Die PEGIDA ist momentan eine kleine Randerscheinung. Die auch nur im Osten der Republik Zulauf findet.
Das ist im Übrigen die neue Begründungs- und Erklärungsschiene, die beflissene Hobby- und Profisoziologen in den Medien verbreiten.
Das Ganze hat nämlich, so die studierten Gesellschaftsanalysten, nur damit zu tun, dass die Dresdener ein ganz besonderer Menschenschlag sind, die sich an die Freiheit noch nicht gewöhnt haben. Deshalb, so die weisen Gelehrten, sind die renitenten Dresdener Demonstranten eben auch nicht mehrheitsfähig und gehören zu einem Phänomen der ostdeutschen Kultur. Denn, das betonen dann die Soziologen und Verhaltensforscher, im Osten gibt es den Islam doch gar nicht. Dieses, auf den ersten Blick einleuchtende Argument, geht aber davon aus, dass der Dresdener bisher nur Dresden gesehen hat und von dem Rest der Republik völlig abgeschottet und unbehelligt lebt. Selbst wenn dem so wäre, stellt sich dann aber dennoch die Frage, ob diese Analyse der Wissenschaftler nicht etwas kurz greift.
Ich möchte diese Überlegungen dahin gehend erweitern, dass es auch im Bereich des Möglichen läge, dass es vielleicht nur deshalb im Rest der Republik noch nicht ähnlich zahlenstarke Demonstrationen gegeben hat, weil die Bürger da noch mehr Angst vor dem Islam haben, als die Bürger das in Dresden haben.
Es ist ein aus der Geschichte nämlich nicht ganz unbekannter Vorgang, dass Massenbewegungen durchaus nicht dort ihren Ursprung nehmen, wo das Problem am virulentesten ist.
Folgen wir also dieser Überlegung, wäre es auch möglich, dass genau das Gegenteil von dem richtig ist, was die Soziologen vermuten. Denn in den bevölkerungsreichen Bundesländern gibt es auch am meisten Islam. Also ist es vielleicht gerade deshalb so, dass man hier nicht demonstriert, weil man dann mit massenhaften Gegendemonstration rechnen muss, die vielleicht nicht friedlich bleiben.
Dann wird gerne behauptet, dass die unbegründete Phobie der PEGIDA gegenüber dem Islam daran liegt, dass die Demonstranten in Dresden den Islam eben nicht kennen. Man behauptet gerne, dass die Menschen, die täglich massenhaft mit dem Islam zu tun haben, dass die alle glücklich damit sind und keine Ängste empfinden.
Dieses Argument wird gerne gebetsmühlenartig verbreitet.
Das Problem an diesem Argument ist aber, dass es hierfür keinerlei Beleg gibt. Es gibt keine empirische Untersuchung darüber, ob dem wirklich so ist. Wenn man aber die Menschen befragt, die Tür an Tür mit dem Islam leben, ob sie diesen Zustand als befriedigend empfinden, dann erhält man durchaus differenzierte Ergebnisse.
Diesen Eindruck würde ich zumindest mal behaupten. Obwohl es keine gesicherten Studien darüber gibt, wie die Menschen sich untereinander mögen, schätzen, respektieren und achten, kann jeder Bundesbürger sich eine eigene Meinung bilden.
Auch wäre es nicht sehr aussagekräftig, wenn man Statistiken bemühen würde, die vielleicht besagen würden, dass soundso viel Prozent für das Zusammenleben und soundso viel dagegen sind.
Was würde das schon aussagen?
Selbst wenn 90 % das gut fänden und 10 % nicht, dann hätte man schon ein massives Problem. Man kann die Freiheit einer Gesellschaft immer nur daran ermessen, wie sie mit Randgruppen umgeht.
Also müsste man dann auch die 10 % ernst nehmen. Umgekehrt müsste man auch eine solche Umfrage lancieren, die sich mit der Frage beschäftigt, wie sich eigentlich der Islam in Deutschland fühlt. Ich glaube, auch hierüber gibt es keine wirklich unabhängige Studie. Sollte es die aber doch geben, denn Bertelsmann macht doch gerne solche Umfragen, dann wäre auch dieses Ergebnis interessant.
Wie auch immer die Statistiken da lauten mögen, die kardinale Frage ist doch, ob der Islam mit den westlichen Werten kompatibel ist.
Unsere Kanzlerin hat da einen folgenschweren Satz gesagt: „Der Islam gehört zu Deutschland.“
Wenn ich mich recht erinnere, sagte, dass auch einmal ein nun nicht mehr amtierender Bundespräsident, der danach, ganz schnell das Weite suchen musste.
Wenn man sich diesen inhaltsschweren Satz näher ansieht, fällt einem auf, dass der Satz einen Istzustand beschreibt. Man könnte auch sagen: „Eine Kuh gehört zur Milch.“
Es ist offensichtlich, dass der Islam zum modernen Deutschland gehört. Wer das nicht sehen würde, müsste unbedingt eine Brille tragen. Aber was sagt das aus?
Die Kuh kann sich nicht entscheiden, ob sie Milch gibt, aber Deutschland kann sich schon entscheiden, ob es den Islam will. Das ist ein kleiner, aber nicht ganz feiner Unterschied.
Der Islam gehört zu Deutschland, weil er hier nicht mehr wegzudenken ist. Ganze Stadtteile wären entvölkert, tausende Teestuben und Kioske unbesetzt, Dönerbuden würden verwaisen und BMW und Mercedes müssten wahrscheinlich Konkurs anmelden.
Ich möchte im Übrigen an dieser Stelle betonen, dass ich kein ausgewiesener Islamkritiker bin. Dies allein schon deshalb, weil mir viele Dinge, die der Islam gut findet, auch richtig gut gefallen. Das sind aber komischerweise gerade die Dinge, die in der modernen Freiheit der westlichen Welt keinen Platz mehr haben. Wenige Muslime sind glühende Verehrer des Gender Mainstream. Das ist die Annahme, dass Geschlechtsrollen anerzogen sind und ein Junge eigentlich auch ein Mädchen sein kann und umgekehrt. Das finden Muslime in der Mehrheit nicht so gut.
Ich auch nicht.
Die muslimische Gemeinschaft setzt auf Familienwerte. Das finde ich auch gut. Die 50-% Singlehaushalte in Berlin sind in der Mehrheit keine muslimischen Haushalte. Zumindest selten.
Wir begegnen also einem Widerspruch, der durchaus angemessen ist, einmal näher untersucht zu werden.
Der Westen betont besonders in diesen Tagen, dass es die westlichen Werte von Freiheit und Demokratie sind, die unbedingt wehrhaft verteidigt werden müssen.
Auch die PEGIDA hat im Portfolio ihrer Argumente, dass es doch gerade die Freiheit der Frau ist, die unbedingt gegen die „anstürmenden islamischen Werte“ verteidigt werden müsse.
Ich möchte an dieser Stelle zu bedenken geben, dass sich muslimische Frauen in der Mehrheit, zumindest meinem Eindruck nach, durchaus nicht unfrei fühlen. Dies, ganz im Gegenteil, zu vielen westlichen Damen, die unter vielem ächzen, was die moderne Welt ihnen aufhalst. Ich halte daher hier einen Dialog mit dem Islam für absolut angeraten. Es gibt sicher Dinge, die wir vom Islam lernen können. Nicht nur in der Familienpolitik.
Dennoch, glaube ich mich aber nicht ganz zu irren, wenn ich unterstelle, dass die PEGIDA durchaus noch mehr Motivationsstränge besitzt, als die, die nach außen kolportiert werden.
Das Unbehagen, das in dieser Bewegung zum Ausdruck kommt, ist ein Versäumnis der Politik. Aber nicht in dem Sinne, das immer wieder behauptet wird. Es ist kein Versäumnis, das sich durch eine unbewusste Unterlassung ergab, sondern ein Versäumnis, das tief in den westlichen Demokratien verwurzelt ist.
In vielen Ländern Europas sehen wir eine Entwicklung, die zeigt, dass Parteien am rechten Rand zunehmend Wahlerfolge erzielen. In Frankreich, in Italien, in den Beneluxländern im Allgemeinen, in Österreich und in vielen Ländern mehr.
Deutschland hat da eine besondere Problematik.
Wir alle wissen, worin diese besteht. Durch die Vergangenheit des Dritten Reiches sind es die Deutschen, die eine solche Partei fürchten, wie der Teufel das Weihwasser. Diese verständliche Verantwortung der Deutschen der Geschichte gegenüber hat dazu geführt, dass es in Deutschland keine Partei gibt, die sich dem rechten Rand auch nur nähern darf. Die NPD scheitert regelmäßig an der Fünfprozenthürde und wird dies wohl auch in ferner Zukunft tun. Dafür gibt es keine Mehrheit im deutschen Volk.
Franz Josef Strauß hat einmal gesagt, dass es neben der CSU keine Partei geben darf, die weiter rechts Wählerstimmen sammelt. Lange Zeit war das auch so. Die neu entstandene AfD scheint dieses Gesetz zu durchbrechen. Unlängst an der Fünfprozenthürde mit einem Minimalanteil von fehlenden Stimmen gescheitert, war es auch die AfD, die als einzige