Ich stehe auf und gehe schlaf- sowie betrunken ins Wohnzimmer. Der Fernseher grinst mich unverschämt an. Ich hasse es, wenn er mich auf diese Art und Weise provoziert. Er mißbraucht seine Macht, weil er weiß, daß ich von ihm abhängig bin. Was dieses Land braucht ist ein Führer und keine Füßikerin. Noch dazu aus dem Osten, die ist doch bolschewistisch verseucht, dieses CDU-Luder. Jeden Tag eine neue Steuer, da kann ich ja gleich mein Gehalt bei ihr abliefern, dieser machtgeilen Schnepfe. Und kaum schalte ich den Zauberkasten ein, schon grinst sie mir fröhlich ins Gesicht, die Atomeule. Ich könnte kotzen, denn diese Fratze wird mich wohl noch jahrelang verfolgen. Und dann erst ihr Ehemann, dieser Füntemering, der ja genau genommen irgendwie auch mein Chef ist. Was für ein Gruselkabinett! Wenn jedes Land die Politiker bekommt, die es verdient, dann müssen wir wirklich ein schreckliches Land sein. Ich schaue mir ein paar nackte Frauen an, doch das hilft mir auch nichts mehr, denn die Nacht ist schon versaut, nachdem ich Deutschlands eiskalte Kriegerin gesehen habe.
Den Tag der Arbeit habe ich, so wie es sich gehört, verschlafen und jetzt bin ich auf dem Weg zu meinem Psychologen, der mir meine Drogen verschreibt. Eine junge Frau kommt mir auf dem Gehsteig entgegen, lächelt mich an und sagt: „Hi!“ „Woher kennst Du meinen Namen?“ wundere ich mich, doch sie ist bereits weitergegangen. Lauter Verrückte in dieser Welt. Genauso wie mein Psychologe, Dr. Hunds. „Na, Herr Hai, was darf’s denn sein? Etwas für oder etwas gegen die Manie?“ fragt er mich gönnerhaft, doch ich weiß ganz genau, daß er nur so freundlich zu mir ist, weil ich Privatpatient bin. „Ach, wissen Sie, eigentlich möchte ich doch nur ein ganz normales Leben führen“, stelle ich klar. Er schaut mich verwundert an, bevor er erläutert: „Das sollen Sie auch, aber vergessen Sie bitte nicht, daß Manien und Depressionen ebenfalls ihren Reiz haben. Sie bringen Abwechslung und Farbe ins Leben. Außerdem finde ich Sie sehr unterhaltsam, wenn Sie manisch sind.“ „Aber ich bin doch nicht Ihr Hofnarr!“ empöre ich mich und schlage ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. „Was nicht ist kann ja noch werden“, hofft er lächelnd und hält mir die andere Wange hin. Ich widerstehe der Versuchung, ihm ordentlich die Fresse zu polieren, schnappe mir mein Rezept und besuche dann meinen Dealer, den Apotheker. Jener behandelt mich wie immer äußerst höflich und zuvorkommend, denn ich bin einer seiner besten Kunden. „Hi, Manfred, schön Sie zu sehen! Wie geht es denn so?“ will er mit geheucheltem Interesse wissen und beobachtet gierig, wie ich sein leicht verdientes Geld aus meiner Börse hole. „Könnte besser sein“, antworte ich lakonisch. Daraufhin steckt er mir ein paar Spezialpillen zu. „Ich bin doch nicht Ihr Drogentester!“ rufe ich mit gespielter Empörung und lasse die Pillen unauffällig verschwinden. Danach kehre ich in die Bundesagentur zurück und treffe dort auf Hartmut, den einzigen Kerl in der Agentur, mit dem ich mich halbwegs gut verstehe. „Na, wie viele Assis hast Du heute schon abgefertigt?“ erkundige ich mich und er lächelt gequält. „Manni, Du wirst es nicht glauben wollen, aber diese Kretins, die es niemals bis zum Proleten bringen werden, werden immer dümmer, übelriechender und unverschämter. Dieser menschliche Abschaum glaubt, der Staat wäre dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, daß diese menschenähnlichen Wesen überleben. Aber da muß ich dann schon mal fragen: Was hat der Staat davon?“ „Nichts und das wissen wir Beide. Radikale Lösungen sind vonnöten. Roland Wardawas wäre ein zu schillerndes Beispiel für den rechten Weg, aber ich, Manfred Hai, werde dafür sorgen, daß dieses Land von seinen asozialen Elementen befreit wird“, verspreche ich pathetisch und Hartmut lächelt vergnügt. Zwar glaube ich, daß er mich nicht ganz ernst nimmt und für einen Sprücheklopfer hält, doch andererseits imponiere ich ihm, weil ich doch hin und wieder sage was ich denke und das ist in diesem Land der Lügen schon etwas Besonderes.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.