Odyssee. Homer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Homer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175125
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man den Toten beweine, der sein Verhängnis erfüllt hat.

      Ist doch dieses allein der armen Sterblichen Ehre,

      Daß man schere sein Haar und die Wange mit Tränen benetze.

      Auch mein Bruder verlor sein Leben, nicht der geringste

      Im argeiischen Heer! Du wirst ihn kennen; ich selber

      Hab ihn nimmer gesehn, doch rühmen Antilochos alle,

      Daß er an Schnelle des Laufs und an Kriegsmut andre besieget.

      Ihm antwortete drauf Menelaos der bräunlichgelockte:

      Lieber, du redest so, wie ein Mann von reifem Verstande

      Reden und handeln muß, und wär er auch höheren Alters.

      Denn du redest als Sohn von einem verständigen Vater.

      Leicht erkennt man den Samen des Mannes, welchen Kronion

      Schmückte mit himmlischem Segen bei seiner Geburt und Vermählung.

      Also krönet er nun auch Nestors Tage mit Wohlfahrt;

      Denn er freut sich im Hause des stillen, behaglichen Alters

      Und verständiger Söhne, geübt, die Lanze zu schwingen.

      Laßt uns also des Grams und unserer Tränen vergessen

      Und von neuem das Mahl beginnen! Wohlauf, man begieße

      Unsere Hände mit Wasser! Auch morgen wird die Zeit zu Gesprächen

      Mit Telemachos sein, uns beiden das Herz zu erleichtern!

      Sprach's, und eilend begoß Asphalion ihnen die Hände,

      Dieser geschäftige Diener des herrlichen Menelaos.

      Und sie erhoben die Hände zum leckerbereiteten Mahle.

      Aber ein Neues ersann die liebliche Tochter Kronions:

      Siehe, sie warf in den Wein, wovon sie tranken, ein Mittel

      Gegen Kummer und Groll und aller Leiden Gedächtnis.

      Kostet einer des Weins, mit dieser Würze gemischet,

      Dann benetzet den Tag ihm keine Träne die Wangen,

      Wär ihm auch sein Vater und seine Mutter gestorben,

      Würde vor ihm sein Bruder und sein geliebtester Sohn auch

      Mit dem Schwerte getötet, daß seine Augen es sähen.

      Siehe, so heilsam war die künstlich bereitete Würze,

      Welche Helenen einst die Gemahlin Thons, Polydamna,

      In Aigyptos geschenkt. Dort bringt die fruchtbare Erde

      Mancherlei Säfte hervor, zu guter und schädlicher Mischung;

      Dort ist jeder ein Arzt und übertrifft an Erfahrung

      Alle Menschen; denn wahrlich, sie sind vom Geschlechte Paeions.

      Als sie die Würze vermischt und einzuschenken befohlen,

      Da begann sie von neuem und sprach mit freundlicher Stimme:

      Atreus' göttlicher Sohn Menelaos und ihr geliebten

      Söhne tapferer Männer, es sendet im ewigen Wechsel

      Zeus bald Gutes, bald Böses herab, denn er herrschet mit Allmacht.

      Auf, genießet denn jetzo in unserem Hause des Mahles,

      Euch mit Gesprächen erfreuend! Ich will euch was Frohes erzählen.

      Alles kann ich euch zwar nicht nennen oder beschreiben,

      Alle mutigen Taten des leidengeübten Odysseus,

      Sondern nur eine Gefahr, die der tapfere Krieger bestanden

      In dem troischen Lande, wo Not euch Achaier umdrängte.

      Seht, er hatte sich selbst unwürdige Striemen gegeißelt,

      Und nachdem er die Schultern mit schlechten Lumpen umhüllet,

      Ging er in Sklavengestalt zur Stadt der feindlichen Männer.

      Ganz ein anderer Mann, ein Bettler schien er von Aussehn,

      So wie er wahrlich nicht im achaiischen Lager einherging.

      Also kam er zur Stadt der Troer; und sie verkannten

      Alle den Helden; nur ich entdeckt ihn unter der Hülle

      Und befragt ihn: doch er fand immer listige Ausflucht.

      Aber als ich ihn jetzo gebadet, mit Öle gesalbet

      Und mit Kleidern geschmückt und drauf bei den Göttern geschworen,

      Daß ich Odysseus den Troern nicht eher wollte verraten,

      Bis er die schnellen Schiff' und Zelte wieder erreichet,

      Da verkündet' er mir den ganzen Entwurf der Achaier.

      Als er nun viele der Troer mit langem Erze getötet,

      Kehrt' er zu den Argeiern, mit großer Kunde bereichert.

      Laut wehklageten jetzo die andern Weiber in Troja;

      Aber mein Herz frohlockte: denn herzlich wünscht ich die Heimkehr

      Und beweinte den Jammer, den Aphrodite gestiftet,

      Als sie mich dorthin, fern vom Vaterlande, geführet

      Und von der Tochter getrennt, dem Ehbett und dem Gemahle,

      Dem kein Adel gebricht des Geistes oder der Bildung.

      Ihr antwortete drauf Menelaos der bräunlichgelockte:

      Dieses alles ist wahr, o Helena, was du erzähltest.

      Denn ich habe schon mancher Gesinnung und Tugend gelernet,

      Hochberühmter Helden, und bin viel Länder durchwandert;

      Aber ein solcher Mann kam mir noch nimmer vor Augen,

      Gleich an erhabener Seele dem leidengeübten Odysseus!

      Also bestand er auch jene Gefahr, mit Kühnheit und Gleichmut,

      In dem gezimmerten Rosse, worin wir Fürsten der Griechen

      Alle saßen und Tod und Verderben gen Ilion brachten.

      Dorthin kamest auch du, gewiß von einem der Götter

      Hingeführt, der etwa die Troer zu ehren gedachte;

      Und der göttergleiche Deiphobos war dein Begleiter.

      Dreimal umwandeltest du das feindliche Männergehäuse,

      Rings betastend, und riefst der tapfersten Helden Achaias

      Namen, indem du die Stimme von aller Gemahlinnen annahmst.

      Aber ich und Tydeus' Sohn und der edle Odysseus

      Saßen dort in der Mitte und hörten, wie du uns riefest.

      Plötzlich fuhren wir auf, wir beiden andern, entschlossen,

      Auszusteigen oder von innen uns hören zu lassen.

      Aber Odysseus hielt uns zurück von dem raschen Entschlusse.

      Jetzo saßen wir still und alle Söhne der Griechen.

      Nur Antiklos wollte dir Antwort geben; doch eilend

      Sprang Odysseus hinzu und drückte mit nervichten Händen

      Fest den Mund zusammen und rettete alle Achaier;

      Eher ließ er ihn nicht, bis Athene von dannen dich führte.

      Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:

      Atreus' Sohn Menelaos, du göttlicher Führer des Volkes,

      Desto