Provence forever. Massimo Cereso. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Massimo Cereso
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753185538
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überdurchschnittlich hohen Lebenshaltungskosten und die zusätzlichen Kreditrückzahlungen für die Automaten und Warenlieferungen abzudecken. Dies war der Beginn meiner lebenslangen Gratwanderung und es kam, wie es kommen musste. Als unbescholtener junger Unternehmer aus bester Familie wurden mir diverse Bankkredite gewährt und ich konnte meinen standesgemäßen Lebenswandel weiterhin finanzieren. In dem vollen Bewusstsein, dass in absehbarer Zeit ein Riesenknall mit einem jämmerlichen Ende bevorstand, wollte ich das Leben bis zu diesem Zeitpunkt einfach nur genießen. Meine langen Ferienreisen an die Côte d’Azur und in die Provence genoss ich mit meiner damaligen Ehefrau bis zum letzten Augenblick, denn ich wollte und konnte weder auf die Fliegerei, noch auf meine Maßanzüge, noch auf vieles andere mehr verzichten. Doch der Erfolg meiner Geschäfte blieb weit hinter meinen Erwartungen zurück und die finanzielle Lage wurde von Tag zu Tag unerträglicher. Als die ersten Zahlungsbefehle meiner Gläubiger und Androhungen zusätzlicher Strafklagen eintrafen, sah ich mich gezwungen, meine Eltern über diese aussichtslose Situation in Kenntnis zu setzen. Trotz größter Auseinandersetzungen und Vorhaltungen hätte meine Familie die Schande meines Bankrotts nicht ertragen und so liquidierte mein Vater den von mir hinterlassenen Scherbenhaufen und befriedigte sämtliche Gläubiger in vollem Umfang.

      Ich begann ein neues Leben ohne Schulden und Sorgen. Als Angestellter einer amerikanischen Firma verkaufte ich in den folgenden zwei Jahren elektronische Kopiergeräte. Mein damaliges Gehalt musste ausreichen, um mich und meine Familie zu ernähren und so war ich gezwungen, ein bescheidenes Leben zu führen.

      Doch dieses Leben wurde für mich mit der Zeit unerträglich und schließlich ging meine Ehe nach nur drei Jahren in die Brüche. Nach unserer Scheidung wurden unsere beiden Kinder von meinen Eltern, die in der Zwischenzeit in ein kleineres Haus in einer anderen Gemeinde gezogen waren, aufgenommen. In diesem neuen Zuhause, in dem auch ich einige Jahre verbrachte, wurden mein Sohn Christoph und meine Tochter Nicole fünf Jahre lang, bis zur Wiederverheiratung meiner geschiedenen Frau, liebevoll und aufopfernd von meinen Eltern betreut. Sabrina, meine große Jugendliebe und erste Ehefrau, bedeutete mir sehr viel, deshalb war diese Scheidung für mich eine wirkliche Tragödie, unter der ich noch viele Jahre lag litt. Ich hatte alles versucht, diese Scheidung zu verhindern, doch da ich zu jener Zeit kein geregeltes Einkommen hatte und deshalb außerhalb meines Elternhauses nicht in der Lage war, meiner Familie den nötigen finanziellen Rückhalt zu garantieren, wurde die Ehe geschieden.

      Da Sabrina in der Zeit unserer Trennung eine neue Liebesbeziehung mit einem Tierarzt eingegangen war und weiterhin das unbesorgte Leben genießen konnte, das ich ihr in jener Zeit nicht mehr bieten konnte, waren meine Versuche, diese Liebe zu retten, aussichtslos. Durch den erlittenen Schmerz und das anschließende Verhalten von Sabrina begann sich eine enorme Wut in meinem Inneren aufzustauen, die schließlich dazu führte, dass ich mich weigerte, ihr die zugesprochenen Alimente zu bezahlen. Daraufhin stellte Sabrina Strafanzeige wegen Verweigerung der Unterhaltszahlungen.

      Alle Aufforderungen und Vorladungen, die ich vom Gericht erhielt, um in dieser Angelegenheit Stellung zu nehmen, ignorierte ich und so wurde eines frühen Morgens die Polizei in meinem Elternhaus vorstellig. Meine Mutter öffnete die Haustüre und da ich zu jener frühen Stunde noch nicht «reisefertig» war, bat sie den Beamten, einen kurzen Augenblick in der Eingangshalle zu warten. Meine Mutter informierte mich über diesen frühen Besuch und ich entschloss mich, unser Haus fluchtartig durch einen anderen Ausgang zu verlassen, um diesem unsympathischen Umfeld mit meinem Auto auf dem schnellsten Wege zu entgehen. Da aber unsere Garage unmittelbar neben dem Eingang unseres Hauses war, erkannte mich der Polizeibeamte und wollte mein Auto, das schon in Bewegung war, in einer waghalsigen und lebensgefährlichen Aktion stoppen. Er brüllte wie ein Wahnsinniger und schrie: «Halt, halt!» Dann sprang er auf das Heck meines Wagens und wurde, da ich nicht augenblicklich anhielt und sich das Auto noch etwa zehn Meter weiterbewegte, entsprechend mitgeschleppt. Dieser Umstand hatte schwerwiegende Konsequenzen. Noch nachträglich wurde ich durch diesen Polizisten verhaftet und dem zuständigen Untersuchungsrichter vorgeführt; außerdem wurde mir der Führerschein für längere Zeit entzogen. Nach vollständiger Klärung der Straftatbestände wurde ich endlich nach drei Tagen aus dem Untersuchungsgefängnis entlassen. Das anschließende Gerichtsurteil brachte mir eine geringfügige Freiheitsstrafe ein, die für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde.

      Meine Jugendliebe Sabrina war eine ausgesprochene Schönheit, um die mich alle beneideten. Während ihre Wünsche und Träume bis in unsere Ehe hinein stets in Erfüllung gegangen waren, hatte sie dieses Glück in ihrem späteren Leben nicht mehr. Zwar hatte Sabrina nach unserer Scheidung einen fünfzehn Jahre älteren Mann in bester, leitender Position geheiratet, doch glücklich wurde sie mit ihm nicht mehr und setzte schließlich ihrem Leben selbst ein Ende. Sabrina kam aus bescheidenen Verhältnissen und hatte eine sehr harte Jugend, in der sie sich alles selbst erkämpfen musste. Im Moment unserer Heirat verfügten ich und Sabrina über keinerlei Vermögenswerte; dies war auch einer der Gründe, weshalb meine Eltern unserer Vermählung, die nicht ihren Vorstellungen einer standesgemäßen Hochzeit entsprach, fernblieben. In meinem späteren Leben konnte ich immer wieder feststellen, dass Menschen aus bescheidenen Verhältnissen in ihrem späteren Leben die höchsten Ansprüche stellen, denn wenn sie einmal an einem guten Leben in Luxus und finanzieller Unabhängigkeit geschnuppert haben, wollen sie unter keinen Umständen in ihre bescheidenen Verhältnisse zurück, sondern klammern sich fest wie Ertrinkende und versuchen mit allen Mitteln, das Erreichte zu erhalten.

      Die wichtigsten Dinge sind für sie Geld und Wohlstand, und da sie in ihrer Jugend wie Tiere um das Überleben kämpfen mussten, benehmen sie sich auch wie Tiere. Ich möchte ausdrücklich festhalten, dass es hierbei hauptsächlich um weibliche Geschöpfe geht, die zufälligerweise durch ihre Heirat einen spürbaren sozialen Aufstieg erreicht haben. Menschen aus dem gleichen Milieu, die sich ihren späteren Erfolg und Wohlstand selbst erarbeitet haben, begegne ich dagegen mit tiefstem Respekt.

      Kinder, die ihre Jugend in einer wohlhabenden Familie verbracht haben und nicht um das tägliche Überleben kämpfen mussten, lernen oft leider erst in späteren Jahren, dass ein zukünftiges Leben unter gleichen Bedingungen nicht selbstverständlich ist.

      In meiner damaligen Situation ohne Führerschein und aufgrund der zusätzlichen Verpflichtung, entsprechende Unterhaltszahlungen an Sabrina zu leisten, war ich gezwungen, für einen Verlag Wochenzeitschriften im Jahresabonnement zu verkaufen. Meine Reisetätigkeit erledigte ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln und verkaufte diese Abonnements an zahlreiche Haushalte. Die Schilderung der dabei gesammelten Erfahrungen würde allerdings ein eigenes Kapitel in Anspruch nehmen und von Konfrontationen mit bissigen Hunden, über sexhungrige Frauen die unbedingt und sofort befriedigt werden wollten, homosexuelle Männer, bis hin zu alten Frauen, die mir unbedingt ihre langen Krankheitsgeschichten erzählen wollten, gehen. Alles in allem verdiente ich durch den Verkauf dieser Zeitschriften in jener Zeit überdurchschnittlich viel Geld; da ich aber auch mehrmals auf gewisse Wünsche des weiblichen Geschlechts eingegangen war, waren meine Provisionen letztendlich hart erarbeitetes Geld. Nach einem Jahr gab ich diese Tätigkeit wieder auf und zog es vor, die nächsten Jahre in verschiedenen Unternehmen im Außendienst zu verbringen.

      5

      Anuschka

      In der Zwischenzeit hatte ich mein achtundzwanzigstes Lebensjahr erreicht und war zum zweiten Mal verheiratet. Anuschka, mit der ich mein Leben in den folgenden neunundzwanzig Jahren teilen sollte, entsprach in jeder Beziehung meinen Vorstellungen. Noch weit entfernt von meinen Vorstellungen war in jenen Tagen allerdings mein beruflicher Erfolg, der sich noch immer nicht zu meiner Zufriedenheit eingestellt hatte. In jener Zeit hatte ich mich durch Fleiß bewährt und war in einem Pharmaunternehmen zum Verkaufsleiter befördert worden. Damit konnte ich sorglos einer geordneten Zukunft mit gesicherter Pension entgegensehen, doch dies war alles andere als meine Erfüllung. Ein Leben zu leben, wie es Millionen andere Menschen täglich leben und leben müssen, das war nicht mein Leben. Es musste etwas geschehen, meine innere Unruhe war nicht mehr zu ertragen, ich wollte unter allen Umständen eine selbstständige Tätigkeit ausführen. Also begann ich, neben meiner täglichen Arbeit als Angestellter, einige Industriemessen im In- und Ausland zu besuchen, um geeignete Industriegüter zu finden, die ich selbstständig