Kalifornien setzte dem allen die Krone auf, wie schon früher gesagt gewannen alle Produkte, vorzüglich aber die genießbaren, eine enorme Höhe, und Amerikaner selber kamen herüber, die mit mehr Fleiß und Ausdauer als die Eingeborenen den Ackerbau sowohl wie alle anderen Geschäfte tüchtig anzugreifen wussten, und dem Lande selber einen höheren Wert verliehen.
Alle diese Preise sind jetzt zwar wieder gefallen, nur das Land scheint noch denselben Wert gehalten zu haben und wird ihn auch halten. Die Sandwichsinseln müssen nicht allein in jedem Jahre, nein in jedem Monat mehr an Bedeutung gewinnen, denn keine andere Inselgruppe liegt dort oben im weiten Meere, die den Hawaiischen Inseln den Rang eines Stationsplatzes nach dem ganzen ungeheuren indischen Reich mit Festland und Archipel, nach China und Australien, selbst nach Japan vielleicht später, streitig machen könnte.
Neben dem bilden, gerade in jetziger Zeit, die Walfischfänger ebenfalls einen sehr bedeutenden Erwerbszweig für die Gruppe, da erst in den letzten Jahren die so einträgliche Jagd auf die PolarWalfische die sogenannten Bowheads entdeckt und benutzt wurde, und all jene Walfischfänger gezwungen sind gerade diese Gruppe anzulaufen, da sie es nicht in San Francisco, des Weglaufens der Matrosen wegen, riskieren dürfen.
So viel also für die günstige Lage der Inseln.
Die Hauptprodukte des Landes sind: die Tarowurzel, die Kartoffel, die süße Kartoffel, Yams, Zuckerrohr, Kaffee, Tabak, Kokosnüsse, Bananen, Orangen – und an Vieh Rinder, viel Schweine, wilde Ziegen, Truthühner und Hühner. Die Tarowurzel besonders ist so nahrhaft und ausgebend, dass ein einziger Acker damit bepflanzt, eine ganze Familie Jahr aus Jahr ein erhält, und die Eingeborenen selber auch wirklich wenig anderes mehr bedürfen. Die Wurzel verlangt, nach der ersten Anpflanzung, ein volles Jahr, bis sie zur vollständigen Reife und Benutzung gelangt, gibt dann aber auch nicht minder aus, und liefert ihre Ernte ununterbrochen.
Unsere gewöhnliche deutsche Kartoffel gedeiht, wie schon gesagt, vortrefflich auf diesen Inseln, und die Farmer haben dabei die möglichst geringste Arbeit damit, ja nach dem ersten Stecken wirklich kaum etwas weiter zu tun, als in der bestimmten Zeit zu ernten. Bei der Ernte bleiben stets genug Kartoffeln zu Samen zurück, das Feld wieder von Neuem zu bepflanzen, während ein solches Verfahren nicht den mindesten Nachteil auf die Produktion selbst haben soll.
Die süße Kartoffel, von den Deutschen gewöhnlich nicht sehr geliebt, da sie schon bei dem Namen (unter dem wir bei uns ja gefrorene Kartoffeln verstehen) einen Widerwillen überwinden müssen, wird von den Amerikanern der anderen fast vorgezogen und ist auch, meiner Meinung wenigstens nach, eine vortreffliche Frucht, die allerdings einer Kartoffel gleicht, aber mehr einen süßen, konfektartigen und sehr angenehmen Geschmack hat. Sie lieferte ebenfalls sehr reichliche Ernten, und wurde damals besonders viel nach Kalifornien verschifft, eignete sich aber sonst nicht so gut zu Schiffsproviant als die gewöhnliche, da sie sich kaum länger als sechs Wochen an Bord gut erhält.
Zuckerrohr ist nach der Kartoffel wohl das wichtigste Produkt, und lässt sogar von den Feldern einen noch bedeutenderen Gewinn erzielen als die ersten (wenn die Preise des Zuckers nämlich nicht gar so gedrückt sind, als das in den letzten Jahren der Fall gewesen) nur dass die Zeit zwischen der ersten Anlage einer Zuckerpflanzung und ihrer Ernte länger ist.
Das Zuckerrohr bedarf nach dem ersten Stecken, achtzehn Monate, da es erst in oder nach der „Taffelzeit“ (Taffeln werden jene schilfartigen Büschel genannt, die, wie bei unserem Flussschilf, oder auch ähnlich bei dem türkischen Weizen, oben die Krone des Rohres bilden) seine vollständige Reife und größte Saftigkeit erlangt hat. Die jungen Schösslinge brechen dann wieder aufs Neue vor, und liefern nun, da sie jetzt schon ordentliche Wurzeln getrieben haben, und dazu keiner weiteren Zeit mehr bedürfen, bis zum nächsten November, also nach etwa 11 Monaten, ihre zweite Ernte, und selbst später geschnitten, wird das immer die Zeit der vollständigen Reife sein.
Der Ertrag den ein mit Zuckerrohr bepflanzter Acker gibt, ist etwa 2.000 Pfund Zucker, 150 Gallonen Molasses oder Sirup zu jeder Ernte. Auf den Inseln sind dabei schon Zuckerhäuser errichtet, welche für die Hälfte Ertrag, den Zucker wie Molasses fertig liefern. Der reine Ertrag eines Ackers wäre demnach 1.000 Pfund Zucker und 75 Gallonen Molasses.
Die Arbeit, die das Zuckerrohr verlangt, ist nicht bedeutend, da die Reihen nur zwei- oder dreimal aufgeworfen werden müssen, das Rohr selber aber nur alle drei Jahre gesteckt zu werden braucht, indem erst nach Ablauf dieser Zeit die Keimkraft der Wurzeln nachlässt. Nichtsdestoweniger werden die Sandwichsinseln aus zwei Gründen nicht mit anderen zuckerbauenden Ländern auf die Länge der Zeit konkurrieren können, wenn sich ihre inneren Verhältnisse nicht um ein bedeutendes ändern, da sie erstens Arbeit nicht so billig und leicht zu erlangen haben wie alle die Länder wo entweder Sklaven gehalten werden, oder die Eingeborenen mit Erfolg zu all diesen Arbeiten zu verwenden sind, und weil ihnen zweitens die Benutzung des Abfalls zu Rum und Alkohol entgeht, indem die Missionare scharfe Verbote gegen die Bereitung solcher entsetzlichen Sachen erwirkt haben. Ja dieser Fanatismus des Temperancewesens ging besonders im Anfang so weit, dass der junge König veranlasst wurde nicht allein das Zuckerrohr, nein auch eine Anzahl von Kaffeebäumen niederschlagen zu lassen, weil ebenfalls ein „aufregendes Getränke“ daraus bereitet wurde, und die frommen Lehrer freuten sich des gelehrigen Zöglings. Kaffee und Zucker wird allerdings jetzt wieder erbaut, aber Spirituosen dürfen unter keiner Bedingung und mit den strengsten Strafen belegt gezogen werden.
Wenn aber auch dies noch zu rechtfertigen wäre, denn der Alkohol hat allerdings verderblich auf nur zu viele Insulanerstämme gewirkt und es ist ein Segen für sie, wenn er ihnen entzogen wird, so dehnt wieder der Fanatismus solch wohltätiges Gesetz in lächerlicher Übertriebenheit auch zum Schaden des Landes aus, indem es, mit dem Alkohol zugleich, den Weinbau verbietet, wenigstens das Keltern der Trauben ebenso streng als das Brennen von Alkohol untersagt, und gerade der Wein würde und wird auch für spätere Zeiten einen sehr bedeutenden Ausfuhrartikel für diese Inseln geben. Es gibt kaum ein Land in der Welt das eine bessere Lage für den Weinbau hätte, als gerade diese Inseln, und ich bin fest überzeugt sie werden einmal ein feurigeres herrlicheres Produkt als selbst Madeira liefern.
Gegen das Gesetz welches das Keltern der Traube auf das strengste verbot, war schon damals eine Agitation im Werke, die Missionare aber, sich nicht einmal an das Beispiel Gott Vaters kehrend, der ja dem Noah mit eigner Hand die Rebe gab und ihn den Bau des Weines lehrte, hielten starr und steif an dem alten Gebrauch und werden auch wohl nicht eher nachgeben, bis ihre Macht, was hoffentlich bald geschehen wird, erst einmal ganz gebrochen ist.
An Früchten sind die Inseln nicht so reich, als die südlich vom Äquator gelegenen Gruppen, ja Apfelsinen werden sogar von Tahiti hierhergeschafft und mit ungemeinem Nutzen verkauft, obgleich sie die Bewohner, mit nur einigem Fleiß, hier mit großer Leichtigkeit in Masse ziehen könnten. Bananen und Melonen gedeihen vorzüglich.
Kaffee und Tabak gehören auch mit zu den einträglichen Produkten, verlangen aber auch ebenfalls eigentlich wieder zu viel Hände zu ihrer Bearbeitung, um mit bedeutendem Erfolg, d. h. in großen Massen, gezogen zu werden.
Das Land selber ist übrigens keineswegs so billig, als man vielleicht der Lage nach glauben sollte; Grundeigentum befindet sich meistens, ja fast ausschließlich, in den Händen des Königs und der Häuptlinge, und selbst auf den abgelegenen Inseln war Land, selbst damals schon, kaum unter 10 Dollar der Acker zu kaufen, während es in der Nähe der Hafenplätze und besonders Honolulus noch verhältnismäßig stieg. Sich selbstständig dort niederzulassen und etwas zu beginnen, würde man deshalb auch wohl ein Kapital von wenigstens 1.000 Dollars nötig haben, einer sorgenfreien Existenz entgegenzusehen. Aber selbst ein Mann der ohne einen einzigen Dollar hierherkäme, brauchte nicht zu fürchten dass Geldmangel ihn verhindern würde sein Leben zu fristen. Es fehlt dort, wie schon gesagt, an Arbeitern, und fleißige ordentliche Leute werden den Pflanzern der Inseln nicht allein von Herzen willkommen sein und gut aufgenommen werden, sondern können sich auch ziemlich fest darauf verlassen sich mit nur mäßiger Arbeit, in wenigen Jahren selber eine Existenz gründen zu können.