Odyssee. Homer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Homer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175125
Скачать книгу
Fürsten, so viel in diesen Inseln gebieten,

      In Dulichion, Same, der waldbewachsnen Zakynthos,

      Und so viele hier in der felsichten Ithaka herrschen:

      Alle werben um meine Mutter und zehren das Gut auf.

      Aber die Mutter kann die aufgedrungne Vermählung

      Nicht ausschlagen und nicht vollziehn. Nun verprassen die Schwelger

      All mein Gut und werden in kurzem mich selber zerreißen!

      Und mit zürnendem Schmerz antwortete Pallas Athene:

      Götter, wie sehr bedarfst du des langabwesenden Vaters,

      Daß sein furchtbarer Arm die schamlosen Freier bestrafe!

      Wenn er doch jetzo käm und vorn in der Pforte des Saales

      Stünde, mit Helm und Schild und zwoen Lanzen bewaffnet;

      So an Gestalt, wie ich ihn zum ersten Male gesehen,

      Da er aus Ephyra kehrend von Ilos, Mermeros' Sohne,

      Sich in unserer Burg beim gastlichen Becher erquickte!

      Denn dorthin war Odysseus im schnellen Schiffe gesegelt,

      Menschentötende Säfte zu holen, damit er die Spitze

      Seiner gefiederten Pfeile vergiftete. Aber sie gab ihm

      Ilos nicht, denn er scheute den Zorn der unsterblichen Götter;

      Aber mein Vater gab ihm das Gift, weil er herzlich ihn liebte:

      Wenn doch in jener Gestalt Odysseus den Freiern erschiene!

      Bald wär ihr Leben gekürzt und ihnen die Heirat verbittert!

      Aber dieses ruhet im Schoße der seligen Götter,

      Ob er zur Heimat kehrt und einst in diesem Palaste

      Rache vergilt oder nicht. Dir aber gebiet ich zu trachten,

      Daß du der Freier Schar aus deinem Hause vertreibest.

      Lieber, wohlan! merk auf und nimm die Rede zu Herzen.

      Fordere morgen zu Rat die edelsten aller Achaier,

      Rede vor der Versammlung und rufe die Götter zu Zeugen.

      Allen Freiern gebeut, zu dem Ihrigen sich zu zerstreuen;

      Und der Mutter: verlangt ihr Herz die zwote Vermählung,

      Kehre sie heim in das Haus des wohlbegüterten Vaters.

      Dort bereite man ihr die Hochzeit und statte sie reichlich

      Ihrem Bräutigam aus, wie lieben Töchtern gebühret.

      Für dich selbst ist dieses mein Rat, wofern du gehorchest.

      Rüste das trefflichste Schiff mit zwanzig Gefährten und eile,

      Kundschaft dir zu erforschen vom lang abwesenden Vater,

      Ob dir's einer verkünde der Sterblichen oder du Ossa,

      Zeus' Gesandte, vernehmest, die viele Gerüchte verbreitet.

      Erstlich fahre gen Pylos und frage den göttlichen Nestor,

      Dann gen Sparta, zur Burg Menelaos', des bräunlichgelockten,

      Welcher zuletzt heimkam von den erzgepanzerten Griechen.

      Hörst du, er lebe noch, dein Vater, und kehre zur Heimat;

      Dann, wie bedrängt du auch seist, erduld es noch ein Jahr lang.

      Hörst du, er sei gestorben und nicht mehr unter den Menschen,

      Siehe, dann kehre wieder zur lieben heimischen Insel,

      Häufe dem Vater ein Mal und opfere Totengeschenke,

      Reichlich, wie sich's gebührt, und gib einem Manne die Mutter.

      Aber hast du dieses getan und alles vollendet,

      Siehe, dann denk umher und überlege mit Klugheit,

      Wie du die üppige Schar der Freier in deinem Palaste

      Tötest, mit heimlicher List oder öffentlich! Fürder geziemen

      Kinderwerke dir nicht, du bist dem Getändel entwachsen.

      Hast du nimmer gehört, welch ein Ruhm den edlen Orestes

      Unter den Sterblichen preist, seitdem er den Meuchler Aigisthos

      Umgebracht, der ihm den herrlichen Vater ermordet?

      Auch du, Lieber, denn groß und stattlich bist du von Ansehn,

      Halte dich wohl, daß einst die spätesten Enkel dich loben!

      Ich will jetzo wieder zum schnellen Schiffe hinabgehn

      Und den Gefährten, die mich, vielleicht unwillig, erwarten.

      Sorge nun selber für dich und nimm die Rede zu Herzen.

      Und der verständige Jüngling Telemachos sagte da gegen:

      Freund, du redest gewiß mit voller herzlicher Liebe,

      Wie ein Vater zum Sohn, und nimmer werd ich's vergessen.

      Aber verweile bei uns noch ein wenig, wie sehr du auch eilest;

      Lieber, bade zuvor und gib dem Herzen Erfrischung,

      Daß du mit froherem Mut heimkehrest und zu dem Schiffe

      Bringest ein Ehrengeschenk, ein schönes köstliches Kleinod

      Zum Andenken von mir, wie Freunde Freunden verehren.

      Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene:

      Halte nicht länger mich auf; denn dringend sind meine Geschäfte.

      Dein Geschenk, das du mir im Herzen bestimmest, das gib mir,

      Wann ich wiederkomme, damit ich zur Heimat es bringe,

      Und empfange dagegen von mir ein würdiges Kleinod.

      Also redete Zeus' blauäugichte Tochter, und eilend

      Flog wie ein Vogel sie durch den Kamin. Dem Jünglinge goß sie

      Kraft und Mut in die Brust und fachte des Vaters Gedächtnis

      Heller noch an wie zuvor. Er empfand es im innersten Herzen

      Und erstaunte darob; ihm ahndete, daß es ein Gott war.

      Jetzo ging er zurück zu den Freiern, der göttliche Jüngling.

      Vor den Freiern sang der berühmte Sänger; und schweigend

      Saßen sie all und horchten. Er sang die traurige Heimfahrt,

      Welche Pallas Athene den Griechen von Troja beschieden.

      Und im oberen Stock vernahm die himmlischen Töne

      Auch Ikarios' Tochter, die kluge Penelopeia.

      Eilend stieg sie hinab die hohen Stufen der Wohnung,

      Nicht allein; sie wurde von zwo Jungfrauen begleitet.

      Als das göttliche Weib die Freier jetzo erreichte,

      Stand sie still an der Schwelle des schönen gewölbeten Saales;

      Ihre Wangen umwallte der feine Schleier des Hauptes,

      Und an jeglichem Arm stand eine der stattlichen Jungfraun.

      Tränend wandte sie sich zum göttlichen Sänger und sagte:

      Phemios, du weißt ja noch sonst viel reizende Lieder,

      Taten der Menschen und Götter, die unter den Sängern berühmt sind;

      Singe denn davon eins vor diesen Männern, und schweigend

      Trinke jeder den