dem buschigen Haar. Exerziert wird mit einer, manchmal auch mit zwei Musketen, eine auf der rechten Schulter, die andere in der linken Hand; Seitengewehr fehlt. Besondere Kennzeichen gar keine.
Eines aber hat mich gefreut, und liebe alte Erinnerungen – Erinnerungen, aus meiner Schul- und Jugendzeit in mir erweckt – einen wilden Leipziger Stadtsoldaten; blau mit gelben Aufschlägen, und noch jung, in seinem besten Alter, nur etwas gelbbraun, habe ich hier gefunden. Wie er hier hergekommen ist, weiß ich freilich nicht. Man sagt, dass Insulaner von den Inseln manchmal in einem Kanu Hunderte von Meilen weit verschlagen und an fremde Küsten getrieben wurden – die Leipziger Stadtsoldaten wohnten dicht an der Pleiße – sollte er vielleicht in einem Schilderhaus? . . . doch das sind nur Vermutungen, und die gehören eigentlich nicht hierher.
Als ich mir übrigens in Honolulu einige scherzhafte Bemerkungen über das stehende Heer der Sandwichsinseln erlaubte, wäre ich beinah schön angekommen. Ein Amerikaner hörte es, und da er nach meiner Aussprache wohl erkannte, was für ein Landsmann ich sei, fragte mich der Mann, wie ich, als Deutscher, mich noch über etwas lustig machen könne, das dem Lande eher zur Ehre, als zur Schande gereiche. – „Was hat Ihnen jetzt in Deutschland Ihr stehendes Heer genützt?“ rief er endlich, in immer größeren Eifer geratend – „was hat es ausgerichtet gerade da, wo es galt, einen wirklichen Feind des Landes zu bekämpfen? – wozu ist es so lange gerade von dem Marke des Landes –“
Ich fiel dem Mann in die Rede und um den Hals, und bat ihn, doch wenigstens Rücksicht auf meinen königlich sächsischen Pass zu nehmen, er machte sich aber los von mir und brummte:
„Ach was schert mich Ihr Pass“, – die Amerikaner sind dafür berühmt, dass sie auf gar nichts Rücksichten nehmen – „mich ärgert es nur, wenn mir das unschuldige Kriegswesen hier verhöhnt wird. – Da“, fuhr er plötzlich fort und zeigte auf einen gerade vorbeigehenden Krieger – „sehen Sie den Mann an, glauben Sie, der – trotzdem dass er das Loch in der Hose hat, was er sich allerdings hätte flicken können – würde sich je für was anderes halten, weil ihm der Gouverneur eine Uniform mit einem gelben Kragen gegeben hat? – nie – und das ist nur ein Kanaka – und da wollen sie ein stehendes Heer verteidigen?“
Er nahm plötzlich seinen Hut, drückte