My Best Friends Guy. Sabrina Meyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sabrina Meyer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753198064
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noch mehr Fragen, aber ich habe keine Ahnung, wann uns jemand hören und in die Freiheit entlassen würde.

      „Ich arbeite für zwei Wochen im Laden meines Onkels in der Stadt. Und Sarah bestand darauf, dass ich heute mitkomme.“

      „Heißt das, also ich meine, seid ihr…?“ Als Kane sich abrupt von der Tür abstößt und direkt vor mir steht, bemerke ich erst, dass ich ihm nähergekommen bin. Auch wenn die Kammer nicht sehr groß ist, anscheinend habe ich ein zwei Schritte ganz unbemerkt in seine Richtung getan. Mein Herz setzt einige Schläge aus und spätestens jetzt stelle ich meine sexuelle Orientierung in Frage. Er riecht nach Seife und Waschmittel.

      „Du riechst nach Sarah“, flüstere ich in die Stille. Kane richtet sich noch gerader auf und ich hätte mir in den Hintern treten können für diese unbedachte Äußerung.

      „Ich meine, das Waschmittel. Das gleiche benutzt Sarah.“

      „Sie hat meine Sachen gewaschen.“ In der Stille des Raums sind unsere Atemgeräusche unnatürlich laut. Kane hat meine Frage hinter der Frage noch nicht beantwortet. Doch ehe ich zu einem erneuten Versuch komme, ihn auszuhorchen, rüttelt jemand von außen an dem Knauf und die Tür springt auf. Das Licht blendet mich, aber ich kann auf Kanes Gesicht für eine Sekunde einen unzufriedenen Ausdruck ausmachen. Dann ist es wie zuvor im Garten, obwohl seine Augen mich sehr intensiv mustern. Warum zum Teufel bin ich erregt? Nur von seinem Blick? Und naja, von seiner Nähe?

      „Hier seid ihr.“ Sarahs Stimme durchbricht den Augenblick und Kane tritt als erster aus der Kammer. Ich lächele Sarah an und spiele vor, dass es mir nicht das Geringste ausmacht, dass sie uns befreit hat. Während ich also nach dem Eimer und dem Wischmopp greife, sage ich laut und unbeschwert: „Danke für die Rettung. Wir wollten eigentlich nur Reinigungssachen holen, als die Tür zufiel. Ich muss dringend dafür sorgen, dass sie repariert wird.“ Als ich an Sarah vorbei in Richtung Küche gehe, sieht sie mir argwöhnisch hinterher. Ich spüre ihren Blick noch in meinem Rücken, was schneller hilft, meine Erregung zu senken, als eine kalte Dusche. Aus der Küche und während des Wischens höre ich ihre Stimmen, kann aber kein Wort verstehen. Schließlich kommen sie Hand in Hand angelaufen und ich hätte mir am liebsten den Finger in den Mund gesteckt und Würgelaute von mir gegeben. Ich weiß, ich weiß, sehr erwachsen.

      „Also, wie geht es deiner Mum wirklich? Wie sieht der Plan aus?“

      Sarah war eine Zeitlang mein Fels in der Brandung gewesen. Sie hat mich umarmt, als wir vom Arzt das Ergebnis bekamen und war da als meine Mutter das erste Mal vergessen hatte, wer ich bin. Das war einer der vielen Gründe, warum ich den Kontakt nicht ganz abgebrochen habe. Ich liebe sie, aber nicht auf die Art, die sie sich wünscht.

      „Nach dem heutigen Zusammentreffen wollen wir morgen einen Ausflug zum See machen. Vorausgesetzt, der heutige Tag erschöpft sie nicht zu sehr. Übermorgen hat sie etwas geplant, in das sie mich nicht einweihen möchte. Es wird wohl die letzte Geburtstagswoche sein, die sie mitbekommt, also spiele ich mit. An ihrem Geburtstag werden wir in ihrem Lieblingsrestaurant feiern und Mr. Parker hat danach eine Band angeheuert, die im Club nebenan spielt. Und davor werden wir in den Kletterwald gehen.“

      „In den Kletterwald?“, fragt Kane mich ungläubig.

      Leicht lachend hebe ich die Schultern, ehe ich den Wischmopp im Eimer ausdrücke.

      „Was soll ich sagen, sie hat es sich gewünscht.“ Kane scheint nicht anders zu können, als mein Grinsen zu erwidern und mein Körper scheint wieder einmal sehr glücklich darüber zu sein, ihn nach so langer Zeit wieder zu sehen.

      „Was genau hat es denn mit dieser Geburtstagswoche auf sich?“

      Ha, als ob er das nicht wüsste. Aber anscheinend will er sich ahnungslos stellen und Sarah scheint ihm nichts erzählt zu haben.

      „Das machen wir jedes Jahr so. Seit mein Vater an Krebs gestorben ist, feiert meine Mutter eine Woche lang ihren Geburtstag. Wir unternehmen all das, was ihr Spaß macht und was sie durch die Arbeit oder wegen meiner Fußballspiele, des Gitarrenunterrichts oder anderen Sachen nicht geschafft hat.“ Ein unangenehmer Schmerz zieht durch meine Brust und ich kann gar nicht anders, als mit der Hand drüber zu streichen. Kane und Sarah schenken mir beide einen verständnisvollen Blick. Kane weiß, dass mein Vater zwei Tage vor dem Geburtstag meiner Mutter gestorben war. Kurze Zeit später sind wir umgezogen und als eine Art Ehrung meines Vaters und um die Traurigkeit zu verscheuchen veranstalten wir jedes Jahr diese besondere Woche für meine Mutter. An meinem Geburtstag weigere ich mich allerdings, so etwas zu machen. Eine verrückte Woche im Jahr reicht.

      „Weißt du noch letztes Jahr, das Bungee Jumpen von der Brücke? Du hast mir davon erzählt und ich hatte solche Angst, dass sie sich dieses Jahr wieder so etwas überlegt“, sagt Sarah leise lachend.

      Ich schüttele mich übertrieben, um zu überspielen, wie meine Beine anfangen zu zittern.

      „Das werden wir nie wieder machen. Nie nie wieder.“ Ich klinge so vehement, dass Kane eine Augenbraue nach oben zieht. Ich hatte ihm davon erzählt, weil er nicht hatte kommen können. Der Arme lag mit einer Grippe im Bett und ich hatte ihm noch wochenlang in den Ohren gelegen, dass ich noch nie in meinem Leben solche Angst gehabt hatte. Natürlich erzählte ich die Story auch Sarah, als wir unser zweites Date hatten. Im Nachhinein fällt mir auf, dass ich Kane nicht viel über Sarah erzählt habe. Im Grunde genommen habe ich ihm nicht einmal ihren Namen verraten und er hatte nicht danach gefragt. Genauso wenig wie er mir von Pete erzählt hatte vor meinem Besuch.

      „Okay, Baby, lass uns wieder nach draußen gehen. Sean, sollen wir etwas mitnehmen?“ Dieses „Baby“ hinterlässt einen pelzigen Geschmack auf meiner Zunge, aber ich gebe mich unbeeindruckt.

      „Ihr könnt mehr Eiswürfel mitnehmen, die sind glaube ich fast alle.“

      Nachdem ich in der Küche allein bin, schlage ich meinen Kopf nur einmal gegen den Küchenschrank. Das nenne ich Selbstbeherrschung.

      Das Piepen meines Weckers reißt mich aus einem mehr als merkwürdigen Traum. Ich schlurfe ins Badezimmer und stütze mich auf dem Waschbecken ab. Aus irgendeinem Grund gibt es da aber dieses seltsame Etwas in meinem Gesicht.

      „Warum lächelst du?“, frage ich mein Spiegelbild. Die Antwort braucht nur drei Sekunden, um durch mein müdes Hirn zu rauschen. Und diese lautet: weil ich Kane heute wiedersehen werde. Also mache ich mich mit neuem Elan fertig und hüpfe die Treppen nach unten. Es ist noch nicht einmal acht Uhr, aber aus der Küche höre ich das Geräusch der Kaffeemaschine und im Wohnzimmer den Fernseher, auf dem die Nachrichten laufen. Das ist eine Angewohnheit meines Vaters gewesen, die meine Mutter übernommen hat, während er in der Küche das Frühstück zubereitete. Nur stand er damals währenddessen nicht mitten im Wohnzimmer und starrte auf den Boden.

      „Mum?“, frage ich vorsichtig. Sie hebt den Kopf und streicht sich die Locken hinters Ohr, die ihr in die Augen gefallen sind.

      „Ich weiß nicht mehr, was ich holen wollte.“ Ich gehe zu ihr und gebe ihr einen sanften Kuss auf die Wange.

      „Das ist nicht schlimm. Wenn es wichtig war, dann fällt es dir wieder ein.“ Sie nickt, aber ich bin mir sicher, dass sie immer noch versucht, sich zu erinnern. Es wurmt sie, dass sie so schnell Sachen vergisst. Ich spüre eine Last auf meinen Schultern, die mich nach unten drückt. Doch spätestens, als ich die Sachen für unseren Ausflug zusammensuche, wird mir leichter ums Herz. Ich muss mich dringend mit Kane aussprechen und aufpassen, Sarah nicht bloßzustellen. Als wir im Park ankommen, haben sich bereits alle eingefunden. Meine Mutter trägt eines ihrer Lieblingssommerkleider und strahlt über das ganze Gesicht.

      „Bist du bereit?“, frage ich sie.

      „So bereit wie immer.“

      Als wir die Autotüren öffnen, schlägt uns die Hitze des Sommers und der Geruch nach See entgegen. Für unsere Partygäste ist der heutige Tag eine Überraschung. Ich muss unwillkürlich lächeln, als ich sehe, wie aufgeregt Sarah die beiden Männer am Seeufer bei ihrer Arbeit beobachtet. Nur Kane richtet sofort seine Aufmerksamkeit auf mich. Seine Augen schauen so intensiv, dass ich mich räuspern muss, ehe ich das Wort an unsere Freunde