Im Schatten der Dämmerung. Marc Lindner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marc Lindner
Издательство: Bookwire
Серия: Die Diener der Krone
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754173497
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als er die zahllosen anderen Spuren sah.

      Allerdings führte dies zu einem anderen Problem, denn Legarus sollte recht behalten. Wider seiner Erwartung war tatsächlich viel Bewegung auf den Straßen. Zum Glück machten die Soldaten viel Lärm, und so gelang es den beiden rechtzeitig von der Straße zu verschwinden und tief genug in den Wald vorzudringen, bevor eine reichlich bewachte Karawane vorbeizog. Vier massive Karren wurden von je vier Pferden gezogen, und so langsam wie sie sich fortbewegten, mussten sie reichlich schwer sein.

      Asylma zitterte am ganzen Leib. Brontes fiel es allerdings erst auf, als der Trupp fast vorbeigezogen war.

      „Ach Herrje“, wurde sich Brontes besorgt ihrer Angst bewusst. Er strich ihr über den Rücken. „Komm her!“ Er drückte sie fest an sich, als sie sich nicht beruhigte. „Die können dir hier nichts tun.“

      Asylma vergrub ihr Gesicht in seiner Brust. Selbst der Klang der sich entfernenden Rüstungen und das Gegröle setzten ihr noch zu und es dauerte eine Weile bis ihr Körper ihr wieder ganz gehorchte.

      „Mistkerle sind das“, meinte Brontes schließlich als sie sich nach einer längeren Pause zurück auf die Straßen wagten. Der Schmied ließ Vorsicht walten, da er sich gleichermaßen vor einer Nachhut fürchtete, wie auch davor, dass ihre Verfolger sich doch für den Waldweg entschieden hatten. Doch zumindest das war nun unwahrscheinlich.

      Doch eine gewisse Anspannung wollte Brontes nicht mehr loslassen. Aufmerksam achtete er auf jedes Geräusch, da er nicht wusste, aus welcher Richtung die größere Gefahr drohte, da er jede Begegnung vermeiden wollte. Auch deshalb ritten sie nun noch langsamer, auch wenn die Dämmerung einsetzte, und er die Stelle, die Legarus ihm genannt hatte, noch nicht gefunden hatte.

      Brontes störte sich an ihrem Schweigen, weil er Asylma allzu gern Mut zugesprochen oder sie abgelenkt hätte, doch er wollte nicht unachtsam werden, und so blieb ihm nur festzustellen, wie Asylma in sich zusammengesackt neben ihm her ritt. Wirklich ängstlich kam sie ihm nicht vor, nur unbeschreiblich nieder­geschlagen und teilnahmslos. Dass sie sich auf einer Flucht befanden, war ihr kaum anzumerken.

      Mit dem schwindenden Licht des Tages fand Brontes endlich den mit Steinplatten ausgelegten Graben und bog mit Asylma in den Wald. Wegen der tiefhängenden Äste stiegen sie ab und führten ihre Pferde an den Zügeln. Trotz der Beschreibung war es nicht leicht die gedrungene Hütte zu finden, da sie sich in einer Mulde versteckte und fast vollständig von Gestrüpp überwuchert war.

      Brontes untersuchte ihre Satteltaschen, doch fand dort bei weitem weniger als er erhofft hatte. Die beiden Decken gab er Asylma, die diese dankbar annahm. Auch das bisschen Essen reichte er ihr, auch wenn es keine Mahlzeit ersetzen konnte.

      „Nein?“, fragte Brontes als Asylma den Kopf schüttelte.

      „Wir teilen!“, entschied sie und versuchte den Kanten Brot in zwei zu reißen.

      „Lass nur, ich habe reichlich Reserven“, meinte Brontes und rieb sich über seinen leicht gewölbten Bauch. Asylma schüttelte energisch den Kopf.

      „Ich will nicht alleine essen“, erklärte sie entschieden, bevor erneut Tränen ihre Wangen nässten. Sie reichte ihm den Kanten zurück, damit er ihn brach. Ihre Hände waren kalt und nach dem langen Ritt kraftlos.

      „Aber du musst essen“, versuchte es Brontes erneut.

      „Ich habe schon die zwei Decken“, argumentierte sie, während sie ihre Tränen ignorierte. Ihr Blick machte deutlich, dass sie in diesem Punkt nicht nachgeben wollte.

      Brontes brummte und setzte sich neben Asylma.

      „Ich warte noch bis ich ein kleines Feuer anzünde.“ Rasch war es um das letzte Licht geschehen. „Du kannst aber ruhig schon schlafen.“ Asylma saß dicht an den Schmied gelehnt und so spürte er wie sie erneut den Kopf schüttelte. „Aber du bist doch sicher müde.“ Ein Achselzucken war ihre einzige Antwort. „Versuche es wenigstens, ich passe auch auf. Morgen werden wir sicher früh aufbrechen.“

      Sie drückte sich fest an ihn und er legte unbewusst seinen Arm um sie. „Erzähl mir etwas von dir“, versuchte sich Asylma vor dem Schlafen zu drücken.

      Brontes sah zu ihr herab, konnte ihr Gesicht in der Dunkelheit aber nicht mehr erkennen.

      „Ich wüsste nicht, was“, dachte er nach einer Weile laut. Asylma zuckte leicht mit einer Schulter, sagte aber nichts.

      Brontes hielt sie weiterhin im Arm, während sie im Dunkeln saßen. Eine Weile hingen beide eigenen Gedanken nach. Allmählich wurde der Schmied sich bewusst, auf was er sich eingelassen hatte. Er wunderte sich, warum er Legarus nur so leicht Glauben geschenkt hatte. Schließlich war Legarus mit all seinen Namen zu einem Mythos geworden, und das was er ihm verraten hatte, war nurmehr eine Legende, aber eine die jedes Kind zu hören bekam. Es war die Hoffnung, die diese Geschichten nährte und wahrscheinlich war es auch die Hoffnung, dass all die Ungerechtigkeit bald ein Ende erfahren sollte, warum er so bereitwillig gefolgt war. Und in Lasyla hielt ihn nichts mehr. Überall, wo er hinsah, wühlten ihn schlechte Erinnerungen auf, und verdrängten jene, an die er sich erinnern wollte.

      Irgendwann wurde ihm wieder bewusst, dass Asylma in seiner Umarmung an ihm lehnte, und er wollte das Schweigen verdrängen.

      Langsam begann er von seinem früheren Leben zu erzählen. Davon, wie er mit seiner frisch verheirateten Frau nach Lasyla gezogen war, da er der Willkür seines alten Stadtherren entkommen wollte. Lasyla versprach, ein Idyll für Handwerker zu sein, und so war es auch gewesen. Er arbeitete hart, aber sie waren glücklich, und bald kam ihr Sohn zur Welt. Brontes erzählte nur von den ersten Jahren, nur von den Momenten, an die er sich gerne zurück erinnerte. Manchmal musste er leise für sich lachen und schwelgte dann für eine Weile und schwieg.

      Asylma fiel das nicht einmal auf, und irgendwann schlief sie im Sitzen ein. Als Brontes es merkte, legte er sie vorsichtig hin und deckte sie so gut es ging zu. Er stand auf und versuchte Feuer zu machen, wurde sich aber seines Fehlers bewusst, da er im Dunkeln Schwierigkeiten hatte, alles Notwendige zu finden. Mehrfach stieß er gegen etwas, und fluchte tonlos, da er Asylma nicht wecken wollte. Als es ihm schlussendlich gelang, wärmte er sich die Hände. Sein Blick war zur Seite gewandt. Asylmas Gesicht war von dem schwachen Schein des Feuers erhellt. Ihr Schlaf war unruhig. Sie drehte sich von einer Seite zur anderen und immer wieder durchfuhr sie ein Zucken.

      Langsam wurde Brontes' Kopf schwer und sank auf seine Brust.

      Plötzlich war ein Wiehern zu hören und Brontes schreckte aus seinem leichten Schlaf auf. Die Pferde waren unruhig. Rasch stand er auf und griff nach einem Knüppel, den er sich zurecht gelegt hatte, und stellte sich hinter die Tür.

      Draußen hörte er Schritte. Kleine Äste brachen als der Fremde vor die Türschwelle trat.

      „Brontes ich bin es. Sorge dich nicht“, meinte Legarus noch bevor er nach der Tür griff, um sie zu öffnen.

      Brontes ließ den Knüppel sinken und sein Herzschlag beruhigte sich.

      „Ich hätte keinen Besseren finden können, um auf das Mädchen Acht zu geben“, flüsterte Legarus als er eintrat und klopfte Brontes beruhigend auf die Schulter. „Brandolfs Truppe ist in eine andere Richtung unterwegs. Wahrscheinlich haben sie die Suche inzwischen eingestellt.“

      Brontes glaubte nicht, dass Legarus wirklich dieser Meinung war, aber trotzdem nickte er.

      „Wann brechen wir auf? Noch im Dunkeln?“

      „Hier sind wir für den Augenblick sicher. Wir sollten alle versuchen zu schlafen. Es kommen lange Tage auf uns zu. Wenn wir erst durch offene Gegenden reiten, werden wir drei auffallen, und wer immer nach uns sucht, wird von uns hören.“

      „Wie sieht dein Plan aus?“

      „Vier oder fünf Tage werden wir uns noch größtenteils in Waldstücken bewegen können. Während der Zeit sollten wir uns mit allem versorgen, was wir später benötigen. Danach halten wir geradewegs auf die Berge zu.“

      „Und du kennst den Weg zu den Elfen?“

      „Ich