O Titus, sieh, o sieh den bösen Lohn! –
Um schnöden Zwist schlugst du den edeln Sohn! –
TITUS.
Nein, törichter Tribun, nicht war's mein Sohn,
Noch du, noch diese Stifter jener Tat,
Die unserm ganzen Stamm zur Schmach gereicht! –
Unwürd'ger Bruder! Und unwürd'ge Söhne! –
LUCIUS.
Doch woll'n wir ihn bestatten, wie sich's ziemt;
Laßt Mutius ruhn in seiner Brüder Grab! –
TITUS.
Verräter, nein! Nicht hier in diesem Grab!
Fünfhundert Jahre stand dies Monument,
Das ich mit reichem Schmuck mir neu erbaut;
Hier ruhn in Ehren tapfre Krieger nur
Und Diener Roms, kein schnöd' im Zank Erschlagner. –
Begrabt ihn, wo ihr wollt, hier weigr' ich's euch.
MARCUS.
Mein Bruder, dies ist gottvergeßner Sinn:
Für meinen Neffen Mutius spricht sein Tun,
Er ruh' im Grab mit seinen Brüdern.
DIE SÖHNE DES TITUS.
Das soll er, oder alle folgen ihm!
TITUS.
Er soll? Wer war der Schurke, der so sprach?
QUINTUS.
Der's allenthalb behauptet, außer hier.
TITUS.
Was? willst du ihn bestatten, mir zum Trotz?
MARCUS.
Nein, edler Titus, doch von dir erflehn
Verzeihung deinem Mutius und ein Grab! –
TITUS.
Marcus, feindselig trafst auch du mein Haupt,
Kränkst meine Ehre gleich den Knaben hier.
Ihr alle habt als Feinde mich verletzt;
Stört mich hinfort nicht mehr, entfernt euch jetzt!
LUCIUS.
Er ist nicht bei sich selbst: so laßt uns gehn!
QUINTUS.
Nicht ich, bis Mutius hier bestattet ruht.
Der Bruder und die Söhne knieen.
MARCUS.
Bruder! denn mit dem Namen fleht Natur!
QUINTUS.
Vater! auch in dem Namen ruft Natur! –
TITUS.
Schweig', wenn ich auf die andern hören soll!
MARCUS.
Erhabner Held, mehr denn mein halbes Ich ...
LUCIUS.
O Vater! Unser alle Seel' und Mark ...
MARCUS.
Hier in der Tugend Wohnsitz, Bruder, laß
Dem edlen Neffen mich ein Grab erflehn,
Der für die Ehr' und für Lavinien starb! –
Du bist ein Römer, sei denn kein Barbar:
Die Griechen, ausgesöhnt, begruben Ajax,
Der sich entleibt; Laertes' kluger Sohn
Sprach mildgesinnt für seine Totenfeier;
Drum weigre Mutius hier den Eintritt nicht,
Dem, der dein Liebling war!
TITUS.
Marcus, steh auf! –
Das ist der trübste Tag, den ich erlebt,
Entehrt von meinen Söhnen hier in Rom! –
Begrabt ihn denn; der nächste sei ich ihm!
Sie legen die Leiche in das Begräbnis.
LUCIUS.
Hier ruh' mit deinen Freunden, süßer Mutius,
Bis wir dein Grab geziert mir Kriegstrophä'n! –
ALLE knieend.
Nicht einer wein' um unsern edlen Mutius;
Wer für die Tugend starb, der lebt in Ruhm.
MARCUS.
Bruder, – so trübe Schwermut zu zerstreun, –
Wie hat die schlaue Gotenkönigin
So schleunig sich den Weg gebahnt in Rom?
TITUS.
Ich weiß nicht, Marcus, weiß nur, daß es ist;
Ob plangemäß, ob nicht, wird einst enthüllt.
Doch ist sie nicht verpflichtet jenem Mann,
Der so weit her zum Glück sie hat geführt? –
Ja, und sie gibt ihm einst auch edlen Lohn! –
Trompetenstoß.
Von der einen Seite kommen der Kaiser, Tamora, Chiron, Demetrius und Aaron, der Mohr; von der andern Bassianus und Lavinia mit Gefolge.
SATURNINUS.
Bassianus, Ihr gewannt im Spiel den Preis;
Gott schenk' Euch Freud' an Eurer schmucken Braut!
BASSIANUS.
Und Euch an Eurer, Herr; mehr sag' ich nicht,
Noch wünsch' ich minder; und so lebt nun wohl!
SATURNINUS.
Verräter! Gilt Gesetz, gilt meine Macht,
Du und dein Anhang büßen diesen Raub.
BASSIANUS.
Raub nennt Ihr, Herr, nahm ich mein Eigentum,
Die mir verlobte Braut, und jetzt mein Weib? –
Doch laßt entscheiden unser röm'sches Recht;
Besitz' ich doch nun schon, was mir gehört.
SATURNINUS.
Vortrefflich, Herr! Ihr seid sehr kurz mit uns;
Doch, leb' ich, sind wir ganz so scharf mit Euch.
BASSIANUS.
Herr, was ich tat, muß ich, so gut ich's kann,
Vertreten, kostet's auch das Leben mir.
Nur dies noch sag' ich deiner Majestät:
Bei allen Pflichten für mein Vaterland,
Den würd'gen Mann, den edlen Titus hier,
An Ehr' und Namen hast du ihn gekränkt!
Denn nur um dir Lavinien zu befrein,
Erschlug er selber ja den jüngsten Sohn
Aus edlem Eifer und von Zorn erfüllt,
Weil Einspruch hemmte, was er frei geschenkt;
Drum nimm ihn auf zu Gnaden, Saturnin,
Der sich in allem Tun durchaus bewährt
Als