Das verlorene Seelenheil. R. S. Volant. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: R. S. Volant
Издательство: Bookwire
Серия: Das Licht von Asconien
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754171219
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hatte den König um den Finger gewickelt, da war er sich inzwischen mehr als sicher und er würde hier ganz gewiss nicht einen einzigen Nachttopf leeren…

      ***

      „Isch hätte eine Bitte“, sagte Amanoue zu Marius, der ihn gerade noch einmal untersucht hatte. Mit den Fingerspitzen strich der gerade noch einmal über die kaum noch sichtbare Narbe und sah ihn an.

      „Wenn ich dich nicht selbst aufgeschnitten hätte, würde ich es nicht glauben“, meinte er, ohne auf Amanoues Anfrage einzugehen. „Vor drei Monaten war da noch eine riesige Wunde und jetzt ist kaum noch was davon zu sehen, bis auf diesen dünnen Strich!“

      „So ist es doch immer, bei mir“, nuschelte Amanoue etwas unwohl und zog sich das Hemd wieder über. „Außerdem habe ich regelmäßig Gregorius` Wundersalbe aufgetragen, die hat schon immer gut gegen Narbenbildung geholfen“, sagte er achselzuckend.

      Marius legte den Kopf schief. „Aber gewiss nicht, so! Dein Bauch müsste eigentlich für den Rest deines Lebens in zwei Hälften gezeichnet sein!“

      „Ist doch egal, jedsd“, winkte Amanoue ab. „Außerdem ist es ja auch schon siemlich lange her, eben, drei Monate, wie du sagtest! Das war genug Seit, um heilen su können und eigentlich hat es diese Mal eh viel su lange gedauert“, brummte er und Marius nickte nachdenklich.

      „Ja, das ist mir auch aufgefallen, sonst war bei dir alles immer viel schneller verheilt, seltsam“, grübelte er nach und sah ihn stirnrunzelnd an. „Wie fühlst du dich sonst?“

      „Alles wieder gut, keine Schmersen mehr, keine Schwindel und auch sonst ist alles wieder beim Alten, deshalb wollte isch disch ja auch um etwas bitten“, hakte er leicht genervt nach.

      „Ach ja! Und um was?“, fragte Marius neugierig.

      „Naja, isch werde ja wohl bald von hier fortmüssen, aber isch habe keine Geld und da dachte isch mir, dass isch mir welsches verdienen könnte“, erwiderte Amanoue etwas verhalten.

      „Ach! Und wie?“, wollte Marius skeptisch wissen und Amanoue setzte sich zurecht.

      „Pass auf! Die meisten Soldaten hier können weder lesen noch schreiben und müssen immer su eine Schreiberling in die Stadt gehen, wenn sie jemandem eine Brief schicken möschten! Also dachte isch mir, dass das doch genauso gut isch für sie machen könnte, gegen eine kleine Obolus, selbstverständlisch. Nischd so teuer, wie diese Halsabschneider in die Stadt und sie bräuschten dann auch nischd eine freie Tag dafür opfern! Aber dafür bräuschte isch eine Grundausstattung, verstehst du?“, fragte er verlegen. „Also wollte isch disch bitten, ob du mir eine Feder, Tinte und einige Pergamentstücke besorgen könntest, isch würde es dir selbstverständlisch später surücksahlen.“

      Marius hob erstaunt die Augenbrauen. „Du willst dir hier ein Schreibbüro einrichten? Das ist, echt, eine gute Idee! Ja, sicher, besorge ich dir alles was du brauchst, dafür!“

      „Oh danke!“, rief Amanoue erleichtert und fiel ihm um den Hals. „Gibt es sonst eigendlisch was Neues?“, fragte er dann allerdings wieder recht geknickt und setzte sich zurück. „Wie geht es, IHM?“

      Marius` Lächeln verschwand augenblicklich. „Wie immer! Sitzt da wie ein Ölgötze und vertreibt mit seiner miesen Laune jede Fröhlichkeit“, meinte er mürrisch. „Ihre Majestät packt schon ihre Sachen zusammen“, sagte er verständnislos. „Sie hat unzählige Bittbriefe und Gnadengesuche an ihn geschickt und er hat alle abgelehnt! Weißt du, auch wenn sie ihn betrogen hat, tut sie mir doch leid! Sie ist doch noch so jung und schön und sie war immer so nett zu jedermann und nun muss sie sich in ein Kloster zurückziehen! Der alte Dreckskerl hat sie doch auch jahrelang betrogen und hintergangen, aber das steht in keinster Weise zur Debatte! Ist das nicht ungerecht? Auch dir gegenüber! Ich verstehe es sowieso nicht, dass du ihm immer noch nachtrauerst! Immerhin hast du ihm mehrmals das Leben gerettet und er schert sich einen Dreck darum, was aus dir nun wird“, schimpfte er wütend los.

      Amanoue ließ seufzend den Kopf hängen. „Immerhin `at er mir meine Leben gelassen, also steht meine Leben, für seine und damit sind wir dann wohl quitt“, antwortete er traurig. „Und, isch kann es ihm wirklisch nischd verdenken, dass er so reagiert hat. Er muss misch doch dafür hassen, weil isch ihm das angetan `abe und ihm seine Hers gebrochen habe. Dabei habe isch ihn doch geliebt und isch liebe ihn immer noch, was war isch doch für eine Idiot!“

      „Oh ja!“, meinte Marius zustimmend. „Du bist in der Tat ein Idiot, wenn du immer noch so für ihn empfindest! Ich wollte es dir eigentlich ersparen, aber jetzt sage ich es dir trotzdem! Seine Majestät hat anscheinend bereits einen Ersatz für dich gefunden“, presste er geradezu angewidert hervor. „Ja, da staunst du, hm? Ein neuer Knappe“, sagte er voller Spott. „Seit gut zwei Wochen ist der erst hier und hat seine Majestät“, wieder betonte er es höhnisch, „bereits um den Finger gewickelt und fest im Griff! Du kannst dir gar nicht vorstellen, was dieser Rotzlöffel sich alles rausnimmt! Er sitzt sogar bei den Audienzen neben Henry! Auf dem Boden! Auf einem dicken Sitzkissen, wie ein Schoßhund und beide flüstern ständig miteinander und er macht sich über die Bittsteller lustig! Und was macht seine Majestät? Guckt darüber hinweg und lächelt! Also, du brauchst dir wegen ihm echt keinen Kopf zu machen, dein Henry hat längst wieder einen, der ihn über dich hinwegtröstet!“, warf er ihm hart entgegen.

      Amanoue blinzelte einige Male verstört, doch dann nickte er leicht. „Ist doch schön, wenn er wieder jemanden gefunden hat und ich wünsche es ihm von gansem Hersen. Hoffentlisch kann diese Junge ihn auch wirklisch wieder glücklisch machen“, erwiderte er relativ gelassen, aber der Schmerz in ihm war unübersehbar.

      Marius schnaubte verständnislos. „Du bist einfach zu gut, für diese Welt“, brummte er. „Also ich könnte ihm das nicht so einfach vergeben und erst recht nicht verstehen und das habe ich auch Gregorius gegenüber nicht vor! Wenn er dieses Mal wieder sein Versprechen bricht, dann hau ich eben alleine ab und er kann hier allein versauern oder weiterhin Henry anhimmeln“, knurrte er eifersüchtig.

      „Hm?“, machte Amanoue verwirrt und Marius verdrehte die Augen.

      „Irgendetwas stimmt da nicht, zwischen den beiden! Ich bin doch nicht blöd! Zuerst hat er kein gutes Haar an ihm gelassen, wollte ihn sogar mehrmals verlassen und jetzt nimmt er Henry ständig in Schutz! Seine Majestät hier und da, er bräuchte ihn eben, der arme Henry und hätte doch niemanden, mit dem er reden könnte, warum ich das nicht verstehen würde und so weiter! Blablabla! Ich kann es nicht mehr hören!“, regte er sich wütend auf.

      „Er braucht doch auch wirklisch jemanden, dem er sisch anvertrauen kann und Gregorius ist eine gute Suhörer! Sischer, sind sie nur gute Freunde…“

      „Freunde?! Gregorius hat ihn regelrecht gehasst, nachdem was dieser Mistkerl dir alles angetan hatte und jetzt plötzlich sagt er, man müsse auch ihm Verständnis entgegenbringen! Nee, wirklich nicht!“, schüttelte Marius energisch den Kopf. „Und eines sage ich dir, solltest du wirklich weggehen müssen, dann warte ich keinen Augenblick länger und bin ebenfalls fort! Ob mit oder ohne Gregor!“, sagte er entschieden.

      „Liebst du ihn denn nischd mehr?“

      „Natürlich liebe ich ihn noch! Er ist die Liebe meines Lebens! Aber ich werde mir deshalb das auch nicht länger antun! Wenn er sich für seine Majestät entscheiden sollte, dann werde ich ohne ihn gehen!“, antwortete Marius mit verschränkten Armen.

      „Das tut mir escht leid“, murmelte Amanoue betroffen und Marius schnaubte wie ein Stier.

      „Mir auch!“, zischte er und stand auf. „Ich geh jetzt wieder rüber, wir haben einige stark erkältete Bedienstete drüben, um die ich mich kümmern muss! Also bis morgen, ja? Ich bringe dir dann das Schreibzeugs mit“, meinte er versöhnlicher und Amanoue nickte ihm dankbar zu.

      Und somit eröffnete Amanoue zwei Tage später sein eigenes kleines Schreibbüro, das er sich kurzerhand in einer Ecke des Schlafraumes einrichtete. In der Tat konnten die meisten der gewöhnlichen Gardisten weder lesen noch schreiben und wenn doch, so konnten sie gerademal ihre Namen zu Papier bringen und damit hatte Amanoue erst einmal