Mein innerer Schrei ONENESS-WORLD. Natika Weingartner Smirna Mata. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Natika Weingartner Smirna Mata
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754915462
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Oft waren es nicht mal Worte. Es war ein Singsang von Lauten und hinter meinen geschlossenen Lidern sah ich ganze Filme wie im Kino. Ich war mein eigener Regisseur. So erinnere ich mich an das Bild, als ich mit einem Esel in mein Dorf ritt. Ich war verantwortlich für dieses Dorf. Es hatte eine grosse Kirche. Dies war für mich sehr wichtig. Das Dorf war Teil und umgeben von wunderbarer Natur. Der Esel ging auf schmalen Pfaden zwischen hohem Gestrüpp, Gräsern und Blumen. Ich war wichtig für diese Leute. Es war eine grosse Verantwortung, welche ich trug. Ich führte und leitete diese Menschen nach bestem Wissen und Gewissen. Es war ein friedliches Dorf. Die Leute trugen grosse Spiritualität in Ihren Herzen.

      In diesen wenigen Bildern war wohl ein Teil meiner Bestimmung auf dieser Erde enthalten. Ich ritt auf dem Esel. Ich wollte demütig sein und diesen Menschen einfach dienen. Dieses Dorf symbolisierte den Traum eines vernetzten, integralen, achtungsvollen, spirituellen Lebens in einer ebensolchen Gesellschaft. Diese Arbeit kann überall geschehen, in einer Klinik ebenso, wie in meinen Firmen und Projekten, welche durch die Jahre entstanden.

      Als ich etwa neun Jahre alt war, trommelte ich Klassenkameraden zusammen. Wir spielten das Märchen “Aschenputtel“ im Trockenraum. Ich übernahm die Rolle des Aschenbrödels. Was damals in mir ablief und wieso mir dieses Märchen imponierte, weiss ich so nicht mehr. Heute denke ich, dass mich von klein her Menschen anzogen, welche ein schwieriges Los gezogen haben. Ich bewunderte diese Menschen, weil sie im Leben gefordert wurden und dadurch besonders wertvolle und besonders reife Menschen wurden, so dann sie bereit waren ihr Schicksal anzunehmen. Trotz aller Härte wird wahre Liebe ebenso wie das Durchhalten auf der Schattenseite des Lebens im Märchen belohnt. Mein Herz hat immer geschlagen für die Menschen, welche im Schatten der Gesellschaft stehen. Nicht so sehr, weil ich auf dem Helfertrip gewesen wäre. Diese Menschen waren für mich viel lebendiger und viel intensiver. Da konnte ich etwas lernen für mein eigenes Leben. Hier fand ich Echtheit. Es war kein oberflächliches Rollenspiel. Hier brach das wirkliche Menschsein hervor und damit auch die Seele dieser Menschen. Ich wollte wissen, was der Kern des Lebens ausmacht. So begann ich, als ich mit 20 Jahren als Au-pair-Mädchen in London war, Obdachlose am Hydepark Corner anzusprechen und ihren weltfremden Reden zuzuhören oder die sogenannten „Bag Ladys“ (Frauen, welche aus den Abfallkübeln Essbares rausholten) zu beobachten und mit Ihnen zu sprechen. Ich suchte Ihre Seele, Ihr wahres Menschsein. Ich bin in eine Familie geboren, wo sehr viel heil war. Ich kannte keine Angst und keine Furcht. Da war auch immer etwas, was mich beschützt hat. Ich war in Liebe gehüllt. Ob es ein Schutzengel oder Jesus war, meine eigene Seele oder mein spiritueller Meister Sri Chinmoy, kann ich so nicht sagen. Ich habe grosses Vertrauen in mich selbst, sowie in die göttliche Kraft seit meiner Geburt. Ich wurde aber Zeit meines Lebens auch geprüft und mittels Träume gelehrt noch mehr Vertrauen zu haben in mein Sein und meine inneren und äusseren Erlebnisse.

      Der Esel begleitet mich durch mein ganzes Leben. Als wir im Handarbeitsunterricht als unsere erste Arbeit ein Pferdchen stricken konnten, wagte ich zur Lehrerin zu gehen und bat sie mir graue Wolle zu geben, da meine Strickarbeit ein Eselchen werden soll. In der Zeit meiner Pubertät, als meine Kameradinnen Popstars und dergleichen in ihrem Zimmer aufgehängt hatten, so waren meine Wände tapeziert mit verschiedensten Eselsposter. Zu diesem Zeitpunkt war mir weder der dienende noch der demütige Aspekt des Esels wichtig. Ich verkündete stolz, dass ich störrisch wie ein Esel sei. Und der Esel deshalb mein Vorbild sei. Dass der Esel sehr geduldig, dienend und genügsam ist und erst störrisch wird, wenn man ihm nicht gibt, was er zu seinem Leben braucht oder er gequält wird, war mir damals nicht klar. Ja, und so geht es mir bis zum heutigen Tag. Mein Meister schrieb einst, dass meine beste Qualität Geduld sei. Oh ja, sehr wohl! Doch sobald ich oder Menschen um mich herum nicht genug Raum bekommen, um zu sein, so werde ich störrisch und fühle einen tiefen Schmerz in mir. Der Esel und ich sind sehr wohl einander verwandt in unserem Sein. Genügsamkeit und in Demut und Einfachheit hinter der Kulisse unseren Dienst am Menschen zu verrichten, ist unser beider Wesen. Mittlerweile gesellten sich zum grauen, gestrickten Eselchen, zwei ägyptische Esel aus Holz, welche ich von einem Familienvater in Ägypten kaufte und ein Filz Esel aus Kirgistan.

      Auch im Leben draussen ist es so, dass viele Menschen aggressiv und störrisch werden, wenn Ihnen nicht die Freiheit gegeben wird, sich selber zu sein und zu leben. Es ist wichtig in der Gesellschaft, diese inneren Schreie der Hilflosigkeit vieler Menschen zu hören und ihnen den Raum zu geben, welcher ihnen gebührt. Diese Menschen oder ganze Länder, Ethnien, Völkergruppen wollen gehört werden. Mögen wir ihnen den Weg ebnen zurück in die Eigenständigkeit und Stärke. Der würdevolle Umgang mit jeder Seele kann sehr viel Spannung unter den Menschen erlösen und schliesslich ganz auflösen.

      img3.jpg2. Meine Schul- und Jugendzeit (bis 1982)

      E

      rst 1986 sollte dieses Dorf, dieser Traum, diese innere Sehnsucht einen Namen bekommen: Oneness-World.

      Dazwischen lagen schöne und auch schwierige Jahre. Ich suchte meinen Platz in dieser Welt.

      Ich verbrachte viel Zeit in der Natur. Die Natur erfüllte mich mit Kraft und regte meine Kreativität an. Sie half mir zurück in meine Seele zu kommen und gab mir Kraft derselben zu folgen. Um meiner eigenen Seele zu folgen, so verbrachte ich meine Freizeit meist alleine oder aber mit der Familie in den Ferien, wo uns unsere Eltern vor allem in die Berge führten. Meine Mutter führte mich in die Geheimnisse der Pflanzenwelt ein. Mein Vater trug oft am Abend seinen Rucksack voll mit meinen gesammelten Steinen. Der Katzensee war mein See. Ich genoss den Weg zu Fuss zeitweise barfuss (einige Kilometer hin und zurück) oder aber auch mit dem Fahrrad dorthin über Felder und durch Wälder. Dort genoss ich das Schwimmen. Ich schwamm oft die Länge und war so ganz alleine mit der Natur.

      Die Schule war nicht so einfach für mich. Ich wollte einfach in kein Schema passen. Im Kindergarten wollte man meiner Mutter weismachen, dass ich einen Gehirnschaden hätte. Und dies nur, weil ich in der Poliklinik keine Lust hatte den zugewiesenen Strichen am Boden zu folgen. Daraufhin wurde vermutet, dass ich kaum je richtig sprechen lernen würde, da mein Mund einfach die Worte nicht so schnell formen konnte, wie meine Gedanken sprudelten. Irgendwann wurde vermutet, dass ich auch nie richtig rechnen lernen werde. Dass ich vieles intuitiv, viel schneller erfasse und oft einfach mit der geistigen Welt so verbunden war, so dass ich einfach anders funktioniere, konnte niemand wissen.

      Meine Mutter stand Hundert Prozent hinter mir und konnte nur schwer verstehen, dass ich irgendwie geschädigt sein sollte.

      Als ich zur Schule kam, so war ich Linkshänder. Wieder war es meine Mutter, welche sich dafür einsetzte, dass man mich so nahm, wie ich bin und mir beibrachte mit der linken Hand zu schreiben.

      In der Handarbeit, später beim Zeichenunterricht in der Sekundarschule und danach im Gymnasium waren die Lehrer/innen immer wieder verblüfft über meine speziellen Farbzusammensetzungen wie orange und blau oder Magenta und blau etc. Eine Zeichenlehrerin meinte damals: Ich müsste eine asiatische Seele sein.

      Ja, wahrlich in Europa war ich wohl selten inkarniert und schon gar nicht in der Schweiz.

      Als ich vor Jahren Alo Devi, der Mutter des Sri Chinmoy Ashrams, eine Puppe aus Kairo schenkte, schaute sie mich an und meinte, dass meine Seele viele Inkarnationen in der arabischen Welt hinter sich hat. Ich vermute von Afghanistan, Jemen, Libanon bis Ägypten war ich in allen Ländern in anderen Leben zu Hause. Ich häkelte mir in jungen Jahren ein Umhangtuch in schwarz mit Vögeln eingehäkelt, in welches ich mich so gern einhüllte, obwohl ich mich sonst weigerte schwarz zu tragen. In Kairo schliesslich hatte ich folgendes Erlebnis: Als die Stiefmutter Mohameds (er war mein Begleiter und Helfer, um mich im Dschungel des Khan Khalili Marktes zurechtzufinden) auf der Strasse auf mich traf, im schwarzen Umhang, mit schwarzem Tuch auf dem Kopf, war mir, ich sehe mein Spiegelbild vor mir. Ich war für einen Moment wie in ein anderes Leben versetzt. Es hatte nichts mit dieser Frau zu tun. Es erinnerte mich nur daran, dass ich mich wohl viele Leben genauso im schwarzen Umhang, das Gesicht frei umrandet vom schwarzen Kopftuch, auf der Strasse bewegte. Meine Mutter hatte auch Ihre Mühe, dass ich Äpfel und Birnen so sehr verabscheute. Ich liebte und liebe Orangen, Datteln, Mangos und Bananen. Asiatische und orientalische Küche ziehe ich auch heute noch