“Zumindest sollten wir als Kirchenmänner nicht wegsehen, was vor unseren Augen geschieht, und auch nicht schweigen zu dem, was wir da sehen. Darum sind wir doch Kirchenmänner geworden”, fuhr Eckhard Hieronymus fort, “um aus dem Glauben an Gott das Böse anzuprangern. Denn nur mit der Kraft des Glaubens können wir doch vor der Gemeinde stehen und ihr das Wort Gottes verkünden. Wir selbst müssen doch glaubwürdig vor Gott wie vor uns und vor der Gemeinde sein. Wir dürfen da keine Angst haben, müssen vielmehr die Furcht vor der Welt überwinden.
Wie sagt doch Paulus im Römerbrief (14. Kapitel): “Darum schaffet, dass nicht verlästert werde, was ihr Gutes habt. Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geist. Wer darin Christus dient, der ist Gott gefällig und den Menschen wert. Darum lasset uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Auferbauung untereinander.” Nehmen wir uns diesen Apostel als Vorbild, sprechen wir vor der Gemeinde die Wahrheit, beten wir für die Menschen in Not aufrichtig und mit ganzem Herzen. Tun wir das, was wir tun können und als Kirchenmänner tun sollen.” Darauf sagte der Bischof: “Dann sitzen auch wir in den Kellern der Gestapo, werden von den Nazis auf deren Weise verhört und mundtot gemacht. Wer uns in unsere Stellungen folgen wird, werden dann Leute sein, die vom Reichsbischof vorgeschlagen werden. Dann haben sie Prediger mit dem Parteiabzeichen gleich auf den Kanzeln. Damit wäre der Gemeinde nicht gedient. Dazu kommt, dass ich mich nicht mehr stark genug fühle, um den Kampf mit den Nazis aufzunehmen beziehungsweise durchzustehen. Ich bin erschöpft und stehe vor dem Ruhestand.”
Der Planet ist Teil von uns
So sind wir auch ein Teil von ihm. Planet Erde ist der größere Teil, der das Prinzip ‘Leben’ in sich trägt und das Leben erzeugt.
Blühende Blumen mit den Düften und Farben sind die singenden Schwestern, Brüder sind das Pferd, die Antilope, der Adler.
Satte Wiesen und felsige Höhen geben den Anblick atmender Formen, im Verströmen der Wärme bilden sie gemeinsam den Lebensbund.
Sie alle gehören zusammen, die Frische der Luft, und das stetige Wellen der Wasser sind die Geschwister, die älteren Kinder derselben Mutter.
Von Nadelblicken zerstochen haben Vorausahnungen im Blick die Lüfte gerochen mit dem aufgeseilten stummen Gewicht.
Vom Fuß ist der Stein nicht weit mit der roten Strähne über der Kehrseite mit dem Rücken nach unten.
Als hinge der Atem an dünnen Fetzen der zerlaufenen und versessenen Hose mit dem langen Riss über dem Gesäß.
Als stiege der Atem im frühen Hauch als frische Brise steil hinauf. Spätherbstlich ist der Morgen mit dem unerwarteten Wintereinbruch.
Wenn der Knoten verschlissen ist, kommt mit dem Hauch, der die Brise im dunklen Morgen verfehlt hat, die vage Hoffnung auf einen Frühling, auch wenn er noch weit entfernt ist.
Der Denkfaden ist lang, dass der Anfang nicht zu erkennen ist und sich am Ende als versiegeltes Fragezeichen zur Wichtigkeit erschwert, dass sich eine Larve vom Blatt am Spinnfaden herabsenkt.
Kräfte sind am Werke, dass man genau hinsehen sollte, um das Prinzip der Windung mit dem Herabwinden zu verfolgen.
Zwischen Turm und Graben - David, das vergessene Kind
Es ist der Bahnhof, wo das auf dem Bahnsteig übersehene und zurückgelassene Kind seine Eltern im Zug davonfahren sieht. Es ist eines von vielen Kindern, das nach seiner Mutter ruft und die Eltern nicht wiedersieht.
Es war ein kleiner Junge von magerem Körperbau, der zurückgelassen und verloren auf dem Bahnsteig stand und von einer Frau in Wehrmachtsuniform aufgelesen wurde. „Junge, hier in der Kälte kannst du nicht bleiben“, sagte die Frau, hob ihn auf und trug ihn in einen kleinen Raum, der beheizt war. „Auf wen wartest du?“, fragte sie. „Auf meine Eltern, sie sind ohne mich mit dem Zug abgefahren“, antwortete der Junge. Die Frau in Wehmachtsuniform machte ein ernstes Gesicht. „Wie heißt du denn?“, fragte sie. „Ich heiße David.“ Die Frau in Uniform: „Und woher kommst du?“ Junge: „Wir sind auf einem Lastwagen aus dem Dorf in die Stadt gefahren und dann zu Fuß zum Bahnhof gebracht worden, wo wir auf dem Bahnsteig zu warten hatten.“
Die Frau in Uniform mit ernstem Gesicht: „David, hier kannst du nicht übernachten und auch nicht bleiben. Verhalte dich still, ich komme in einer Stunde zurück und hole dich ab. Ich muss die Tür abschließen und das Licht ausmachen für die Wartezeit. Du musst keine Angst in der Dunkelheit haben. Ich komme bestimmt zurück, dann nehme ich dich hier heraus. Hast du das verstanden?“ Junge: „Ja, das habe ich verstanden und warte auf dich. Noch eine Frage: Kommen denn meine Eltern wieder zurück? Ich frage deshalb, weil jedes Kind seine Eltern braucht und ich so liebe und fürsorgliche Eltern habe.“ Die Frau in Uniform: „Das weiß ich nicht, diese Frage kann ich dir auch nicht beantworten. Also warte, bis ich in einer Stunde wieder zurück bin, um dich zu holen.“
Die Frau knipste das Licht aus, verließ den Raum und verschloss die Tür. David, der zurückgelassene Junge von neun Jahren fühlte sich total verlassen. Er betete, wie es ihm die Mutter beigebracht hatte, und bat den lieben Gott, dass seine Eltern bald zurückkehren sollen, weil er ohne sie nicht leben könne. Er schläft auf dem Stuhl ein. Im Traum erscheinen seine Eltern, die ihm zulächeln und mit den Worten trösten, dass er nicht traurig sein soll, denn sie würden bald wieder zurückkehren und in der Kälte die Wohnung trotz fehlender Briketts, aber mit roher Braunkohle anheizen und gemütlich machen. David erwidert den Eltern im Traum, dass sie sich beeilen sollen zurückzukommen, denn er muss doch etwas zu essen und sein Bett für die Nacht zum Schlafen bekommen.
Die Frau in Uniform öffnet die Tür, knipst das Licht an und weckt David aus dem Schlaf. Er erschrickt, weil er vergessen hat, dass er in einem, wenn auch geheizten Raum im Bahnhof sitzt und dort eingeschlafen war. Mit dünnen Erinnerungsfäden fragt er sich, als ihm die Frau in Uniform die Hand auf die rechte Schulter legt und weckt, ob es wahr sein kann, dass er hier seine Eltern gesehen und mit ihnen gesprochen habe, die ihm zugelächelt und mit den Worten getröstet haben, dass sie bald zurückkommen und die Zimmer anheizen und gemütlich warm machen wollen. Von dieser Kommunikation des Schweigens bekommt die Frau in Uniform nichts mit, als sie dem kleinen David in die verträumten Augen blickt, diesem Blick aber nicht weiter in die Tiefe folgt, und ihm sagt, dass es bald Mitternacht sei und sie den Bahnhof umgehend verlassen müsse.
David erhebt sich vom Stuhl, dessen Kopf bei der körperlichen Kürze der Frau in Uniform unterhalb ihrer Schultern bleibt. Nach einem kurzen Gang zur Toilette verlassen sie das Zimmer. Die Frau knipst das Licht aus, schließt die Tür und das Schloss und nimmt David an die rechte Hand. Dabei bemerkt sie sein Zittern der Hand und seines Körpers. Als gebe ihnen die Stockdunkelheit draußen den Schutz der gewünschten Tarnung, verließen sie den Bahnhof und den Bahnhofsplatz und gingen einige hundert Meter durch eine schmale Straße. Von den Reihenhäusern auf beiden Straßenseiten waren nur wenige Fenster trüb beleuchtet. Gesprochen wurde kein Wort, um jedem Verdacht so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen.
Von dieser Seitenstraße nahm die Frau in Uniform einen Gang zum Hinterhof, wo sie vor einem kleinen Haus, wo zu besseren Zeiten die Bediensteten ihre Unterkunft hatten, stehen, öffnete das Schloss, dann leise die Tür und verschloss beides, nachdem sie den kleinen und kurzen Flur betreten hatten, ohne jegliches Klappergeräusch des Schlüsselbundes. Auch hier führte sie