Ja, so ist das Leben, eben.. Erik Kejser. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Erik Kejser
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783754182413
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kofferten jeden Tag unsere zehn Kilometer im Gelände. Aber in den Dreck schmeißen mussten wir uns nicht. Es regnete nicht. Sie hielten uns mit lustigen Übungen bei Laune. Z.b. ABC-Alarm. (Atomar, Biologisch, Chemisch) Wir marschieren in Schützenkette, also im Abstand von ca. drei Metern hintereinander, dann ein Zeichen – Schützenreihe. Die letzten müssen nach vor laufen, in eine Reihe, dann wieder Schützenkette, usw. Atomblitz – volle Deckung – Gasmaske auf, damit man kein Atom verschluckt, Regenschutz über den Stahlhelm, Handschuhe anziehen, Auftrag weiter ausführen. Schützenreihe, Kette, mit Schutzmaske. Viele bekamen keine Luft mehr und rissen sie vom Gesicht. Zur Erholung gab`s Liegestütze. Man gewöhnt sich fast an alles.

      Nächste Woche auf dem Übungsplan fünfunddreißig Kilometer Marsch. Endlich etwas Neues.

      Sieben Uhr Standeskontrolle, volle Gefechtsadjustierung, anschließend sofort Abmarsch. Ich hatte meine Feldflasche nicht voll gefüllt (Gewichtsreduktion), durfte sie im Laufschritt auffüllen, zehn Liegestütze mit Stahlhelm. Gewehr vor die Brust, im Ortsgebiet geschultert. Ich hielt mich nicht daran, am Rücken das Sturmgepäck, das Gewehr vorne, als Gegengewicht. Unsere Jagdkommandosoldaten sagten nichts, dachten sich vermutlich „Schlaues Kerlchen“. Es ging auf die „Hohe Wand“, mit den“ Strapatzschuhen „ ohne Profil. Immer Bergstiefel, heute Leitern, Klettersteig mit den Märchenschuhen. Idioten.

      Ich hielt mich streng an den Schritt des Vordermannes und schaltete das Gehirn ab. Es meldete sich auf halber Strecke zurück, die raue Innennaht scheuerte sogar durch die dicken Bundesheersocken. Mittags zog ich die Schuhe, Socken aus und sofort wieder an. Zwei riesige Blasen an der Ferse. Wer sich nicht zum Arzt meldete, konnte Freitag nach Dienst nach Hause. (FnD). Also Hirn abschalten und ich weiß nicht wie, zurück marschieren. Freitag, nächster Tag, meldeten sich viele zum Sanitätsarzt in der vier Kilometer entfernten Panzerkaserne. Sie hatten schon verloren.

      Ich erschien zur Standeskontrolle mit den schwarzen Semperitturnpatschen, darüber die Gamaschen. Wie der Kasernenkommandant das sehen konnte ist ein Rätsel. „Turnschuhe ausziehen!“ Als er meine Blasen erblickte, ehrfürchtig: “Führt´s eahm noch, in die „Sani“. Einzeltransport im GMC. Auch für den Stabsarzt war ich etwas Besonderes. Blasen aufgeschnitten, jetzt konnte ich nur noch auf Zehen gehen.

      „Kann ich z´haus fahren?“ „Nein, sie rennen ja gleich in die Disco!“ Kurze Disposition meinerseits: „Ich bleib´das ganze Wochenende bei meiner Freundin zuhause.

      Ich hatte keine Freundin. Wo sind die Mädchen – DISCO.

      Am Sonntag trafen sich mein Freund Walter und ich an der Schnellbahnstation Rennweg. Eineinhalb Stunden zurück in die geliebte Kaserne. Zwanzig Minuten Fußmarsch. Um Zwölf in den Federn, bzw. Decken.

      Nächster Tag Standeskontrolle. Wir hatten die Ehre des Flaggenhissens. Auf Kommando vortreten, Walter entrollte die Fahne, ich klinkte sie ein und zog sie hoch. Üblicherweise. Walter entrollte, ich trat einen Schritt vor, trat versehentlich mit den „Berghammerln“ auf das Weiße unserer Nationale. Nichts anmerken lassen. Fahne hochziehen, leider mit ausgeprägtem Stiefelabdruck. Unser „Spieß“ (Kasernenkommandant, Vizeleutnant) hatte denselben Farbton im Gesicht wie die Fahne.

      Selbstverständlich ab zum „Befohlenem“.

      Vizeleutnant, höher darf er nicht ohne Matura, Ende der Fahnenstange, einfaches Gemüt. Kurz ein Trottel. Einem Deppen fällt auch kein Bestrafungsgrund ein, ich beteuerte meine Unschuld.

      Um aus uns Muttersöhnchen doch noch richtige Männer zu machen setzten sie einen fünfundvierzig Kilometermarsch rund um die Hohe Wand an. Dieses Mal mit Bergstiefel. Ich kannte meine Fußschwachstellen ja schon, gewissenhaft verklebte ich sie mit Heftpflaster. Proffesionell.

      Ich klinkte mich sofort in den Schritt meines Vordermannes ein und schaltete das Gehirn wieder einmal aus. An der ersten längeren Steigung begannen die ersten zu fluchen: „ Dauernd im gleichen Schritt, da wird ma jo de depat!“ Mir wurscht. Zwanzig Minuten Mittagspause. Sofort weiter. Meine Kondition war perfekt, ich meinte eine hundertjährige Eiche ausreißen zu können. ( Oder einen Gummibaum). Zehn Kilometer vor Marschende stand plötzlich unser GMC um die“ Verwundeten“ nach eingehender Prüfung einzuladen. Seltsamerweise durften auch die im Waschraum am Morgen angetroffenen mitfahren. Ich machte Grundsätzlich zuerst das Bett um dem Trubel zu entkommen. Von dieser Aktion hatte ich gar nichts mitbekommen. Also weiter Richtung Kaserne. Manche spätere Jagdkommandosoldaten phantasierten leicht, Gerhard T. hatte einen „Wolf“ (Innenschenkel aufgerieben) und ging wie John Wayne im Delirium. Ich schnappte mir sein Gewehr zusätzlich, doch die meisten konnten nicht mehr und blieben zurück. Hundert Meter vor der Kaserne meinte unser „Rambo“: „ Schaut´s eichas au, de Bochanan, Gewehr am Schwerpunkt erfassen! Zurück um die Woamen umadum und retour!“ Das motivierte unsere Homos. Kollektivstrafe pur.

      In der Kaserne: „Bringt´s eichere Sochn in Urdnung, dann könnt´s furtgeh. Haha.

      Walter und ich waren nach zehn Minuten frisch gestylt. Im Bus Richtung Innenstadt erblickten wir ein Plakat- Waterloo und Robinson LIVE. Unter unserer Würde, aber vielleicht sind ein paar Mädchen anwesend. Vor dem Konzert musste ich pinkeln und traf einen kleinen, langhaarigen Typen mit aufgezwirbelten Schnurrbart: „ Weißt du wo´s Häusl is? Wann fangen die „Kommerzler“ eigentlich an?“ Ich erkannte ihn nicht, aber Robinson gab freundlich Auskunft.

      Sensation im Foyer. Ein Mädcheninternat geschlossen angetreten. Mindestens fünfhundert Mädels. Wir zahlenmäßig weit unterlegen (ca. fünf Bundesheerler), mussten uns, unserer Haut wehren. Es gelang uns auch bestens. Wir quatschen mit mindestens zehn Mädchen, dann plötzlich der Abmarschbefehl. Sie formierten sich und zogen geschlossen ab.

      Ich dachte mir:“ So blöd wie wir, kann man doch gar nicht sein, wenn ich das später einmal erzähle, glaubt´s mir kein Hund. Stimmt.

      Unsere Kaserne musste natürlich auch bewacht werden. Es könnte ja einer von uns gestohlen werden. Da wir nur so wenige Wehrmänner waren, konnten wir keinen KVT (Korporal vom Tag, schieben. Dazu braucht man zwei. Supergeistesblitz unseres Häuptlings, einer allein bewacht die Kaserne, ein Journaldienst.

      Sonntagabend hatte ich die Ehre. Nachmittags knotzten mein Freund Walter und ich noch im Gartenbaukino am Ring. Der damalige Superschocker – „Der Exorzist“. Schocker-Blödsinn, dachte ich mir und setzte mich vollkommen unvoreingenommen in den weichen Kinosessel. Das war ein Fehler. Als die Lichter angingen, hatte ich Schwierigkeiten mit dem Aufstehen.

      Heute lachen die kleinen Kinder beim „Kettensägenmassaker“ etc., dafür weinen sie bei einem schwarz-weiß, Zeichentrickfilm. Unter heiterem Ablenkungslachen zurück in die Kaserne.

      Pünktlich trat ich meinen Dienst an. Leicht high, denn ich hatte mangels anderer Gelegenheit, drei Esslöffel Instant-Kaffee geschluckt. Das einzige Laster dem ich nie frönte – Kaffee, ich habe bis heute (fast) keinen einzigen „kleinen Braunen“ getrunken.

      Alleine in der Kaserne, stockdunkel, draußen ein veritabler Sturm. Ich schnappte mir ein Buch und legte die Füße auf den Tisch. In Gedanken versunken, drückte der Wind plötzlich die Eingangstüre auf, die Deckenlampe pendelte wie wild. Mich hätte es vor Schreck beinahe vom Sessel gehaut. Koffein, Exorzist und Sturm waren etwas viel für meine Nerven. Schnell schloss ich die Türe.

      Ein Ziegelstein zur Sicherung. Die Zeit verging sehr langsam und der Inhalt des Buches wurde mir immer fremder.

      Um zwölf Uhr die Außentore schließen. Ich war sehr schnell.

      Nächster Tag, normaler Dienst, kofern bis zum Umfallen. Nachts konnte ich nicht einschlafen. Coffeintrauma.

      Eigentlich war ich schon als kleiner Junge ein Bundesheerfan. Stammgast im Heeresgeschichtlichen Museum, Bundesheerillustrierteabonnent, überlegte sogar mich zur UNO nach Zypern zu melden. Doch mit diesem Kaderpersonal, großteils Grenzdebile? Ehrensache war natürlich beim Leistungstest zu zeigen „wo der Bartl den Most herholt“.

      Erste Station, Klimmzüge, freihängend. Ein blades Unteroffizierarschloch mitfühlend:“ Soll ich dich raufheben?“ Er staunte etwas als ich aus dem Stand raufsprang. Er ließ