Tillmann Wagenhofer
Dark World I
Ein Funke in der Dunkelheit
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Inhaltsverzeichnis
Dark World I – Ein Funke in der Dunkelheit
Kapitel 6 - Vereinigung und Zerstörung
Kapitel 7 - Ein Schläfer erwacht
Kapitel 12 - White's Entscheidung
Kapitel 13 - Die Schlacht am Blacksalt Ridge
Dark World I – Ein Funke in der Dunkelheit
Langsam verblassen die letzten Erinnerungen an die Zeit der Alten. Wir, die Priester des Feuers, wissen mehr darüber, als die Masse der armen, in den Ödlanden dahinvegetierenden oder in schmutzigen Städten zusammengepferchten Menschen unserer Tage. Wir schreiben es auf, wir, die Diener des Ewigen Feuers. Wir zeichnen auf, was vor der Stunde des Großen Feuers geschah, der landläufig auch der Große Krieg genannt wird und in dem die Reinigenden Feuer die Alten wegen ihrer zahllosen Sünden vom Antlitz der Erde tilgten. Wir, die Priester, wissen mehr darüber, als das Volk je erfahren darf. Dass es die Alten selbst waren, die in ihrem aufsteigenden Wahnsinn den Funken entfachten, der ein loderndes, alles verzehrendes Feuer wurde. Keiner weiß, wie sie das taten, aber die wohlgehüteten, alten Schriften erzählen davon. Sie sind voller Bitterkeit, voller Trauer um all das, was mit der Welt der Alten gegangen war - für immer. Aus der Düsternis, die folgte, traten die Schrecken der Nacht.
Einige jener Niederschriften erzählen von dieser Dunklen Zeit, in der nahezu jede Form von Vernunft und Zivilisation nahe daran war, von Blutgängern und Eis-Verdammten hinweggefegt zu werden...Kreaturen, geboren in der Nacht, Abkömmlinge der Niedertracht der Alten. Nur durch einen Mann, die Eiserne Faust des Feuers, Magnus Adams, und einem letzten Bündnis der Städte und Kriegsherren wurde die Finsternis besiegt. Große Schlachten, große Heldentaten...doch das meiste davon ist verschwommen, verzerrt, verfälscht durch die Jahrhunderte seitdem.
Niemand außer den Dienern des Feuers wird die Schriftstücke der Alten und ihrer Taten jemals in die Hände bekommen. Sie zeigen, was die Gier nach immer mehr - mehr Macht, mehr Geld, mehr Land bewirken kann. Nicht, dass es die Menschen heute sonderlich interessiert hätte, welche Geheimnisse wir, die Feuerpriester, hüten. In der Weite der Ödlande, deren Gefahren nur gut bewachte Karawanen oder Reisegruppen mit ausreichend vielen Kriegern trotzen, deren Böden nur schwer etwas abzuringen ist, wo Hunger und Krankheiten ein häufiger Begleiter sind, interessiert sich kaum noch jemand für die Vergangenheit. Denn sie alle sind genug mit der Gegenwart beschäftigt. Nur wenige beherrschen heutzutage noch die Kunst des Lesens und Schreibens, was ein weiterer Grund ist, aus dem die Finsternis über den Ödlanden andauert.
Während ich dies hier schreibe, während meine Tage mit stolzen einundvierzig Jahren sich dem Ende zuneigen, macht sich Trauer in mir bemerkbar. Denn - man mag mir meine kleine Blasphemie verzeihen - ich wünschte, es gäbe wieder ein klein wenig mehr Menschlichkeit in dieser Welt. Das Wort allein ist heute unbekannt, keiner würde es verstehen, was genau ich damit sagen will. Hin und wieder stelle ich mir vor, es gäbe eine bessere Welt. Und ich frage mich, woran es liegt, dass trotz unseres Glaubens die Schatten der Vergangenheit über uns das Licht rauben.
Abt Peter Stark, Abraham-Lincoln-Kloster, im Jahr 1201 nach dem Großen Feuer.
Kapitel 1 - Prolog
Jahr 1188 nach dem Großen Feuer - Ort: Ketzerburg Neu-Massada, Hochsitz des Ordens der Schwarzen Flamme
Zwischen den schmalen Schlitzen des goldenen, mit kunstvollen Verzierungen versehenen Panzerhelms starrten kalte Augen auf die dunklen, einstmals bedrohlich wirkenden Mauern und Türme der gewaltigen Festung. Nun lag dieses Ungetüm, Sitz des Ordens der Schwarzen Flamme, vom Obersten Konzil der Kirche des Feuers zu Häretikern erklärt, mit aufgerissenen Eingeweiden da. Drei Breschen waren von den monströsen Wurfmaschinen bereits in die zuvor undurchdringlich erscheinenden Wälle gesprengt worden. Schwergerüstete Infanterie-Stoßtrupps mit Bi-Händern, Äxten und Kriegshämmern bahnten sich gerade einen Weg durch die Reihen der verteidigenden Ordenskrieger, die den Angreifern mit kalter Disziplin und reiner Todesverachtung einen hohen Blutzoll abverlangten. Rauch stieg aus den bereits brennenden Gebäuden innerhalb der Zitadelle in den Himmel des postapokalyptischen Ödlandes, die hochschlagenden Flammen spiegelten sich unheilvoll auf den vergoldeten Rüstungen der wie Statuen wartenden Elite-Ritter, die um den hochgewachsenen Mann versammelt waren. Seine Leibgarde beachtete er gar nicht, ebenso wenig hatte er einen Blick für den in grellen Farben explosionsartig den westlichen Horizont ausfüllenden Sonnenuntergang, der wie ein Fanal für das Ende des Ordens der Schwarzen Flamme wirkte.
Lange Jahre hatte die Schwarze Flamme Irrlehren verbreitet, die sich klar gegen die Kirche des Feuers gewandt hatten, hatte an den Grundpfeilern der kirchlichen Macht gegraben. Der Einfluss der Ketzer war dabei von Jahr zu Jahr größer geworden, vor allem im einfachen Volk. Nicht wenige begriffen, dass der Orden der Schwarzen Flamme sich weit mehr um die Belange auch der Armen, ja sogar der Sklaven kümmern wollte. Eine unerhörte Art der Ketzerei, die klar gegen die Lehren von Magnus Adams, dem Gründer der Feuerkirche, stand. Auch, dass der Orden anfangs Teil der Kirche selbst gewesen, half nicht, als das Oberste Konzil ein jedes Mitglied, aber auch selbst jene, die an die verderblichen Lehren der Schwarzen Flamme glaubten, zu Häretikern erklärte, deren "mit der Schärfe des Schwertes und der Reinheit des Ewigen Feuers" beizukommen sei. Damit war das Schicksal des Ordens besiegelt. Mehrere tausend Anhänger, darunter der geheimnisumwitterte Gründer und Ordensmarschall der Schwarzen Flamme, hatten sich in der Zitadelle verschanzt, deren Mauern nun, nach mehrmonatiger Belagerung, gefallen waren. Keiner der anwesenden Inquisitoren, am wenigsten jedoch der gefürchtete High-Inquisitor, verschwendeten einen Gedanken daran, dass nun, da die Wälle gefallen waren, die Soldaten ins Innere