»Ich bin auf der Jagd«, sagte ich bedeutungsschwanger und erregte damit sofort Tonis Neugier.
Nachdem er sich hingesetzt hatte, lehnte er sich vertraulich zu mir und raunte: »Erzähl mir alles. Jedes schmutzige Detail! Ich will alles wissen. Wer ist sie?« Das Zwinkern seines linken Auges ließ mich Schmunzeln.
»Ihr Name ist Abigail Jones. Sie war gestern auf Marys Party.« Fast hatte ich das Gefühl, sie mit Toni teilen zu müssen, weil ich ihm von ihr erzählte.
Es war das erste Mal, dass ich so merkwürdig empfand. Normalerweise hatte ich keine Geheimnisse vor ihm. Rasch schob ich den Gedanken von mir.
»Und? Warum das Zitronengesicht? Hast du sie nicht zwischen deine Laken bekommen?« Toni lachte schadenfroh, doch als er den ernsten Gesichtsausdruck bei mir bemerkte, verstummte er abrupt. »Oh, sie geht dir unter die Haut! Ich verstehe.«
Ich bezweifelte, dass er verstand. Wie auch? Ich verstand es selbst noch nicht einmal. »So ein Schwachsinn!«
»Was ist es dann? Spuck es aus, Ethan!«, drängte Toni. Aufmerksam beobachtete er mich, was mir ein Unwohlsein bescherte.
Ich rutschte unruhig auf dem Stuhl herum und nippte an dem Wasser, das der Kellner vor mir abgestellt hatte. »Ich hab ihr einen Koma gemixt.«
Entsetzt riss Toni die Augen auf. »Du hast das doch hoffentlich nicht ausgenutzt!«
Stöhnend antwortete ich: »Nein! Ich bin doch kein notgeiler Arsch. Was denkst du denn von mir?« Freundschaftlich boxte ich ihn gegen die Schulter. »Ich hab sie brav nach Hause gefahren. Auf Marys Wunsch.«
»Kann ich mir gut vorstellen, dass das Marys Wunsch war.« Das tiefe Lachen meines besten Freundes sorgte dafür, dass sich einige Köpfe hoben und man in unsere Richtung sah. Schnell drehte ich das Gesicht zu ihm, ehe irgendjemand mich erkannte. Toni beruhigte sich und fragte: »Und nun weißt du nicht, wie du es wiedergutmachen sollst?«
»Nein, schließlich muss ich nichts wiedergutmachen. Einer der Vorteile, wenn man ein reines Gewissen hat.«
»Muss ja ein ganz neues Gefühl für dich sein«, unkte er. »Was ist es dann?«
Zerknirscht erklärte ich: »Ich habe in den letzten Stunden herausgefunden, wer sie ist und was sie beruflich macht.«
Toni stöhnte neben mir. »Du machst es spannend. Was ist mit ihr? Ist sie ein Transvestit und tritt in zwielichtigen Spelunken auf?«
»Schlimmer!«, stieß ich hervor, weil ich noch immer mit der Erkenntnis zu kämpfen hatte. »Sie ist Journalistin, was, wie du weißt, ein No Go für mich ist. Leider interessiert das einen gewissen Körperteil von mir nicht. Ich will sie! Unbedingt!«, gestand ich ärgerlich.
»Oh!«, stieß mein Freund ernst hervor. »Das ändert die Sache natürlich. Mister Ethan Anderson will eine ganz bestimmte Frau! Unfassbar, aber wahr. Das wird die Welt aus ihren Angeln heben. Na ja, zumindest dein Leben.«
Amüsiert stieß ich die Luft aus. So, wie er es sagte, klang es lächerlich, dass mich Abigails Berufswahl schockierte. Oder, dass ich dermaßen auf diese Frau abfuhr. »Du bist und bleibst ein Idiot, Toni.«
»Du auch, Alter!«
Schweigend saßen wir nebeneinander. Als kurz darauf der Kellner nach unserer Bestellung fragte, hatte sich eine düstere Stimmung zwischen uns ausgebreitet. Es war nicht so, dass ich die Wut, die in meinem Innern ihr Unwesen trieb, auf ihn projizierte, aber Toni wusste genau, dass die Presse für mich schon immer ein rotes Tuch war. Leute die bei Zeitungen, Zeitschriften oder dem Fernsehen arbeiteten, waren für mich Jünger des Teufels und ich mied sie wie die Pest.
Doch von Abigail wollte und konnte ich mich nicht fernhalten.
Nachdem wir unsere Bestellung aufgegeben hatten, sagte Toni in einem ungewohnten und ernsten Tonfall. »Am besten schlägst du dir die Maus aus dem Kopf. Heute Abend auf der Benefizgala gibt es bestimmt ein paar willige Schnecken, die dir helfen, deine Reporterin zu vergessen und den kleinen Ethan auf andere Ziele zuzusteuern. Wenn eine nicht reicht, nimm gleich zwei. Du bist ein begehrter Junggeselle, du wirst ganz bestimmt nicht allein nach Hause gehen müssen.«
So, wie Toni es sagte, hörte es sich an, als wäre es das Leichteste auf der Welt. Doch ich war mir sicher, dass es nicht einfach werden würde, diese Frau aus meinem Kopf zu verbannen.
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