Das Geheimnis des Stiftes 2. Janine Zachariae. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Janine Zachariae
Издательство: Bookwire
Серия: Das Geheimnis des Stiftes
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783754173855
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Mutter von Justin und Julian und für all das Leid von Oliver verantwortlich. Wut steigt in mir auf, als ich sehe, wie gelassen sie wirkt. Als sei all das für sie nichts weiter, als ein Witz. Als würde sie nicht gleich wie eine Bombe hochgehen. Der Kies knirscht unter ihren Absätzen, ihr Outfit wirkt auf mich nicht passend für einen Ort wie diesen. Viel zu elegant, viel zu aufwendig. Ihr Kleid würde vermutlich eher zu einem Ball passen. Ihr Make-up sitzt perfekt, mit dem roten Lippenstift und dem leuchtenden Lidschatten. Ich hingegen, wirke eher, wie eine Vogelscheuche und ich versuche automatisch, meine Haare glattzustreichen, was ihr nur ein gehässiges Grinsen entlockt.

      »Penelope!«, rufe ich aus. Mein Blick geht von einem zum anderen. Was soll das?

      »So lernen wir uns endlich kennen. Wurde ja auch Zeit, oder?«

      »Was willst du mit Oliver 2?« Sofort höre ich, Oliver 1 neben mir kichern, während mich der andere irritiert anschaut.

      »Oliver 2? So also kategorisierst du?«

      »Lenk nicht ab!«, rufe ich ihr entgegen.

      »Das habe ich nicht vor«, schmunzelt sie und ich erkenne den Stift in ihrer Hand. Sie wird etwas unternehmen, aber was? Sie ist so schnell verschwunden, wie sie wieder auftaucht.

      »OLIVER!«, schreie ich, als ich feststelle, was sie vorhat. Verdammt!

      »Mel!«, höre ich ihn, bevor er sich in Luft auflöst. Keuchend gehe ich zu Boden. Oliver ist weg.

      »Wo ist er hin? Wo hat ihn deine Mutter hingebracht?«

      »Das verrate ich dir nicht, kleine Fee«, sagt er grinsend und ich werde so wütend, dass ich auf ihn stürze. »Überlege dir gut, was du als Nächstes machen wirst. Schau dich mal um, meine süße kleine Fee.«

      Mitten in meiner Bewegung stoppe ich und sehe mich einmal genauer um. Wir befinden uns an einem so abgelegenen Ort, dass man die gesamte Natur erblicken kann. Viele Steine liegen auf dem Boden, der kaum mit Gras bedeckt ist. In der Ferne kann ich einen Wald entdecken und eine Klippe. Hinter Julian und Oliver geht es tief nach unten, wie ich feststelle. Ich ziehe scharf die Luft ein und verlangsame meine Schritte.

      »Oliver, geht es dir gut?«, möchte ich von der Zukunftsversion wissen.

      Er sieht mir ganz fest in meine Augen und nickt.

      »Kleine Fee«, beginnt Julian und kommt näher. So nahe, dass ich sein Deodorant riechen kann. Dasselbe, was er früher benutzt hat. Kurz schließe ich meine Augen und nehme seinen Duft in mir auf. Vertraut. Wohltuend und doch erinnert er an den Schmerz in meiner Brust.

      »Julian«, hauche ich, zu mehr bin ich nicht fähig. »Warum nur? Wir hätten ein starkes Team sein können.«

      Auch er schließt kurz seine Augen, nimmt meine freie Hand und unsere Finger verschränken sich ineinander. Hier geht es nicht um Liebe, sondern um Freundschaft. Er atmet tief ein und aus, ehe er mich loslässt und einen Schritt zurückgeht. Ich weiß, Oliver hat alles beobachtet und für außenstehende Personen wirken wir wie verdammtes Liebespaar.

      »Kleine Fee, wir müssen jetzt etwas schreiben. Dazu werde ich den Stift halten und du darfst keinen Mist bauen, hörst du? Denke nicht einmal daran. Stelle dir auch keine Zahlen vor! Verstanden? Ansonsten ...« Irgendwas ist merkwürdig an der ganzen Situation. Hat er mir gerade zugezwinkert? Oder habe ich mir das nur eingebildet? Verdammt!

      »Moment mal«, sage ich und spüre ein Beben in meiner Stimme. Julian scheint nicht recht zu wissen, wie er all das verarbeiten soll. Er muss knallhart sein, aber irgendwas stimmt hier nicht. »Du wirst erpresst!«

      »Halt den Mund. Du weißt nicht, was los ist«, zischt er.

      »Sag es mir, bitte. Ich kann dir helfen. WIR können dir helfen«, spreche ich weiter und blicke zu Oliver, der seltsam nervös wirkt. Ich glaube, er hat wirklich eine falsche Vorstellung dessen, was hier los ist. Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann, schließlich kennt er diese Version von mir gar nicht.

      Julian erwidert nichts, aber ich kann es in seinem Blick erkennen. Da stimmt etwas ganz und gar nicht. Ein Hauch einer Ahnung in mir breitet sich aus und ich glaube, dass ich langsam alles begreife. Aber vorerst werde ich das machen, was er von mir verlangt. Nur so können wir alle unbeschädigt von hier Verschwinden und möglicherweise herausfinden, was mit der Königin los ist und was er mit seiner Andeutung von vorhin meinte.

      Melanie und Oliver²

       2127

      Seine Hand legt sich sanft auf meine. Wir schreiben mit rechts, auch wenn ich Linkshänderin bin, aber er muss den Stift führen, nicht ich. Ich halte Olivers Hand und sehe kurz zu ihm. Er wirkt etwas verärgert und irritiert. Er darf nicht vergessen, dass ich nicht die Mel aus dem Jahr 2127 bin. Ganz gleich was passiert ist, das bin nicht ich.

      »Keller, Versteck, Jetzt.«

      Alles dreht sich im Kreis.

      Der letzte Sprung liegt noch nicht lange zurück und ich fühle mich ziemlich ausgelaugt. Normalerweise esse und trinke ich nach einem Sprung direkt etwas, was ich nun deutlich spüre, zumindest hatte ich mir das angewöhnt. Bevor wir die Nachricht erhielten, die uns hierhergeführt hat, habe ich viele Male Testsprünge gemacht. Um festzustellen, wie ich auf das Zeitreisen und auf den Stift im Allgemeinen reagiere und wie mein Körper damit zurechtkommt. Mein Vater war da knallhart und wollte kein Risiko eingehen und mich unvorbereitet in etwas stürzen lassen. Doch all die Sprünge, die ich machte, waren nichts im Vergleich zu dem hier. Dies ist etwas komplett anderes. Während ich sonst nur wenige Minuten in der Zeit gereist bin, sind es nun einige Jahre. Nun ja, abgesehen von meinem aller ersten Sprung, der mich 100 Jahre in die Zukunft katapultiert hatte.

      Wir landen an einem dunklen und feuchten Ort.

      »Ihr bleibt hier«, weist er uns an und verschließt sogleich die Tür. Es sieht wie eine Gefängniszelle aus, mit Waschbecken und einem Klo in der Ecke – wirklich, ohne Mist! Als ob ich vor Oliver pinkeln würde! So nahe stehen wir uns nicht und doch wird uns keine andere Wahl bleiben.

      Es gibt auch einen Schlafplatz mit Decken und Kissen für uns beide. Sie haben sich auf jeden Fall gut vorbereitet.

      »Schatz ...«, höre ich Oliver sagen und stolpere fast zurück.

      »Wie war das bitte?«

      Er schlägt sich gegen die Stirn und lehnt sich an eine Wand, die Arme vor der Brust verschränkt.

      »Entschuldige. Wie sagst du immer? Spoiler-Alarm? Melanie, was soll das hier alles? Du und dieser ... Julian, ihr seid euch so nahe ...«

      Er hat nicht ›Schatz‹ zu mir gesagt. Ausgeschlossen.

      »Oliver. Julian und ich ... Wir waren einst befreundet.«

      »Befreundet? Mel, das sah nach so viel mehr aus. Ihr habt wie ein Liebespaar gewirkt.« Er sieht mich eindringlich an und sagt wieder etwas, was mich stutzig werden lässt:

      »Nach dem, was Mel alles über ihn erzählt hatte ... Oder vielmehr dachte ... All die Gefühle, die sie einst mit in die Zukunft genommen hatte ... Nein ... Es wirkte beinahe, als ... Melanie, es wirkte beinahe so, als seien diese Gefühle noch immer vorhanden gewesen, als wärst du nie über ihn hinweggekommen ...«

      Langsam schüttel ich den Kopf und gehe näher zu ihm.

      Ich krame in meine Hosentaschen und hole eine Wasserflasche und Traubenzucker. In meiner Funktionskleidung habe ich jede Menge Stauraum.

      Julian hat mich nicht einmal abgetastet und ich frage mich, warum das so ist.

      »Ich weiß, wie wir auf dich gewirkt haben müssen«, sage ich schließlich und seufze. »Es ist vollkommen anders, als du denkst.«

      »Ach, kommst du jetzt mit dem Spruch ›Es ist nicht so, wie es aussieht‹? Das ist doch lächerlich!«

      »Oliver, bist du eifersüchtig?«, frage ich und stehe nun ganz dicht bei ihm.

      Plötzlich