Gohrlack. Aaron Schlüter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Aaron Schlüter
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754905203
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erreichte.

      Nula ist eine der Hohen. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle diejenigen, die zu hoch in der physischen Welt aufsteigen wollen, davon abzuhalten ihre maximale Höhe zu erreichen.

      Als sie sich aus dem Nichts materialisierte und Thimthim erspähte, verstand sie sofort, was die hier vorliegende Situation war und, um es freundlich auszudrücken: Sie gab keinen einzigen Fick.

      Thimthim war nun bereits in Nulas Schlaghöhe, ein Glück für ihn, denn glaubt mir, niemand will in Kontakt mit Nulas Springerstiefeln kommen, außer jedoch die Person ist ein gigantischer Masochist und/oder selbstmordgefährdet.

      Thimthim wurde von einer Overhand getroffen und gefühlt in die vierte Dimension versetzt.

      In Realität war es jedoch lediglich eine Stadt in geraumer Ferne, welche er schon bald besser kennenlernen sollte.

      All dies geschah binnen einer Minute und das machte Gohrlack ziemlich zu schaffen. Er saß nun auf seiner Türschwelle und starrte mit einem blanken Gesichtsausdruck seinem Sohn hinterher. Jedoch blieb dazu nicht viel Zeit, da Nula auch einen Grund hatte, auf ihn erbost zu sein, was sie mit den Worten „Du Ouzesohn!“ untermauerte.

      „Ziemlich vulgärer Sprachgebrauch, für eine der Hohen“ dachte Gohrlack sich. Jedoch waren nicht nur ihre Worte hart, sondern ihre Taten ebenso.

      Sie versuchte Gohrlack einen Tritt zu versetzen, traf durch dessen Position in der Türschwelle jedoch lediglich sein Haus.

      Es ist im Allgemeinen unbekannt, aber Gohrlack hatte eins der, seit langem illegalen, empfindungsfähigen Häuser seinem Nachbarn Krüppmann abgekauft. Ach ja, Krüppmann ist schon ein interessanter Kerl, er bewirkt so viel, und doch so wenig in dieser verrückten, großen, abenteuerreichen Welt.

      Es ist fast so, als ob jemand mal ein Buch über ihn schreiben wolle.

      WUMMS!

      Das ist eine akkurate Schreibweise für das Geräusch, das Nulas Springerstiefel und Gohrlacks Haus machten, als sie auf einander trafen; es war kein romantisches Treffen, muss ich gestehen. Trotzdem tat es Gohrlacks Haus weh, was darin resultierte, dass es Gohrlacks inzwischen schmorendes Abendbrot auf Nula spuckte, die sich daraufhin wieder de-materialisierte. Außerdem verbannte sein Haus Gohrlack. Da halfen auch 2-stündige Debatten nicht weiter.

      Gohrlack fiel allerdings ein, dass sein Haus versichert war, und so einigten die beiden sich darauf, dass das Haus einfach still sein würde, während Gohrlack das Haus auf Schäden inspizieren ließ, und sich von dem Versicherungsgeld ein paar Handwerker leisten würde, um die von Nula angerichteten Schäden wieder zu beseitigen und das Haus, da es ein harter Verhandlungspartner war und darauf bestand, neu zu lackieren.

      „Gut, nun da das besprochen ist, gehe los, Thimthim bergen“,

      so sprach das Haus, trotz fehlender Stimmbänder, zu Gohrlack, der als einzige Reaktion einen verdutzten Gesichtsausdruck lieferte.

      Es herrschte kurzzeitig Stille -“OUZE?!“ Gohrlack war empört. „Wegen dem Lauch stecken wir doch überhaupt in der ganzen Scheiße!“

      „Das ist mir ganz egal. Du hast keine Freunde, und trotzdem moralische Fähigkeiten, die komplett für die Tonne sind, also muss ich eben bessere moralische Fähigkeiten als du besitzen, damit ein Ausgleich herrscht“, entgegnete sein Haus.

      „Du bist mein Haus!“, brüllte Gohrlack.

      „Was willst du tuuun?“, sagte das Haus spöttisch.

      Bevor Gohrlack damit entgegnen konnte, wie er sein Haus doch abfackeln würde, fiel ihm ein, dass er sein gesamtes Hab und Gut darin aufbewahrte.

      „Na gut, dieses Mal hast du mich, aber in der Fortsetzung-“

      „Es wird keine Fortsetzung geben, und nun los!“, brüllte sein Haus, ohne Gohrlack seinen Satz vollenden zu lassen. Es spuckte noch sein Mobiltelephon aus, seine Brieftasche und - aus irgendeinem Grund - auch ein Buch darüber, wie und wo man den Chinasquat exekutieren konnte.

      Also machte Gohrlack sich auf die Reise, die ihm seinen Sohn, sein Versicherungsgeld und den Frieden mit seinem Heim garantieren sollte.

      Tragischerweise waren, trotz ihrer Erfindung, viele der von uns als normal angesehenen und konventionellen Vehikel in dieser Welt strikt verboten. Es war nämlich so, dass Zauberer aufgrund ihrer Überlegenheit gegenüber Normalsterblichen diskriminiert und deshalb in großen Massen von der Zivilbevölkerung ermordet wurden. Es wäre also zu leicht für Zauberer, Vehikel wie Autos oder Flugzeuge für terroristische Aktivitäten zu verwenden. Auf andere technische Geräte trifft dies nicht zu, denn es wäre sehr riskant für einen Zauberer und würde die Chance entlarvt zu werden erhöhen, nur um Nacktbilder an die Verwandtschaft von jemandem über deren Mobiltelephon oder Computer zu senden.

      Demnach war nun also offensichtlich, dass Gohrlack keine richtige Wahl hatte, er musste zu Fuß gehen. Als er die ersten Schritte ging, ließ er den gesamten Tag erneut in seinen Gedanken ablaufen und war erbost. Auch gegenüber seiner Gesamtsituation, in der er jetzt steckte, machte er sich Sorgen, denn er wusste nicht, was aus seiner Arbeit werden würde. Aber nachdem er an diesem Tage so von seiner Puffmutter disrespektiert wurde, obwohl er schon Ewigkeiten in ihrem Etablissement arbeitete, konnte er sich einfach nicht dazu aufraffen, ihr in einem Anruf den Grund dafür zu erzählen, dass er, mindestens am nächsten Tag, nicht zur Arbeit erscheinen würde.

      „Soll die Olle sich doch selber drum kümmern wie ihr Puff aussieht“, sagte Gohrlack zu sich selbst, während er darüber nachdachte.

      Auch sein Sohn kam in seinen Gedanken vor, die Heftigkeit der Situation hatte Gohrlack noch nicht so recht erfasst aber er hatte irgendwie das Gefühl, dem Jungen würde es gut gehen, schließlich hatte er immer schon viel Glück gehabt, alleine schon damals, als er ihn fand und adoptierte, als Baby, orange angemalt und in einem Supermarkt als phallusförmiger Kürbis ausgesetzt.

      2 - USK-18

      Gohrlack lief einfach in die Richtung, in welche sein Sohn geflogen war. Nach einer gefühlten Ewigkeit von rund 30 Minuten taten Gohrlack die Beine weh und es wurde auch bereits dunkel. Wie jeder verantwortungsbewusste Vater auf der Suche nach seinem Sohn, traf Gohrlack eine weise Entscheidung: er ging in die nächste Taverne, die er lokalisieren konnte.

      „Die Kommunistische Krabbe“ lautete ihr Name; klein, heruntergekommen, alt und vermutlich voller Abschaum, der sich nur danach sehnte einem dummen, verwirrten und vor allen Dingen planlosen Mann dabei Hilfe zu leisten, seinen Sohn wiederzufinden. Der Laden sah von innen nicht viel besser aus als von außen.

      Gohrlack genehmigte sich einen gratis Weizenjuice und setze sich an einen Holztisch, der beim Kontakt mit Gohrlacks Weizenjuice, welchen er darauf platzierte, zusammenbrach.

      Vorhersehbar.

      Zuerst versuchte Gohrlack hier jemanden ausfindig zu machen, der nicht unbedingt so wirkte, als sei er potentiell schädlich für Gohrlacks Gesundheit. Deshalb entschied er sich nach einem kleinen bisschen Umgucken für einen Raucher der Extraklasse. Damit ist gemeint, dass der werte Herr dabei war, gut um die 19 (wichtige Zahl) Zigaretten in seinem Mund zu haben und es irgendwie auch schaffte, von allen zeitgleich zu ziehen. Seine Lungen sahen mit Sicherheit aus wie ein angebrannter Boxsack, den man vergebens zu bleichen versucht hatte.

      Gohrlack wollte mit diesem Typen eine Konversation führen, denn selbst falls er Gohrlack nicht helfen konnte, so konnte er dennoch mit seinen beeindruckenden Fähigkeiten die Gesamtsituation angenehmer gestalten.

      Gohrlack wollte also ein freundliches Geplauder starten, indem er den Mann fragte, ob er öfters dieses Lokal besuchte und ihm dementsprechend etwas darüber erzählen könnte.

      Eben jener Kippenkonsument schluckte alle 19 Zigaretten auf Gohrlacks Frage hin runter und antwortete, dass er auch nicht viel über den Ort wusste, sich hier jedoch gerne mal Zigaretten erschnorre und lud ihn zu einer Partie Kicker ein, die Gohrlack übrigens haushoch verlor.

      Die Figuren verwirrten